Jedes Werk von Thomas Sommer ist ein Panorama, fast altmeisterlich ausgearbeitete Wolken und Segmente von Landschaft; Horizont, Bergen, großen Weiten. Vor diesem Ausblick der Anblick der Kreatur: Todesmarsch, Loveparade, Prozession, Gorleben, Montagsdemo, all das.

Thomas Sommer schafft ein komplexes Sinnbild der humanen Existenz: einen dichten Menschenstrom mit ausgefransten Rändern, wo sich einzelne verlieren, zurückbleiben oder zu zweifeln beginnen, die Masse aber läuft weiter. Und man ahnt es: sie läuft im Kreis.

In die klar definierte Landschaft streut er die Strichfiguren ausgerechnet mit Kopierstift. Nicht wegzuradieren und noch für ein paar Jahrhunderte zu vervielfachen, um den endlosen Zug immer wieder aufzufüllen. Der Zug des Lebens bleibt ein Exodus. Er konserviert sich selbst mit seinem Sog nach vorn, dem Druck von hinten, dem Weiterlaufenmüssen mit all den anderen und der lächerlichen Frage nach den Ersten und Besten. Mit auktorialer Arroganz skizziert Sommer auf die Ölfarbe leichthändig das dumpfe Dabeisein und dazwischen wenige menschlichen Interaktionen. Das befremdende Methylviolett des Kopierstifts nimmt es vorweg; einige Wiederholungen noch, dann ist das alles verblasst, die Störfaktoren sind weg, und das großartige Panorama ist wieder sauber.