Georges Seurat im Kunsthaus Zürich ist ein Ereignis und eine Gelegenheit. Denn der originellste Meister des Pointillismus ist in europäischen Museen kaum vertreten. Er war einer der Väter der Modernen Kunst, starb früh mit 31 Jahren und hinterliess nur wenige Werke, von denen die Besten dazu noch selten reisen dürfen. Rund 70 dieser Gemälde und Zeichnungen aus den bedeutendsten öffentlichen und privaten Sammlungen weltweit hat das Kunsthaus Zürich nach dem Thema "Figur im Raum" ausgewählt und für kurze Zeit anvertraut bekommen: Spaziergänger entlang der Seine, Akrobaten in der Manege, Gärtner bei der Arbeit; sie zeugen von der motivischen Vielfalt und kompositorischen Leistung, mit der sich der Weggefährte Cézannes und van Goghs von seinen Künstlerkollegen absetzte.
Seurat erfüllte die vom freien Farbauftrag lebende Malerei mit wissenschaftlicher Präzision. Wo nichts war als Licht und Atmosphäre schuf er rationale Dialoge zwischen Figuren und dem sie umgebenden Raum. Van Gogh, Gauguin und viele andere Maler seiner Generation waren von Seurats Farbpalette und pointillistischen Technik fasziniert. Später schwärmten die Künstler des Bauhauses von diesen ungewöhnlichen Bildkompositionen, den Geometrie-sierungen der Figuren wie der Landschaft. Aus dem grossen Kreis der impressionistischen Künstler hat Seurat wie kein zweiter die Kunst und ihre Rezeption beeinflusst. Diese Ausstellung, die instruktive Vergleiche zwischen Gemälden, Ölstudien und Zeichnungen ermöglicht, bietet dem Besucher ausserordentliche Chancen.