Termin

Hans von Marées – Sehnsucht nach Gemeinschaft

Ausstellung 01.10.2008–11.01.2009

Alte Nationalgalerie, Berlin, Deutschland

Die erste Ausstellung zum Werk des Malers Hans von Marées in Berlin seit 1909 umfasst etwa 100 Gemälde, großformatige Rötelzeichnungen und Skulpturen. Die Seltenheit von Marées-Ausstellungen ist dem Spröden und schwer Zugänglichen des Werkes geschuldet, aber auch der Fragilität vor allem vieler Arbeiten der Spätzeit. Deren Darstellungen erhielten durch das langwierige Schichten von Farbschicht auf Farbschicht, aus dem Gefühl dauernden Ungenügens heraus, eine fast reliefartige Oberfläche. Diese Bilder sind heute kaum noch transportabel. So ist der zu Lebzeiten erfolglose Maler, der nach 1900 als verkanntes, einsames Genie hohe Wertschätzung erfuhr, heute wieder weitgehend unbekannt. Das nicht sehr umfangreiche Werk des Malers entstand im Wesentlichen zwischen 1865 und seinem frühen Tod im Jahre 1888. Vielen gilt seit den Ausstellungen und Deutungen vom Jahrhundertbeginn das symbolträchtige Spätwerk als Höhepunkt des Werkes, anderen wiederum die in wenigen glücklichen Monaten 1873 entstandenen Fresken für die Zoologische Station in Neapel, zu deren Kontext zahlreiche großformatige Ölstudien gehören - deren schönste sich in der Nationalgalerie befinden. Eine Neuentdeckung in dieser Ausstellung könnten aber auch die traumhaften Idyllen der Frühzeit sein. Sind die festgefügten Werke der Spätzeit voller Anspielungen auf die Mythologie, liegt der Reiz der frühen Idyllen in ihrer Offenheit, inhaltlich wie malerisch. In lockerer, häufig nur angelegter Malweise ist ruhiges, menschliches Miteinander in einfacher Natur dargestellt. In allen drei Werkphasen begegnen wir dem Motiv des >Orangenpflückers<, für Marées eines, ja das wichtigste, der Symbolbilder für den Künstler, wie sie allenthalben in seinem Werk zu finden sind. Es steht neben dem Bild des >Ritters<, des >Standartenträgers< und es verbindet Früh- und Spätwerk. Zuerst wohl erscheint das Motiv in dem Bild Orangenpflückender Reiter und nackte Frau aus der Stiftung Moritzburg, Halle, prominent findet es sich unter den Studien für die Fresken in Neapel im Besitz der Nationalgalerie, auch zu den wenigen späten, fragilen Werken von Marées in der Sammlung gehören drei bedeutende Beispiele aus dieser Motivgruppe. Die positiv besetzte, immer männliche Figur des Orangenpflückers entspricht einem Kult des Künstlers, sie steht für den wahren Künstler, den Früchten der Erkenntnis und der Vollkommenheit nahe.

 

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