Termin

Marike Schuurman - Time Zero

Ausstellung 13.01.2012–11.02.2012

Berlin, Deutschland

Die niederländische Künstlerin Marike Schuurman versteht Fotografie von jeher als adäquates Verfahren, die Wirklichkeit zu transzendieren. Sie durchstreift die unterschiedlichsten Orte, beobachtet geduldig, entdeckt dabei Details, die dem modernen Menschen meist aufgrund seines längst verinnerlichten, visuellen Selbstschutzes entgehen. Ihre Vorgehensweise erscheint wie die sorgsame Entfaltung einer temporalen Landkarte, auf der unbekannte kleine Nebenflüsse, Mündungen und Inseln der Zeit verzeichnet sind. Dabei inszeniert die Künstlerin nicht, sie findet. Ihr Sehen ringt der Wirklichkeit deren verborgene Surrealitäten ab und hält sie fest. Die Ergebnisse sind manchmal entlarvend, manchmal überaus poetisch, aber immer virtuos komponiert.

Die Fotos, die auf während eines Aufenthaltes in São Paulo entstanden, bergen eine komplexe Überraschung. In der Ausstellung »Time Zero« sehen wir mittels Scanner digitalisierte und stark vergrößerte Polaroidaufnahmen, deren Bezug zur abgelichteten Wirklichkeit für den Betrachter nicht mehr nachvollziehbar ist. Diese Fotografien verdeutlichen einmal mehr die Rolle, die Schuurman den vorgefundenen Umständen zugesteht. In diesem Fall nicht nur der Auswirkung der vergehenden Zeit, während der sie ihre gesamte Aufmerksamkeit einem Ort und seinem Geschehen überlässt, sondern zusätzlich einem nicht kalkulierbaren Prozess, basierend auf der chemischen Reaktion überalterter Polaroidfilme.

Welch wunderbare Ironie, dass eine Technologie, deren Ursprung in dem Wunsch nach sofortiger und überprüfbarer Abbildung des Moments zu finden ist, zu einem nahezu magischen Apparat mutiert, der das sorgsam gewählte Motiv, den geduldig abgewarteten Augenblick, in eine abstrakte Komposition transformiert.

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