Ausstellungsbesprechungen

5. art KARLSRUHE, Internationale Messe für Klassische Moderne und Gegenwartskunst

Bereits um 14.17 Uhr – die 5. art KARLSRUHE hatte seit gerade 17min ihre Tore zur Preview geöffnet – war die Messe schon so gut besucht, dass sich Schlangen an den Eingangskontrollen gebildet hatten. Am Abend waren gut 12.000 Besucher zur offiziellen Eröffnung in die dm-arena gekommen, noch bevor der eigentliche Messebetrieb für die Öffentlichkeit begonnen hatte.

Bereits um 14.17 Uhr –  die 5. art KARLSRUHE hatte seit gerade 17min ihre Tore zur Preview geöffnet – war die Messe schon so gut besucht, dass sich Schlangen an den Eingangskontrollen gebildet hatten. Am Abend waren gut 12.000 Besucher zur offiziellen Eröffnung in die dm-arena gekommen, noch bevor der eigentliche Messebetrieb für die Öffentlichkeit begonnen hatte. Die Chancen standen also schon am ersten Tag gut, dass der Besucherrekord vom letzten Jahr mit 35.000 Gästen zum fünfjährigen »Geburtstag« übertroffen würde: Gekommen sind schließlich rund 38.000 Besucher zum 5. Geburtstag der Karlsruher Messe für Klassische Moderne und Gegenwartskunst.

 

Wieder waren zwei Hallen der Karlsruhe Messehalle – mit Sicherheit eines der schönsten Ambiente für eine Kunstmesse – für die 5. art KARLSRUHE belegt. Hinzu kam eine etwas kleinere Halle mit Raum für die Podiumsdiskussions-Plattform »art meeting«, für die Sonderschau des Emirats Sharjah, die Info-Stände der Kulturinstitutionen der Region sowie Ausstellungsfläche für Galerien. Diese konnten sich mit ihrem Angebot an Fotografien und Editionen erstmals konzentriert präsentieren. Weitere Neuerungen sind zwei Preise, die im Rahmen der Kunstmesse zum ersten Mal vergeben wurden: Der Hans-Platschek-Preis für Kunst und Schrift sowie der art KARLSRUHE-Preis des Landes Baden-Württemberg und der Stadt Karlsruhe.

 

165 nationale und internationale Galerien sind dieses Jahr unter mehr als 300 Bewerbern ausgewählt worden. In den Ausstellungshallen hätte man denn auch Tage verweilen können, um alles aufzunehmen. Für einen kürzeren Besuch von nur ein paar Stunden hieß es daher, Eindrücke zu sammeln und sich Anregungen zu holen, um sie später in Ruhe auf sich wirken zu lassen. Zeit, sich intensiv mit bestimmten Arbeiten zu befassen, bleibt auf einer Messe kaum. Zwar legen die Galerien meist viel Infomaterial aus, die Angaben darin sind jedoch meist knapp gehalten und umfassen selten mehr als die Vita der Künstler.


Aber gerade das macht die besondere Atmosphäre einer Kunstmesse aus: Im Gedränge begegnet man Kunst nicht kontemplativ, sondern sehr viel spontaner, aber auch oberflächlicher. Anders als in Museen hängen die Werke in engen Ständen, lehnen auch mal an der Wand und sind – wie die Skulpturen auf den zahlreichen Skulpturenplätzen in Karlsruhe – oft auch wirklich zum Anfassen.

 

 

 

Welche Eindrücke konnte man mitnehmen von der art KARLSRUHE?

Die Malerei in unterschiedlichsten Facetten dominierte deutlich, Multimedia-Kunst war nur wenig zu finden, Arbeiten, die mit verschiedenen Bildträgermaterialien experimentieren schon etwas mehr. Kritisches oder Provokantes gab es nicht viel – am ehesten unter den Fotografien einiger Editions-Galerien –, dafür viele Künstler, die mit der Wahrnehmung und verschiedenen Darstellungsmedien spielen.

Auf der Messe für Klassische Moderne und Gegenwartskunst begegneten einem einige (alt)bekannte Namen wie Picasso, Macke oder Warhol. Aber auch kleine Überraschungen waren dabei, weniger bekannte grafische Arbeiten von Le Corbusier etwa. Dennoch: Entdeckungen ließen sich erwartungsgemäß vor allem bei den zeitgenössischen Galerien machen. Weniger zu erwarten waren dagegen die vielen interessanten Positionen, die sich unter den regionalen Galerien fanden, welche auf der art KARLSRUHE sozusagen Heimspiel hatten. Die Galerie Haus Schneider Uschi Kolb aus Karlsruhe zeigte etwa mit Freya Hattenberger (*1978) eine der wenigen Multimedia-Künstlerinnen auf der art KA. Ihre Videoperformance »Sirene« (2006) war zudem eine der provokanteren Arbeiten auf der Messe – ähnlich etwa den fülligen Nackten von Lilli Hill, die vom gewohnten Mainstream abweichen und dadurch sehr auffielen (Galerie Janzen, Wuppertal). 

