Termin

Madeleine Heublein SIRENENGESANG Arbeiten auf Leinwand und Papier

Ausstellung 08.06.2013–18.07.2013

Galerie Profil, Weimar, D

Veranstalter: Galerie Profil Weimar

Diese Ausstellung zeigt nicht nur Neues aus dem Werk der Leipziger Malerin und Grafikerin, sie ist eine Fortführung bereits erarbeiteter und verarbeiteter Themenkomplexe. Lassen Sie sich mit auf eine Reise nehmen.
Madeleine Heublein ist nicht nur im übertragenen Sinne eine Geschichtenschreiberin mit dem Pinsel, dem Stift, der Radiernadel oder der Lithokreide. Sie ist in gewissem Sinne eine Geschichtsschreiberin. Sie beobachtet genau und schärft ihre Sinne für Veränderungen. M.H. leistet sich den „Luxus“ des Innehaltens, sie nimmt sich die Zeit Abstand zu nehmen, mit Sensibilität zu beobachten. Sie zieht Geschichte, Literatur, die Kunst zu Rate, um das immerwährende „Spiel“ der Menschen herauszufinden.
Ihre Werke entstehen meist in Reihungen und Serien, in Themenkomplexen, in denen sie sich Ihrer Träume und Traumbilder entledigt, in denen sie vom Werden und Vergehen, vom Leben und Tod, von körperlichen und geistigen Erfahrungen erzählt. In ihren Bild-Erzählungen überwiegt das Figurative, auf den Körper bezogene, Biografisches schwingt darin.
M.H. bewegt sich dabei in der Malerei, der Zeichnung und Grafik, auch Installation gleichermaßen.
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In den Serien kreisen die einzelnen grafischen Blätter und Leinwände um Themen wie Sinnsuche, Vergänglichkeit, Verschwinden und Verlust.
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In der aktuellen Ausstellung mit dem geheimnisvollen Titel „Sirenengesang“ stecken wir mittendrin in dem Geflecht von Fragen, was uns umgibt, was uns beeinflusst und was uns bis hierher gebracht hat. Mit ihren Arbeiten will M.H. eindringen in die Geschichte der Menschheit. In der griechischen Mythologie findet sie Erklärungen von Verhaltensweisen und Mustern, die sich bis in unsere Tage nicht überholt haben. Beim „Lesen“ ihrer Bilder können wir verschüttetes Wissen wieder heraufholen und Verknüpfungen anstellen und doch bleibt etwas unbeschreibbar, unfassbar, bleibt diffus. Ihre „Pythia“, ihre „Sirenenbilder“, die „Gorgonen“ und ebenso die Landschaften „lands end“ sind Fragestellungen an uns. Wie kommt es, dass wir trotz enormen Wissenszuwachs über Jahrtausende nicht besser werden. Wie kommt es, dass die Menschen sich nach wie vor Schmerzen und Leid zufügen, obwohl genügend Potential vorhanden ist, was dagegengesetzt werden könnte.
In M.H. Malerei zeugen die durchkreuzenden Linien, das widerspenstige Gestrüpp, die Dornenkronen solcher Art Verletzungen an. Ihre Figuren und Körper sind meist einzeln dargestellt und doch wissen wir durch das Geflecht von Linien, von der Einbettung in den umgebenden Farbraum, der mehr oder weniger verdichtet ist, dass Wechselwirkungen und Beziehungen untereinander immer auf den Einzelnen zurückwirken. Ebenso ruft der Einzelne eine bestimmte Wirkung hervor. Mit ungeheuerer Sensibilität wählt M.H. Farben wir ocker, blau, grau, grün, gelb, manchmal auch rot, die licht oder dunkel, warm oder kalt wirken, dass der Betrachter wie magisch verstrickt in das Bild hineingezogen wird. Man folgt dem Blick nach innen, dem Blick dahinter, Traumphasen tauchen auf, sehr undeutlich, sehr diffus. Wir folgen den Linien der bandagierten Körper, die oft hauchdünn wie in einen Kokon eingewebt sind, wir folgen den Rotationen im Tanz.
M.H. liebt das Handwerkliche beim Machen, mag besonders den Umgang mit feinen, hochwertigen und kostbaren Papieren, sie liebt die Malerei, sie erprobt mit verschiedenen Materialien unterschiedliche Techniken und erreicht mit Sicherheit und Leichtigkeit Ergebnisse, die unter die Haut gehen. Es sind Momente im Grenzbereich von Aktion, Reaktion, es ist der Moment des Innehaltens, wie ein Anhalten der Zeit oder besser noch das sich Nehmen von Zeit, um überlegt den nächsten Schritt zu setzen.
Hier in der Arbeit „break“ ist es so ein Festhalten des Momentes, in dem die Figur wie geplättet auf den Stuhl sinkt, es bleibt offen, ob ihr die Beine weggezogen werden. Andere frühere Arbeiten aus der Serie „break“ zeigen noch viel mehr diesen Moment des Scheiterns, so als ob alles zu Ende ist. Jedoch diese Arbeit hier aus dem Jahr 2013 hat einen anderen Ausdruck, diese hat eine Andeutung eines festeren Blickes, der nach vorn gerichtet ist. Es ist nicht das Ende, es kann ein Anfang sein, der Blick verrät, dass es wie immer einen Ausweg aus der Situation gibt, weiter vor ihr liegt wieder eine Chance. Die Reise kann weitergehen. Und das ist das Wunderbare, das Tröstliche in den Arbeiten von Madeleine Heublein, weil sie dieser Dualität Ausdruck verleiht. Es gibt immer ein Innen und ein Aussen und im Inneren von jedem von uns steckt die Freiheit, das Wie für den Fortgang zu wählen.

Elke Gatz-Hengst
 

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