Die populäre Konnotation des »Spektakels« ist eher eine negative. Dass das aber zu kurz greif, möchte die Tagung beweisen. Sie geht von einer deskriptiven Verwendung des Begriffs aus und möchte interdisziplinär unterschiedliche Zugänge zum Thema diskutieren. Eingeladen sind Wissenschaftler aus den Geistes-, Kultur- und Gesellschaftswissenschaften. Einsendeschluss für Exposés: 15. März 2015.
Als Spektakel werden alltagssprachlich kulturelle Veranstaltungen bezeichnet, die sich an ein breites Publikum richten und durch Strategien der sinnlichen Überwältigung, des Erstaunens und der affektiven Berührung gekennzeichnet sind. Aufgrund der v.a. sinnlich-körperlichen Rezeptionserfahrung und der Betonung oberflächlicher Schaulust wird das Spektakel oft als Ausdrucksform der Unterhaltungs- und Populärkultur angesehen. Der Begriff dient somit auch als Differenzierungs- bzw. Abgrenzungskriterium der so genannten hohen von der niederen Kultur. Insbesondere in der kultur- und medienkritischen Tradition von Guy Debords »Gesellschaft des Spektakels« (1967) wird der Begriff mit einer sinnentleerten, abstumpfenden und zerstreuenden Konsumkultur des Kapitalismus gleichgesetzt und somit in maximale Opposition zur bürgerlichen Tradition und ihren Konzeptionen von Kunst gesetzt, die auf Idealen wie Autonomie, Kontemplation, Distanz, Kritik, Reichtum an Bedeutung und Tiefe des Sinns beruhen. Der englische aber auch französische Begriff verdeutlicht hingegen die enge Verbindung von Spektakel und Theaterreflexion. Forderungen nach einer Theatralisierung der Künste seit den historischen Avantgarden weisen eine regelrechte Emphase für Strategien und Effekte des Spektakulären auf und gehen mit einem verstärkten Interesse an Performativität, Situationismus, Körperlichkeit und Affekt einher.
Im Rahmen der Tagung wird im Gegensatz zur normativen, moralischen oder kulturellen Bewertung eine neutralere, zunächst v.a. beschreibende Verwendung des Spektakelbegriffs vorgeschlagen. Von einer Analyse von Merkmalen und Typen ausgehend sollen ‚Spektakel‘ und ‚Spektakularität‘ als spezifische ästhetische Darstellungs- und Rezeptionsmodi erfasst sowie als analytische Kategorien für kunsttheoretische, kultur- und gesellschaftspolitische Fragestellungen im interdisziplinären Austausch produktiv gemacht werden.
Willkommen sind Beitragsvorschläge aus allen Disziplinen der Geistes-, Kultur- und Gesellschaftswissenschaften, zu sämtlichen Bereichen der Künste und Populärkultur (Bildende Kunst, Literatur, Theater, Musik, Tanz, Film, neue Medien, etc.), sowie aus der Kulturtheorie und Ästhetik im Allgemeinen. Diese können sich u.a. auf folgende Themenfelder beziehen:
Die Tagung findet vom 19. bis 21. November 2015 an den Universitäten Jena und Weimar statt. Zur Einreichung von Vorschlägen sind arrivierte WissenschaftlerInnen ebenso wie NachwuchswissenschaftlerInnen eingeladen. Bitte senden Sie Vorschläge in Form einer prägnanten und klaren Skizze Ihres Beitrags im Umfang von ca. 2.000-3.000 Zeichen zusammen mit einem kurzen Lebenslauf (max. 1 Seite) bis zum 15. März 2015 an:
Dr. Elisabeth Fritz (Friedrich-Schiller-Universität Jena, Kunsthistorisches Seminar)
email: elisabeth.fritz@uni-jena.de
Dr. Simon Frisch (Bauhaus-Universität Weimar, Dozentur für Film- und Medienwissenschaft)
email: simon.frisch@uni-weimar.de
Dr. Rita Rieger (Karl-Franzens-Universität Graz, Zentrum für Kulturwissenschaften)
email: rita.rieger@uni-graz.at