Mit dem Ankauf der deutschen Zeichnungen des 19. Jahrhunderts im Nationalsozialismus gelang es dem Wallraf-Richartz-Museum, den offiziellen Kunstgeschmack jener Zeit zu treffen und zugleich eine tatsächliche Lücke in der Graphischen Sammlung zu schließen. Lange Zeit haben die Werke deutscher Romantik genau aus Gründen der Popularität bei Sammlern wie Adolf Hitler, Hermann Göring und Martin Bormann sowie wegen ihrer ideologischen Instrumentalisierung zu Propagandazwecken kein großes Publikum auf dem Kunstmarkt erreicht – sie schienen 'behaftet' zu sein. Heute dagegen fasziniert der Geist der Romantik auf ein Neues und erfreut sich einer allgemein steigenden Wertschätzung und Wertsteigerung. Doch hat sich hat sich der Kunstgeschmack gewandelt? Welche künstlerischen Positionen des 19. Jahrhunderts, welche Gattungen und Sujets interessieren den Sammler von heute?

Florian Illies ist Kunsthistoriker und Buchautor, leitete von 2009 bis 2011 das Feuilleton der ZEIT und hat seither als Teilhaber das Auktionshaus Villa Grisebach erfolgreich um die Kunst des 19. Jahrhunderts erweitert.