Rund 200 Werke der japanisch-stämmigen Malerin Leiko Ikemura werden zur Zeit im Ostasiatischen Museum in Köln ausgestellt. Ihnen werden 13 Werken anderer japanischer und chinesischer Künstler aus der Sammlung des Hauses gegenübergestellt. Hierdurch entsteht ein interessanter Diskurs. Die Ausstellung »All About Girls and Tigers« wurde daher bis zum 28. Februar 2016 verlängert. Sabrina Tesch hat sich mit der Künstlerin und ihrer Kunst auseinandergesetzt.
Ikemura wirkt ruhig und zurückhaltend, mit ihren kurzen schwarzen Haaren, dem Blick wach und interessiert. Ihren Beruf sieht man ihr an. Zwar wurde sie 1951 im Japan der Nachkriegszeit geboren, doch lange Zeit entzog sie sich der japanischen Kunst und Kultur. Zunächst scheint das ungewöhnlich, doch beschäftigt man sich genauer mit ihrem Schaffen, ergibt alles einen Sinn. Ihr Werk ist rund.
»Wenn ich arbeite, verschwindet meine Identität. Da könnte ich auch eine Katze sein«, so Ikemura einst.
Ikemuras Weg nach Europa
Das Leben in Japan nach dem Zweiten Weltkrieg war hart. Das Land zerstört, die Menschen zermürbt und Kunst und Kultur vernachlässigt. Es ging nun darum, Japan wieder aufzubauen. So beschloss Ikemura sich der westlichen Welt zuzuwenden: Sie studierte Spanische Literatur in Osaka. 1972 ging sie dann nach Spanien, um ihr Studium zu vertiefen. Dies war ihr erster Schritt nach Europa.
Dort lernte sie ihre Liebe zur Kunst näher kennen und begann parallel zum Studium mit der Bildhauerei. Schließlich zog es sie dann auch zur Malerei. Sie studierte von 1973 bis 1978 an der Kunsthochschule in Sevilla. Ikemuras Vorliebe war die amerikanische und europäische Moderne. Lange lebte sie in der Schweiz und war aktiv in der Züricher Kunstszene der 80er Jahre beteiligt. Weitere Stationen waren Nürnberg, wo sie als Stadtzeichnerin angestellt war, und Berlin. Dort unterrichtete sie als eine der ersten Frauen Kunst an der Universität der Künste. Nun ist Köln ihr Lebensmittelpunkt.
Ikemuras japanischer Blick
In Japan hingegen entwickelten sich zwei Stilrichtungen unabhängig voneinander. Ende des 19. Jahrhunderts kam die durch den Westen geprägte Malerei, »yoga«, auf, die sich aber nicht mit der traditionellen japanischen Malweise, »nihonga« zusammenbringen ließ. Japans Kultur grenzte sich lange Zeit ab und entwickelte so eine eigenständige Kunst. Ikemuras Werk ist ein Bindeglied zwischen beidem, sie greift den westlichen Malstil auf und verbindet ihn mit japanischen Elementen.
Erst in der aktuellen Ausstellung im Ostasiatischen Museum wurde der Künstlerin bewusst, dass auch ihre japanischen Wurzeln in ihrer Arbeit erkennbar sind. Japanische Poesie trifft dabei auf europäisches Wagnis und kühle Eleganz. Der aktuelle Blick Ikemuras steht hierbei im Gegensatz zur konventionellen und traditionslastigen Kunst Asiens. »Ich sehe nicht zwei verschiedene Welten, sondern Zwischenwelten. In Japan gibt es auch nur ein Wort für schreiben und malen. In Deutschland sieht man das antagonistisch. Wo die Wörter aufhören, fangen die Bilder an.«
Auch wieder ein spannender Aspekt, der gerade diese Ausstellung auszeichnet. Letztlich lässt sich ihre Herkunft nicht verleugnen. Sie vermischt den Westen mit dem Osten und gerade das macht ihr Werk so originell und spannend.