Termin

Kunstfehler - Fehlerkunst

Ausstellung 14.06.2009–09.08.2009

ACC Galerie Weimar, Weimar, Deutschland

Der Kunstfehler ist ein Begriff aus der Medizin, dem etymologisch zugrunde liegt, dass die ärztliche Behandlung nach dem gegenwärtigen Stand der Wissenschaft (im Lateinischen "de lege artis", im Englischen "the state of the art" - "nach den Regeln der Kunst") ausgeführt werden muss. Der Medizin wohnt seit jeher die Schwierigkeit inne, praktisches Wissen unter den Bedingungen der Realität umzusetzen, ihr obliegt eine elementare Verantwortung für Qualität und das Wohl des Patienten, für dessen eingehende Beratung, restlose Aufklärung über bevorstehende Therapien und Eingriffe und für die ausführliche Erläuterung aller bestehenden Risiken. So möge es sich vielleicht auch mit der Kunst verhalten. Vielleicht liefern die Regeln der Kunst aber auch die Bausteine für jene letzte Bastion, die sich nicht scheut vor würdevollem Scheitern, lustvollem Irren, leidenschaftlichem Versagen, dem Reiz der Niederlage: Nicht die Wissenschaft oder das Handwerk, sondern die Kunst ist das Paradies für Genies, der letzte Zufluchtsort für Versager, an dem Misslingen Aufbruch wird.

Der Kunstfehler oder das fehlgeschlagene Kunstprojekt zeitigt - ob vorsätzlich erdacht oder unbeabsichtigt - nicht selten das schlüssigere Resultat, wenn es Idee, Versuchsanordnung, Prototyp, Beschreibung, Simulation bleibt. Spannend am lediglich erdachten, nie begonnenen oder vollendeten Werk kann z.B. sein, dass es Einblicke in den Schöpfungsprozess gewährt. Ein Dichter sagte: "Vielleicht ist das Scheitern des Versuchs Einsteins, eine allgemeine Feldtheorie aufzustellen, für die Physik sein wichtigster Beitrag." Künstler, die Genugtuung dabei empfinden, in einem Projekt ihr Scheitern zu thematisieren, können sich ebenso für das Atelierprogramm bewerben wie Künstler, die sich in ihrem Vorhaben mit dem Scheitern und Fehlerhaften per se auseinandersetzen möchten. Und warum soll für den Künstler nicht zutreffen, was Friedrich Nietzsche in der "Fröhlichen Wissenschaft" sich selbst zuschreibt: "Er ist ein Denker, das heißt, er versteht sich darauf, die Dinge einfacher zu nehmen, als sie sind."

 

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