Termin

Philip Oeser - Neue Arbeiten

Ausstellung 31.01.2009–12.03.2009

Galerie Profil, Weimar, Deutschland

Vernissage©galerie profil
Vernissage©galerie profil

Philip Oeser wird in diesem Jahr 80 Jahre alt. Sein in Weimar entstandenes Werk – aufbauend auf dem Studium (1949) an der Staatlichen Hochschule für Baukunst und Bildende Künste Weimar, danach 1951 Hochschule für Bildende Künste Berlin-Charlottenburg – ist reich in seiner eigenen Bildsprache, die ihre Ausdrucksformen in unterschiedlichen, für sich entwickelten, Drucktechniken findet – wie Materialdruck, Monotypie, Frottage, Collage, Copygrafie.

Mit den technischen Möglichkeiten der Copygrafie, die er experimentell handhabte und durch spezielle Umbauten an der Apparatur seiner Arbeitsweise anpasste, entwickelte Philip Oeser seit den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts eine höchst komplexe Bildmetaphorik, in der er Privates und Gesellschaftliches, Natürliches und Kulturelles, Alltag und Kunst, Zufälliges und bewusst Gesetztes im Zustand des Fragmentarischen überlagert und aufeinander bezieht. Er lässt die Dingwelt im Licht der Gedanken aufscheinen und der geistigen Reflexion erschließen.
Die in den letzten Jahren entstandenen Arbeiten im Bereich der konkreten Kunst sind durch ganz außerordentliche Prägedrucke  - auch kombiniert mit Collage – bemerkenswert.
Philip Oeser lebt und arbeitet in Weimar.

Die Verkaufsausstellung zeigt vorwiegend Arbeiten der Jahre 2006 bis 2008 beispielsweise zum Thema „Anfang und Ende“, neue Prägedrucke, Arbeiten zu Rilke, Arbeiten zum Thema „Apokalypse“ sowie Metamorphosen. Es erscheint ein Flyer mit einem Textbeitrag von Dr. Cornelie Becker-Lamers.
Die erlesenen Arbeiten sind sehr begehrt unter privaten und öffentlichen Sammlern.


GEDANKEN ZU PHILIP OESER
Kopiert. Gefärbt. Gefügt. Gedruckt. Geprägt.
Aus vielen Schichten erst entsteht ein Bild.
Aus großen Blättern Formen frei gelegt.
Geklebtes waschen: Décollage. Mild.
Und Pergament befreit, das schlecht gehegt.
Hier schützt die Spiegelschrift ein Sepia-Schild.
Kann man beschreiben, was derart geschichtet?
Wo Sinngehalt sich wie die Form verdichtet?

Das „A und O“ ist häufig jetzt zu sehen:
Mal fast verschluckt in Farbe, mal im Kreis,
kann – transzendent – auch neben Kreisen stehen,
ganz jungfräulich in reinem Weiß auf Weiß.
So nennt DER WAHRE sich, zu dem wir flehen,
der End und Anfang setzt auf sein Geheiß:
Die Welt ist Buch, der Himmel Schriftenrolle,
geschrieben: Tod. Und das Verheißungsvolle.

Als „Warnung“ lesen wir ein altes Zeichen.
Die Elemente sind hier umgekehrt.
Doch Chaos muss noch stets der Ordnung weichen.
So zeigen es die Bilder Oesers: Unversehrt
der Kreise Linien – niemals zu erreichen
von Flammen, die das Innere zerstört.
Bedrohliche Erscheinung: ’S scheint, zum Auge,
zum Bild der Sphärenharmonie sie tauge.


 Form und Verformung: Seht hier Oesers Themen.
Metamorphose. Nicht der Große Knall.
Zeigt er uns Pferdeköpfe auch wie Schemen,
brächt’ einst der Letzte Reiter uns zu Fall,
lasst „fair is foul and foul is fair“ vernehmen:
Voll Neubeginns und Sterbens ist das All.
Das Leben über Tod den Sieg errang.
Und doch ist manche Kindheit Untergang.

Das zyklisch Werdende liest man hier ab:
Die Kreise heil. Ein jedes Bild erhebt,
was schon von jeher Kulten Nahrung gab,
wovon der Glaube an das Leben lebt:
dass Acker werden müsse jedes Grab,
dass jedes Ende einen Anfang webt.
Wir glauben’s heute. Es stimmt in Äonen,
litt Johannes auch die Folter der Visionen.

Die Frau gebiert, und vor ihr harrt der Drache.
Das Kind wird leben, denn es ist ein Riese.
Ob Himmels Zorn und zorn’ger Engel Rache,
das ew’ge Buch ein mildes Los uns kiese,
die Flamme Läuterfeuer nur entfache? –
Ist ‚Botschaft’ Oesers Kunst, so ist es diese:
Geschenkten Lebens würdig man sich mache.
Dass selbst man Leben sei. Und dass man wache.

Cornelie Becker-Lamers


Versmaß und Reimschema obigen Gedichts sind Ludwig Uhlands Gedicht "Ein Abend" angeglichen, das Philip Oeser in seinem Werk – die Bilder flieh’n – verarbeitet hat.


 

Weitere Informationen

Öffnungszeiten: 
Mi–Fr 12–18, Sa 10–16
und nach Vereinbarung

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