Ausstellungsbesprechungen

Andrew Phelps: Higley

Parallel zu der Ausstellung »Sommerherz« präsentiert die Robert Morat Galerie in Raum 2 die Arbeiten des 1967 in Mesa, Arizona geborenen, heute in Salzburg lebenden Fotografen Andrew Phelps. Im Fokus seiner Arbeiten steht sein Heimatdorf Higley, das zugleich den Titel der Ausstellung bildet.

Die kleine, ländliche Gemeinde Higley liegt vor den Toren der Stadt Phoenix im US-Bundesstaat Arizona – oder besser: lag! Denn die Metropole wächst und braucht Landflächen. Im Sommer 2007 verlor Higley seine Gemeinderechte und als Konsequenz muss das Dorf Shopping-Malls, Parkplätzen und einförmigen Eigenheim-Kolonien weichen. Andrew Phelps selbst verbrachte in Higley, wo seine Großeltern eine Farm bewirtschafteten, seine Kindheit und bevor das Dorf endgültig verschwindet, begibt sich der Fotograf auf Spurensuche. Dabei fängt er mit seiner Kamera sowohl trostlose Orte des Zerfalls als auch die neuen Bauprojekte ein, die aber nicht minder verlassen in den sandigen Weiten stehen.

Eine eindrucksvolle Arbeit Phelps’ stellt das verlassene, dem Zerfall überlassene Gebäude dar, das in einer Einöde einzig von Sand, einer verdörrten Vegetation, Strommasten und einzelnen Möbelstücken – Relikte menschlichen Lebens – umgeben ist. Betroffen stehen wir als Betrachter vor diesem Bild der Vergänglichkeit.

Die Vergangenheit hinter sich lassend, kündet dagegen eine andere Fotografie von der Zukunft: Zwei riesige Werbeanzeigen für Bauprojekte sollen Käufer locken. Die beiden zweidimensionalen Häuser werden von vier Holzpfählen getragen, die weit in den blauen, von Schäfchenwolken gesäumten Himmel ragen, damit sie auch aus größerer Distanz wahrgenommen werden können. Im Vergleich mit der ersten Arbeit entsteht ein ungemeiner Kontrast, da zum einen kleine Häuser verlassen und zum anderen noch nicht gebaute Gebäude zum Kauf angeboten werden. Die Spannung zwischen diesen Werken zeigt das feine Gespür, mit dem sich Andrew Phelps auf die Spurensuche begeben hat. Ihm ist nicht an einer idyllischen Dokumentation des »es war einmal« gelegen, sondern er sucht ganz bewusst Übergangssituationen auf: Vergangenes reiht sich an den Entstehungsprozess von Zukünftigem.

Aber der Fotograf hat nicht ausschließlich leblose Gegenstände aufgespürt, sondern sich auch den Menschen von Higley angenähert. Etwa einer älteren Frau, die in weiß gekleidet an einem kleinen, roten Tisch vor einem Fenster sitzt und dabei durch einen intensiven Blick Kontakt mit dem Betrachter aufnimmt. Ihre Augen scheinen fragen zu wollen, warum sich alles um sie herum verändert. Die Integration der Frau in einen ihr vertrauten Raum, ihre gelassene, aber anmutig erscheinende Körperhaltung evozieren ein Spannungsverhältnis zu ihrer Mimik, die von einem gewissen Schmerz geprägt ist.

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Und dann begegnet dem Ausstellungsbesucher eine junge Familie, die in ihren Bewegungen eingefroren scheint. Am linken Bildrand steht der Vater in Seitenansicht, bekleidet mit einem roten T-Shirt, Jeans und Cowboyhut. Während er in der rechten Hand eine Zigarette und in der Linken eine Colaflasche hält, ist sein Blick starr auf etwas außerhalb des Bildes Liegendes gerichtet. Im Zentrum befinden sich in frontaler Ansicht die Frau in legerem Pullover und davor die beiden Mädchen. Keine der Personen lächelt, sondern sie blicken ernst, bisweilen sogar traurig in die Kamera. Die Starrheit der Personen wird durch eine Lichtquelle verstärkt, welche die Figuren von rechts anstrahlt, während der Hintergrund sich in der Dunkelheit auflöst. Somit sind auch die Spuren des Umbruchs bei den Einwohnern von Higley erkennbar und sie helfen Phelps, den Wandel ästhetisch zu dokumentieren.

Insgesamt weiß die Robert Morat Galerie mit der Präsentation von Andrew Phelps fotografischer Serie »Higley« zu überzeugen. Neben einer wohl durchdachten Hängung der Arbeiten, beeindruckenden Motiven ist es primär die Annäherung des Fotografen an das Sujet des Verfalls, das dem Ausstellungsbesucher imponieren wird!

 

 

Weitere Informationen

 

Öffnungszeiten
Dienstag bis Freitag 11-18 Uhr
Samstag 11-16 Uhr und n. V.

Eintritt frei

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