Ausstellungsbesprechungen

Face of Fashion

Kevin Federline mit durchgeschnittener Kehle, ein Wunschbild vieler Britney-Fans? In der Ausstellung »Face of Fashion« wird dies zur Realität, das überdimensionale Foto lässt keine Zweifel daran. Fast genauso cool und Blut verschmiert präsentiert sich ein anderer Ex, Justin Timberlake. Steven Klein ist der Meister der Inszenierung und einer der Fotografen, der zur Zeit in der Ausstellung in der National Portrait Gallery seine Fotos zur Schau stellt.

Zu den fünf großartigen Fotografen von »Face of Fashion«, die die Innovation und Vielfältigkeit in ihren Mode-Portraits zeigen, gehören Mert Alas & Marcus Piggott, Corinne Day, Steven Klein, Paolo Roversi und Mario Sorrenti.

 

Gleich stellt sich die Frage, was Möchtegern-Rapper, Musiker oder Schauspieler mit Modefotografie zu tun haben? Schon lange sind die Zeiten der unscheinbaren Models, die »nur« Kleider vorführten, vorbei. Spätestens seit den ersten Supermodels der Neunziger mit Claudia Schiffer, Linda Evangelista, Christy Turlington oder Cindy Crawford. Dazu reihen sich gerne Schauspieler, Musiker, Sporthelden, Filmemacher, Designer und Tänzer. Was wäre die englische Klatschpresse ohne ihre Lieblingsfamilie, die Beckhams oder die ganze Weltklatschpresse ohne Angelina und Brad oder unsere Pop-Prinzessin Britney? Wenigstens in den Modemagazinen scheint die Welt noch in Ordnung, auch wenn die Masse einer überdimensionalen Claudia Schiffer für die H&M-Werbung eigentlich gar nicht möglich sind und Diven wie Catherine Deneuve und Sharon Stone einfach nicht älter werden. Modefotografie ist auf dem Höhepunkt ihrer Macht und ihre führenden Vertreter gehören zu den großartigsten unserer Zeit. Mert & Marcus, Corrine Day, Steven Klein, Paolo Roversi und Mario Sorrenti sind einzigartig und äußerst unterschiedlich in ihrem Stil, doch eines verbindet sie: die Beziehung zwischen ihnen und dem Subjekt und das Ergebnis: faszinierende Fotos.

 

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»Vor einem Foto zu stehen, das du liebst, ist der finale große Moment, warum man Fotos macht.« so Mario Sorrenti. Das dachte er sicherlich auch bei der Fotostrecke mit der Schauspielerin Julianne Moore für das »W« Magazin im September 2004. Eine blonde Julianne, normalerweise sind ihre Haare rot, erzählt in Bildern eine Geschichte. »Ich bin verheiratet, habe zwei Kinder, ich bin eine Schauspielerin. Es gibt keine großartige Geschichte mehr zu drucken, so können wir etwas Visuelles machen?« fragte sie. Fast schon zerbrechlich wirkt sie, wunderbar sinnlich und atemberaubend schön, kraftvoll sind die Kontraste in den Fotos mit dem Hund oder mit dem zerbrochenen Rotweinglas. Fasziniert von Gesichtern, Leidenschaft, Ängsten und Verletzlichkeit der Menschen, die er abbildet, verkörpert Mario Sorrenti vieles, was die Modefotografie heutzutage ausmacht.

 

Unverschämt schön oder Fantasie pur? diese Frage stellt sich bei einigen Fotos von Mert Alas & Marcus Piggott. Die Portraits von Uma Thurman für die Louis Vuitton Kampagne und von Natalie Portman für das »W« Magazin sind sehr glamourös. Beide Schauspielerinnen könnten sich nicht besser inszenieren als auf diesen Fotos. Wie eine Fee aus einem Märchen wirkt die sonst eher nüchterne und wenig glamouröse Uma Thurman. Doch dies ist natürlich auch dem ganzen Team zu verdanken, die einen Charakter kreieren, der darauf wartet, den richtigen Moment zu finden. Mert Alas & Marcus Piggott suchen die Emotionen in ihren Aufnahmen, erst wenn sie zum Ausdruck kommen, wissen sie, dass sie das perfekte Foto haben.

 

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Kate, Kate und wieder Kate, gemeint ist Kate Moss, Supermodel, Modeikone und eines der Lieblingsgesichter von Corinne Day, die seit über 15 Jahren konsistent mit Kate Moss zusammen arbeitet. Die Fotos von Kate für die »Britsh Vogue« zeigen sie in ihrem eigenen Apartement und wirken eher wie eine Dokumentation als eine Modefotografie. Ungeschminkt und trotzdem schön präsentiert sich Kate auf vielen Fotos der Ausstellung; am beeindruckendsten sind ihre Schwarz-Weiß-Portraits, auf denen sie pur und kraftvoll scheint. Sie selbst kann den Wirbel um sie oft nicht verstehen »Ich habe schiefe Zähne, O-Beine und eine wackelige Nase«. Kate Moss ist das perfekte Model, das den antiglamourösen Zeitgeist der 1990er widerspiegelt.

 

Sting, John Galliano, Juliette Binoche, Vanessa Paradis, Naomi Campbell, Natalia Vodianova, die Reihe lässt sich unendlich fortsetzen und es scheint, als ob Paolo Roversi sie alle vor der Linse gehabt hat. Beim Anblick der Fotos ist sofort klar, warum. Nie war Sting kraftvoller, Galliano ausdruckstärker, Juliette sexier, Vanessa schöner und Natalia der absolute Wahnsinn, was für ein Gesicht. Für Paolo Roversi ist das ganze ziemlich einfach »es braucht nur ein kleines Licht und ein bisschen Mut, um ein Foto zu machen«; und tatsächlich, braucht er keine großen Studiobauten und Dekorationen, seine Fotos sind pur und sehr natürlich. Er bringt eine narkotisierende Schönheit zum Ausdruck, die einzigartig und rebellisch, zugleich verletzlich und äußerst kraftvoll wirkt.

 

»Face of Fashion« bringt viele Aspekte der Portrait-Fotografie zusammen. Doch es geht nicht immer nur um Technik, Kunst, Schönheit, Mode oder welcher Fotograf ist gerade der Angesagteste. Ein wunderbares Portrait bewirkt, dass man stehen bleibt und es anschaut, frei von jeglicher Vorgeschichte. »Face of Fashion« präsentiert viele dieser wunderbaren Portraits, die faszinieren und die immer wieder Neues offenbaren.

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