Eine gewichtige Ausstellung ist noch für kurze Zeit in Donaueschingen zu sehen: eine Handvoll Metallplastiker zeigt, wie vielseitig und wie wandelbar ihr Material ist. Dabei wird nicht gekleckert, sondern auch mal tonnenweise geklotzt. Die Bildhauerei hat sich in den letzten hundert Jahren substanziell weit über sich hinaus entwickelt, sodass eine Konzentration auf das Metall eine seltene Gelegenheit ist, sich einmal auf einen der klassischen Kernbereiche dreidimensionaler Gestaltung zu besinnen.
Die Künstler dieser Sparte, die im Museum Biedermann opulent vertreten sind, heißen Gert Riel, der im Januar seinen 70. Geburtstag gefeiert hat, sowie – sozusagen als Festtagsgäste – Camill Leberer, Markus F. Strieder, Stefan Rohrer und Friedemann Flöther. Eintönig ist die Schau in ihrer metallischen Gewichtung noch lange nicht, im Gegenteil: zwischen Aluminium oder Stahl liegen kleine Welten, und das nicht nur in Bezug auf deren grundverschiedener haptischen und optischen Präsenz. Aufgelockert wird die Ausstellung durch ein paar Zeichnungen, doch dominiert ist sie freilich von monumentalen Installationen und anderen plastischen Objekten.
Spektakulär sind die vor Spannung strotzenden Arbeiten des ehemaligen Hoflehner-Schülers Gert Riel. In verschiedenen Serien legt er Stahlplatten wie zerschnittene Pappen aus, koordiniert Eisenblöcke zu chiffrierten Raumzeichen, lackiert leicht gebogene Aluminiumflächen in irritierenden Schattierungen – doch was sein Werk über alle Maßen besonders macht, sind die mit Stahlbändern umspannten Zug-und-Druck-Objekte, die sich meist »ohne Titel« einprägen (Riels andere Werke sind mit Titeln wie »Veränderung«, »Flächenspannung« usw. überschrieben). Ganz anders zeigt sich das Werk von Camill Leberer, der erst jüngst eine große Schau in Stuttgart hatte. Kombiniert mit farbigem Glas oder transparentem Wellplastik, grandios verunklärt durch Schraffuren, Licht und spiegelglatten Flächen, schafft er zauberhaft-malerische Schau-Kästen und Projektionsflächen für tiefgreifende Gedanken. Markus F. Strieder dagegen schmiedet kristalline Stahlrohlinge, die den spröden Charme der Esse noch atmen. Weit entfernt vom Schmelzofen sind dagegen die Metallobjekte von Stefan Rohrer, der Motorradteile und ähnliche Blech-Fundstücke zu absurden und bewegungsbehinderten Vehikeln zusammenfügt und so die Faszination für den Motorsport mit Katastrophenklischees verbindet. Daneben gibt es von dem Künstler Bleistiftzeichnungen auf altölgetränktem Papier zu sehen. Vorgefertigt sind nicht zuletzt die Metallbleche von Friedemann Flöther, die er in großzügig verbeulten Arrangements inszeniert. Von dem knapp 40 Jahre alten Flöther führt außerdem ein direkter Weg zur Fotografie; seine C-Prints zieht er etwa über Stahlbleche auf, die ihre plastische Qualität erst im Einschussloch offenbaren.
Die Bildhauerei ist – spätestens seit ihrer Begriffserweiterung durch Joseph Beuys – eine der vielseitigsten Gattungen. Dies wird besonders deutlich, wenn man die unterschiedlichen Positionen innerhalb einer Materialgruppe betrachtet. Das Museum Biedermann hat dies höchst eindrucksvoll zur Schau gestellt.