Ausstellungsbesprechungen

FRANZISKA KLOTZ – Malerei

Bis zum 11. April 2009 präsentiert die Galerie Sybille Nütt in Dresden die Werke der in Berlin wirkenden Künstlerin Franziska Klotz. Geheimnisvoll, lebendig und versehen mit einem tollen Gespür für atmosphärische Ausgestaltung, zeugen diese Arbeiten vom hohen Niveau der Gegenwartskunst. Verena Paul hat für uns die Ausstellung besucht...

Die Galerie Sybille Nütt zeigt die Werke der 1979 in Dresden geborenen Künstlerin Franziska Klotz, die mit neugierigen Augen ihre Umwelt abtastet und Erinnerungsfetzen des Alltags geheimnisvoll in ihre Malerei einfließen lässt. Klotz’ Leidenschaft, so Franziska Koch, „gilt flüchtigen Eindrücken, Farben, Situationen... visuellen Reizen, die die Grundelemente späterer Bilder werden. Sie archiviert sie im Gedächtnis, um sie im Atelier auf der Leinwand wieder erstehen zu lassen, oder sie hält sie fotografisch fest, blättert die Bilder bei späteren Gelegenheiten wieder durch, erliegt dann ihrem Reiz und lässt sie in die aktuelle Arbeit einfließen.“ Dabei wirkt die Farbe meist als Initialzünder: Die Künstlerin erprobt deren materielle Beschaffenheit, reizt sie aus und gelangt auf diesem Wege zu surreal anmutenden Szenen, die jedoch stets an Wirklichkeitspartikel anknüpfen.

Die in der Galerie Sybille Nütt präsentierten großformatigen Werke ziehen den Betrachter zu sich hin, lassen ihn vor den verrätselten und bisweilen irritierenden Bildinhalten sowie den sanft zerfließenden Farbflächen innehalten. Dabei erschließen sich nach und nach die Zwischentöne, die Bruchstellen und Risse, welche die Künstlerin aus dem medialen Bilderfluss, den eigenen fotografischen Momentaufnahmen und bildlichen Versatzstücken des Alltags entwickelt. Es ist jenes „Flackern der Medienwelt“ [Franziska Klotz], das die Arbeiten spannend zusammenwebt. Dabei ist Klotz weniger an einer Kritik der visuell angereicherten Kultur gelegen, als vielmehr an einer Thematisierung „von Sehgewohnheiten, die man in der jetzigen Zeit hat“.

Diese Sehgewohnheiten sind von Dynamik und Schnelligkeit bestimmt, was die Künstlerin mit Hilfe ihres Gespürs für Farbnuancen aufgreift. So beispielsweise in der 2008 entstandenen Arbeit „Zweiplusschwein“: Hier verwischen die Spuren der Wirklichkeit zusehends, so dass eine Parkszene mit bunt gekleideten Menschen mehr erahnbar denn wirklich sichtbar ist. Gerahmt von licht- bis dunkelgrünen Farbpartien, verschmelzen die Gestalten im Hinter- und Mittelgrund allmählich mit ihrer Umgebung. Die Gesichter der beiden im Vordergrund positionierten Figuren dagegen sind intensiver herausgearbeitet – die Farbe ist regelrecht modelliert und scheint auf der Leinwand unruhig zu vibrieren. Zum Korpus hin lösen sich die Konturen immer stärker auf und verlieren sich schließlich in vertikal verlaufenden, sanften Farbbahnen. Dieses Spiel aus Farbballung und der sich im Bildgrund verlierenden Tonwerte machen die Bilder Franziska Klotz’ zu einem eindringlichen Seherlebnis. Der Betrachter, geprägt von der täglichen Reizüberflutung, reflektiert den auf der Leinwand eingeschmolzenen Augenblick, der geduldig der intensiven Betrachtung aus Nah- und Fernsicht standhält.

Gesteigert ist dieses Spannungsmoment unter anderem in dem Werk „Am Meer“. Der Himmel, in zerfließenden Pastelltönen gestaltet, lässt vereinzelt vertikale Farbtränen über die Meeres- und Strandzone laufen und bildet damit den Ruhepol des Bildes. Demgegenüber bringt der Golfspieler, der im Augenblick größter körperlicher Anspannung festgehalten ist, Dynamik und Kraft ins Spiel. Sein Körper, aufgebaut aus flirrenden Farbflecken, greift die sportliche Bewegung auf. Und dennoch sind wir als Betrachter irritiert, da auch diese von uns weitergedachte Vitalität auf der Leinwand erstarrt ist.

Mit „Franziska Klotz – Malerei“ überzeugt die Galerie Sybille Nütt mit einer klar strukturierten Präsentation in atmosphärisch einladenden Räumlichkeiten, durch eine gelungene Werkwahl und ganz besonders natürlich durch die Arbeiten selbst, die dem Galeriebesucher das hohe Niveau von Gegenwartskunst vor Augen führen.

Fazit: Geheimnisvoll, lebendig, mit einem irren Gespür für atmosphärische Ausgestaltung, ist Franziska Klotz’ Malerei ein grandioses Ineinander von Moment- und Dauerhaftem, von Wirklichkeit und Traumlandschaft, von poetischer Miniatur und fabulierender Erzählfreude!

 Weitere Informationen

Öffnungszeiten
Montag 10-18
Di-Fr 11-18
Sa 10-15 Uhr
sowie n.V.

Eintritt
frei

Diese Seite teilen

Besuchen Sie uns