Termin

Ernst Ludwig Kirchner

Ausstellung 14.11.2018

Galerie Henze & Ketterer & Triebold, Riehen, Schweiz

Ernst Ludwig Kirchner - Seine Ausbildung zum Architekten einschließlich Diplom. Die gesammelten Architekturzeichnungen

Am 15. April 1901 begann Ernst Ludwig Kirchner sein Architekturstudium an der Königlich Sächsischen Technischen Hochschule in Dresden. Als Zeichner, Maler, Graphiker und Bildhauer des deutschen Expressionismus ist Kirchner in die Kunstgeschichte eingegangen, dass er aber ausgebildeter und diplomierter Architekt, also Diplom-Ingenieur war, ist den meisten unbekannt. Die gesammelten Architekturzeichnungen aus der Ausbildung bis einschliesslich Diplomarbeit sind erhalten geblieben und zeugen mit Entwürfen zu unterschiedlichen Gebäuden aus dem privatem und öffentlichem Bereich, mit Grund- und Aufrissen, perspektivischen Ansichten und Vorschlägen für die Innenausstattung von seiner Könnerschaft. Mit der Abgabe des Diploms, einem Entwurf für eine Friedhofsanlage, beendete Kirchner seine noch nicht einmal begonnene Karriere als Architekt. Auf Wunsch seiner Eltern hätte er Ingenieur werden sollen, statt sich der brotlosen Malerei zu widmen.

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Zu den von Kirchner gezeichneten Entwürfen gehörten im Sinne des „Gesamtkunstwerkes“ auch Inneneinrichtungen, insbesondere Ornamente, Lampen und Möbel. Die Zeichnungen zum „Herrenzimmer Dr. Münchmeyer“ umfassen Ansichten eines Innenraumes mit durchgehender Ornament-Vertäfelung, aber auch Entwürfe zu Stuhl, Schemel, Polstersessel, Schreibstuhl, Tisch, Sofa und Deckenlüster. Kirchner interessierte sich auch für architektonische Details und Bau-Ornamente wie der Entwurf für ein Wohnhaus am Berghang in den so genannten „Architektur Details“ zeigt, aber auch in der Ansicht der Diele, wo mit akribischer Genauigkeit die gesamte Innenausstattung festgelegt wird, von der Wand- und Deckenvertäfelung bis hin zu verzierten und gepolsterten Möbeln, Tischdecke und Teppichen. Bei dem Entwurf eines Raucherzimmers werden auch die Stuck- und Plüschwandverkleidung vorgegeben, die Kirchner detailreich farbig entwarf. Es sind im Grundsatz diese frühen Architekturzeichnungen, die Kirchner zur Innenausstattung im Sinne des „Gesamtkunstwerkes“ seiner Ateliers zuerst in Dresden, dann in Berlin und zuletzt in Davos inspirierten. Komplett künstlerisch durchgestaltet waren seine Wirkstätten im Innenraum mit von ihm entworfenen Wandverkleidungen, Kissen, Polsterungen, Tischdecken, Sofaüberwürfen, Schemel, Stühlen, Kommode, Türen, Zaun-Pfosten, ja sogar Aschenbecher, Obstschalen und Bett. Ganz zu schweigen von seinen eigenen Kunstwerken, die an den Wänden hingen oder im Raum standen und immer und immer wieder Einzug in seine Zeichnungen, Graphiken und Gemälde als Staffage hielten.

Alexandra Henze Triebold

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