Was kann wohl spannender sein, als dem Entstehungsprozess eines Bildes beizuwohnen? Diese Frage kann der Besucher, nachdem er durch die Live painting-Veranstaltung in der Galerie m beck wie durch einen magnetischen Sog in zauberhafte Mal- und Klangwelten eingetaucht ist, ganz klar beantworten: Nichts ist spannender. Schon zu Anfang der Aktion ist eine faszinierende Atmosphäre spürbar gewesen, die sich beim Griff zum Pinsel und die ersten Tönen von Kontrabass und Klavier zu einem Fest für die Sinne steigerte.
Als plötzlich die Musik verhaltener, ja sogar melancholischer wird, wandelt sich auch die Strahlkraft der Farben und es erscheint eine ockerfarbene Bahn neben den bis dato leuchtenden Farben. Doch kündigt sich hier erst die Talfahrt der Farben an, denn Dimitrov greift beim nunmehr aggressiven, staccatoartigen Klang der Musik zu Schwarz, das er in einer langen Bahn erneut parallel zu den vorherigen Farbflächen setzt. Immer wieder fährt er mit seinem Pinsel von oben nach unten – es ist eine aufwühlende, bisweilen als schmerzhaft empfundene Malsituation, die sich jedoch langsam löst, da die Musik sich wandelt und zu harmonischen Akkorden Dimitrov zu Orange greift – es erscheint wie ein Moment der Erlösung und des Aufatmens.
Am rechten Bildrand nun angelangt legt der Künstler ein zartes Weiß auf den Malgrund, das sich durch Farbpartikel, die noch an dem Pinsel haften, zu einem cremigen Farbton harmonisiert. Die Musiker Bernd Mathias und Stefan Scheib spielen allmählich langsamer, gehen zu Pianissimo über und der Künstler tritt von seiner Arbeit zurück und betrachtet sein Werk, mit dem er noch nicht ganz zufrieden scheint. Schließlich geht Dimitrov entschlossen zu dem Behälter mit dem leuchtenden Rot und gießt dieses, am oberen Bildrand ansetzend, über die schwarze Fläche, so dass die Schwärze nur noch verhalten durchscheint.
Es ist in nur 20 Minuten ein Bild entstanden, das Gänsehautgefühl verursacht. Die dick aufgetragenen Farben, laufen stellenweise bis zum unteren Rand der Leinwand. Die Musik ist noch nicht verklungen und der Künstler tritt hinter sein Bild und gibt den Blick für den Betrachter gänzlich frei. Als die letzten Töne verklungen sind, glaubt man für kurze Zeit das leise Tropfen der Farben zu hören und ganz allmählich setzt ein wohl verdienter Applaus ein. Es war ein Erlebnis der Extraklasse, ein synästhetischer Hochgenuss, der zunächst noch ein Gefühl der Sprachlosigkeit verursacht. Durch das Live painting wurde wohl vielen Besuchern klar, wie viel Körpergefühl, Sensibilität und Rhythmus in diesem medienübergreifenden Werkprozess steckt und was für ein kostbares Geschenk es war, die Entstehung mitverfolgen zu dürfen.
Der Galerie m beck ist mit dieser Präsentation in den stimmungsvollen Ausstellungsräumen ein atemberaubender Griff gelungen und man kann gespannt sein, was den Besucher an Überraschungen in den kommenden, viel versprechenden Ausstellungen noch erwartet!
Öffnungszeiten
Mi-Fr 16-20 Uhr
So und an Feiertagen 16-18 Uhr
Eintritt frei