Termin

Ian Anüll

Ausstellung 06.03.2010–17.04.2010

Mai 36 Galerie, Zürich, Schweiz

Ian Anüll verzichtet auf eine ihm eigene, wieder erkennbare Handschrift, um den Personenkult und die Vorstellung des genialen Künstlers zu unterwandern. Der Künstler zeichnet, malt, fotografiert, filmt und gestaltet Objekte. Dabei verwendet er Fundstücke aus der Welt des Konsums und der Massenmedien, Zeichen und Symbole, die er durch ausgeklügelte Interventionen verfremdet und ihre Bedeutung damit subtil transformiert.
Der Buchstabe R tritt leitmotivisch in Anülls Schaffen auf und bezieht sich als Zeichen für «Registered as Trademark», also amtlich registrierte Marken, auf eine vermarktete Konsumwelt. Zum Beispiel erscheint das Trademark-® an der Basis einer Skulptur - eines gebrauchten, grünen Designstuhls von einem holländischen Atelier aus den sechziger, Anfang siebziger Jahren - und ist somit nicht sichtbar. Dagegen treten die auf 56 Leinwänden aufgenähten Labels ungemein prägnant in Erscheinung. Ihre Grösse
von 40 x 50 cm entspricht der mittleren Oberkörpergrösse eines Mannes. Zuvor hat der Künstler die bekannten und auch unbekannten Modeetiketten aus Männer- und Frauenkleidern herausgetrennt. Die Kleider hat er nicht etwa entsorgt, sondern sie in zwei runde Käfige auf Betonsockeln mit zwei Meter
hohen Eisenrohren eingesperrt. Ähnlich witzig und anspielungsreich erweist sich die Installation mit zwei alten, sehr abgenutzten Kinder-Holzstühlen, auf deren Lehnen auf Russisch in kyrillischen Schriftzeichen
«Keine Kunst» und «Kopie» geschrieben steht. Neben einer direkten, aktuellen Veranschaulichung des Benjaminschen Diskurses über das technisch reproduzierbare Kunstwerk verdeutlicht diese Arbeit, dass der Künstler gerne unser Wertesystem irritiert, indem er etwa Abfall in Kunstwerke verwandelt und somit das Wertlose um- und aufwertet. Vom Abfall von toxischen Wertpapieren spricht die Arbeit L’odeur et l’argent. Neben einer mit verschnipseltem Geld voll gestopften Karaffe steht ein Whiskey-Glas, das mit Parfüm gefüllt ist. Hier eröffnen sich vielschichtige Assoziationen, etwa von Jeremias Gotthelfs «Geld und Geist» bis zu Sigmund Freuds tiefenpsychologischen Analogien zwischen Geld, Macht und Exkrementen.

Weitere Informationen

Öffnungszeiten:
Dienstag - Freitag: 11 - 18:30 Uhr
Samstag: 11 - 16 Uhr

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