Termin

Pia Arnström - Fluctuatios

Ausstellung 15.01.2011–26.02.2011

Egbert Baqué Contemporary Art, Berlin, Deutschland

Bewegung ist die Verlagerung eines Körpers in Raum und Zeit vermittels Kraft, und manchmal vermittels Willen: Von hier nach dort; schnell oder langsam; und absichtsvoll, zufällig oder unbewusst. Vielleicht stellt es bis zu einem gewissen Grad bereits ein Paradox dar, einen bewegten Körper zu malen und ihn, wie es nicht umsonst heißt, auf die Leinwand zu bannen: Denn ist er fixiert, dann ist er unbewegt, sein Kurs ist nur zu erahnen, sofern wir Richtung und Motiv der Bewegung – also sein Movens, seinen Beweggrund – im Hintergrund des Bildes zu erkennen und zu deuten durch den Künstler in die Lage versetzt werden. Genau dieses Prinzip wird in Pia Arnströms Fluctuations ad absurdum geführt. Denn hier werden Figuren gegen ihre eigene Bewegung ausgespielt: So erkennt der Betrachter zwar in zarter, farblicher Leichtigkeit gemalte Körper, die in einem Bewegungsprozess zu sein scheinen, denn das verrät die Geste, in der sie gefangen sind. Aber ein Hintergrund, der als Referenz dienen könnte und den Betrachter über ein etwaiges Movens aufklären würde, das fehlt jedoch oder ist zum fragmentarischen Hinweis geworden. Der Hintergrund ist – wenn überhaupt einmal – extrem schwach skizziert; und Form und Stil der Skizzierung sorgen auch weniger für Klarheit, sondern viel mehr noch verweisen sie gerade durch ihren fragmentarischen Status auf das, was fehlt, aber doch sein könnte und vielleicht sein würde oder sollte. Die also nahezu komplette Aussparung des Settings und die Darstellung einer Figur in einem beliebig scheinenden Augenblick zwischen überall und nirgendwo, lassen diese geronnen erscheinen zwischen Konkretion und Abstraktion: Kein Raum, keine Zeit, nur ein eingefrorener Körper, verharrend in einer undefinierten Geste. In dieser konstruktiven Isolation jedoch wandeln sich Figur und Geste. Sie wandeln sich zu einem Dritten, reformieren sich nämlich zur Pose, die das Unkonventionelle im Alltäglichen enthüllt. Was bleibt ist eine Ambivalenz, allein im Jetzt, ohne Vorher und Nachher, ohne Richtung – und doch im Eindruck des Übergangs. Die Figur wird zum Zeichen; ob sie ästhetisch gesehen dazu erhoben oder degradiert wird, das bleibt dem Auge Betrachters und seinen Verdachtsmomenten überlassen. Insgesamt fühlt man sich doch ein wenig an Hölderlins Wort aus Mnemosyne erinnert: »Ein Zeichen sind wir, deutungslos.«

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