Termin

Haegue Yang - Arrivals

Ausstellung 22.01.2011–03.04.2011

Kunsthaus, Bregenz, Österreich

Auf der 53. Biennale in Venedig (2009) überraschte die 1971 in Seoul geborene Künstlerin Haegue Yang die Besucher gleich an zwei Ausstellungsorten. Als Teil der großen thematischen Schau »Fare Mondi« präsentierte sie im Arsenale aus ihrer Werkfolge Series of Vulnerable Arrangements – Domestics of Community sieben Skulpturen aus Metallständern, an denen in üppigen Kaskaden unterschiedlich starke und farbige Elektrokabel mit verschiedenartigen Objekten und Glühbirnen hängen. In ihrer vertikalen Ausrichtung erinnern diese Arbeiten gleichermaßen an Lebewesen wie auch an Technik-Relikte aus einer Zeit vor dem 21. Jahrhundert.

Parallel dazu hatte Haegue Yang nach längerem Zögern die Einladung angenommen, ihr Heimatland auf der Biennale im Koreanischen Pavillon in den Giardini zu vertreten. Unter dem Titel Condensation entstanden hierfür drei neue Werkkomplexe, in denen sie nationale Festschreibungen durch bewusstes Umgehen einfühlsam negierte und sich stattdessen mit Fragen nach der Bildung von Gemeinschaften sowie den möglichen Orten der sozialen und politischen Verbindung von Menschen beschäftigte.

Im Anschluss an Venedig war die Künstlerin nicht nur an vielen wichtigen Gruppenausstellungen in Basel, Köln, London, Los Angeles und Moskau beteiligt, sondern hatte 2010 auch größere Einzelpräsentationen im New Museum in New York (»Voice and Wind: Haegue Yang«) und dem Artsonje Center in Seoul (»Haegue Yang: Voice Over Three«). Mit ihrer für das Kunsthaus Bregenz entwickelten Ausstellung »Arrivals« unternimmt Haegue Yang noch einmal einen weiteren wichtigen Schritt. Sie präsentiert nicht nur eine Auswahl ihrer bis heute bedeutendsten Werke in neuen Konstellationen und in einer eigens hierfür konzipierten Architektur, sondern hat zudem 33 neue Lichtskulpturen geschaffen, die wie Außerirdische auf befremdende Weise das dritte Obergeschoss bevölkern. Darüber hinaus entwickelt sie für die Bregenzer Schau ihre bisher größte Installation, die aus annähernd 200 Jalousien besteht und in imposanter Leichtigkeit das gesamte zweite Stockwerk des KUB einnimmt.

Die komplexen, in ihrer atmosphärischen Verdichtung poetisch und konzeptuell zugleich erscheinenden Installationen, Skulpturen, Objekte, Fotografien, Videos und Diaprojektionen entziehen sich einer eindeutigen Interpretation. Auch wenn immer wieder Themen wie kulturelle Verortung und Bezüge zu anderen sozialen und politischen Fragestellungen zu erkennen sind, besticht das Werk von Haegue Yang gerade aufgrund seiner Mehrdeutigkeit, die sowohl in der Konzeptkunst der 1960er bis 1970er Jahre verwurzelt ist als auch aktuelle theoretische Diskurse aufgreift. Dies lässt sich anschaulich bereits bei der umfangreichen Präsentation älterer Arbeiten im ersten Obergeschoss des KUB nachvollziehen.

Hierfür hat die Künstlerin den großen Raum durch eine Holzkonstruktion in mehrere kleinere Kompartimente unterteilt und nutzt lediglich die im Vergleich zu den massiven Betonwänden des Gebäudes fragilen dreieckigen beziehungsweise trapezförmigen Holzwände zur Anbringung ihrer Werke. Der leicht abgedunkelte Raum, die unterschiedlichen Tonspuren der hier gezeigten Videos und das Klacken der Diaprojektoren erzeugen zudem eine fast kontemplative Stimmung. Ähnlich den Blicken, die in den Video - Essays durch die nicht genau zu identifizierenden Städte streifen, werden die Besucher animiert, sich ihren Weg durch die Ausstellungsarchitektur zu bahnen. Die intendierte oder vollzogene Bewegung, teils zielgerichtet, teils umherstreifend, kann auch als konstitutiv für die Entstehung anderer Werke der Künstlerin gedeutet werden.

So kondensiert sich der Austausch, das Hin und Her zwischen Zeiten und Orten, anschaulich in der aus 80 Blättern bestehenden Arbeit Illiterate Leftovers aus dem Jahr 2004. Hierfür hat Haegue Yang einem Empfänger ein weißes leeres Blatt Papier mit der Bitte zugefaxt, das Blatt unbeschriftet zurückzufaxen. Als Folge dieses Prozesses »verunreinigten« die Identifizierungsdaten (Sendernamen, Faxnummern) und sonstige Spuren des Faxgeräts die weiße Fläche und versahen sie mit Zeichen analoger Übertragung. In der Ausstellung sind die physischen Blätter verschwunden und werden in Form einer Diaprojektion als »belichtete Spuren« gezeigt. Der rigorose konzeptuelle Ansatz wird auch in ihrer ebenfalls in Bregenz zu sehenden Installation Storage Piece von 2004 deutlich, für die die Künstlerin alle Arbeiten verpackte, die bis zu diesem Zeitpunkt entstanden waren, aber nirgendwo gelagert werden konnten und somit von der Entsorgung bedroht waren. Diese präsentierte sie auf Transportpaletten und deklarierte das Lager zum Werk, das dann als eine singuläre Arbeit an einen Sammler verkauft wurde.

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