 

Ein bisschen Avantgarde-Luft brachte die FGS (Ferenbaum-Gurbrü Station) aus Karlsruhe in die Messe. Die junge Galerie will vor allem jungen Künstlern von Hochschule für Gestaltung Karlsruhe eine Plattform bieten  – mit Erfolg, wie die erstmalige Teilnahme an der Art KARLSRUHE 2008 zeigt. 2007 haben die FGS die »und#1« mitbegründet, eine Plattform zur Präsentation von nonprofit-Kunstinitiativen, die auch dieses Jahr zum dritten Mal parallel zur art KARLSRUHE stattfindet. Bei der FGS war wohl auch das meistfotografierte Objekt der Messe zu sehen: die live-Performance »Penthesilea« von Rebecca Thomas (*1982).

  

Von den vielen malerischen Positionen hoben sich Galerien ab, die wie Linde Hollinger aus Ladenburg – seit diesem Jahr von den März Galerien Mannheim getrennt – konstruktive, konkrete und konzeptuelle Kunst zeigen. Ähnlich ausgerichtet auch die Galerie Emilia Suciu, Ettlingen, die dieses Jahr ihr zwanzigjähriges Bestehen feiert und auf der Messe einen neuen Schwerpunkt, u. a. mit optisch-kinetischen Arbeiten von Luis Tomasello (*1915) und abstrakt-geometrischer arte Madi von János Saxon-Szász (*1964) präsentierte. 

 

Auch international wird das  Angebot immer vielfältiger. Über dreißig Galerien aus Europa und Asien nahmen and er art KARLSRUHE teil. Dabei fielen etwa die koreanischen Galerien auf, die einige Künstler präsentierten, die sich mit der Kunsttradition ihre Landes beschäftigen und zu spannenden Lösungen kommen: Hyun-Young Lees aus Koreapapier gezupfte Landschaften etwa, Young-Hak Parks Tusche-Landschaften oder Hyun-Kyung Kim, die auf Papier-Schiebetüren zarte Blumenmotive variiert.

 

Aufgefallen sind weiterhin in loser Reihenfolge und ohne Wertung:

 

Rosa Lachenmeier mit Stadtübermalungen (One Artist Show der Galerie Mäder, Basel), Tobias Webers poppige Architektur- und Interieurbilder mit gummiartigen Konturen (Galerie Schlesinger, Zürich), bemalte Brokate von Deva Sand (Edition Domberger, Filderstadt), collageartige Raumskulpturen aus Pappe von Roland Kronschnabl (One Artist Show, galerie pro arte Freiburg), die großformatigen Scherenschnitte von Annette Schröter und die kleinen Holzfiguren von Peter Hermann mit praktischer Edeka-Papiertüte zum sofortigen Mitnehmen (Galerie Peters-Barenbrock, Ahrenshoop), das Wellpappenrelief eines Autobahnkreuzes von Martin Spengler (Galerie Epikur, Wuppertal), natürlich die fragilen Papierskulpturen von Angela Glajcar (One Artist Show, C. Wichtendahl Galerie, Berlin),…

 

Aus den über 200 One-Artist-Shows – dazu mussten Galeristen mindestens 25 Quadratmeter ihres Standes einem Künstler zur Verfügung stellen – wurde übrigens dieses Jahr erstmals von einem Gremium der Gewinner des art KARLSRUHE-Preises ausgewählt. Für die Dotierung von 15.000 Euro werden seine Arbeiten angekauft, um den Grundstock für eine Sammlung der art KA-Preisträger zu legen.

Den Anfang macht 2008 der Schweizer Maler Reto Boller (Galerie Mueller-Roth, Stuttgart).

 

Darüber hinaus wurde auf der diesjährigen Messe erstmals auch der Hans-Platschek-Preis für Kunst und Schrift verliehen. Damit sollen »Mehrfachbegabungen« ausgezeichnet werden – das heißt Künstler, die sowohl im Bereich Bildende Kunst als auch mit ihren Schriften bemerkenswerte Leistungen erbracht haben. Zur ersten Preisverleihung wurden neben Arbeiten von Hans Platschek auch Werke vom Preisträger präsentiert: F. W. Bernstein (*1938), deutscher Lyriker, Grafiker und Satiriker.

 

Ungewohnte Einsichten bot auch die Sonderschau des Emirats Sharjah: Neben Informationen über Land und Kultur und einigen Beispielen aktueller arabischer Kunst waren es vor allem die Kalligrafien aus der Sammlung des Sultans, die in Europa nicht oft zu sehen sind.

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