Porträts

Joan Mitchell – eine Malerin tritt aus dem Schatten der Männerwelt

Das Museum Ludwig in Köln würdigt das Werk der beeindruckenden Malerin Joan Mitchell mit der Retrospektive »Joan Mitchell. Retrospective. Her Life and Paintings« bis einschließlich 21. Februar 2016. Die Ausstellung zeigt wenig bekannte Werke mit Leihgaben aus dem Centre Pompidou, dem MoMA und der Joan Mitchell Foundation. Auch das außergewöhnliche Leben Mitchells wird hier beleuchtet. Sabrina Tesch zeichnet ein Porträt der Künstlerin.

Zeitlebens trug die Künstlerin Joan Mitchell (1925 in Chicago geboren, 1992 in Paris gestorben) die braunen Haare schulterlang und mit Pony wie Prinz Eisenherz und dazu eine große, runde Brille. So wirkte die Künstlerin immer schon intellektuell und selbstbewusst, was sie zu ihrer Zeit auch sein musste. Daneben trank und rauchte sie so viel wie ihre männlichen Kollegen.

Joan Mitchell setzte sich durch

Den Abstrakten Expressionismus prägten Männer wie Jackson Pollock oder Willem de Kooning. Frauen traten in der Kunstwelt New Yorks nur selten aus ihrem Schatten. Abgesehen von Joan Mitchell. »Die Avantgarden des 20. Jahrhunderts, auch die Malerei des Abstrakten Expressionismus, wurden angeführt von Männern – doch Jackson Pollock und all die anderen konnten Joan Mitchell nicht stoppen.«, schreibt das Museum Ludwig in seiner Pressemitteilung.

Sie setzte sich in einer Zeit durch, als Frauen in der Malerei nichts zu sagen hatten. Dabei ging es ihr aber nicht um Feminismus oder ein neues Frauenbild. Sie machte einfach das, was sie wollte. Auch ihr Erfolg war so von ihr nicht geplant, »Ich hatte es leichter, weil ich nie auch nur auf die Idee gekommen bin, mich mit den ganz Großen messen zu können – schließlich war ich eine Frau.«

Mitchells Vormarsch als Malerin

Joan Mitchell wuchs in wohlbehüteten Verhältnissen in Chicago auf. Ihr Vater war Arzt und ihre Mutter gab eine Literaturzeitschrift heraus. Schon jetzt musste sie sich gegen einen Mann behaupten: ihren Vater. Er hielt sich für den besseren Zeichner, weil er ein Mann war. Im Verlauf ihres Lebens bewies sie ihm aber das Gegenteil. Bereits früh, 1959, nahm sie an der documenta II in Kassel teil.

Mitchell studierte Kunst am Smith College in Northampton, am Art Institute of Chicago und an der Columbia University in New York. Dort gehörte sie ab den 1950er Jahren durch ihre abstrakte Malweise zum inneren Kern der Kunstszene. Während ihres Studiums verbrachte sie einige Zeit in Paris, das sie schnell lieben lernte. So wechselte sie ab 1955 ständig zwischen New York und Frankreich, ab 1968 zog sie dann endgültig nach Frankreich. Nahe Paris in Vétheuil lebte sie mit ihrem Partner, dem kanadischen Maler Jean-Paul Riopelle.

Mitchells Malerei

Sie verstand es, ihre Kompositionen ausgewogen und die Farben in einem lyrischen Zusammenspiel auf die Leinwand zu bringen. Trank sie während des Malens in der Nacht doch meist Scotch und hörte klassische Musik. Hinter jedem Bild steckt ein Gefühl, eine Erfahrung, eine Erinnerung, die sie poetisch in Malerei umsetzte: »Poetische Bildsprache zwischen Emotion und Kalkül«. Vielleicht auch gerade wegen des Alkoholkonsums.

So war die brünette Künstlerin keine brave angepasste Malerin sondern behauptete sich in der Männerwelt. Der Deutschlandfunk nannte sie entsprechend »Die Frau unter den Wilden«.

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