Ausstellungsbesprechungen

Pop Art Portraits

Die Pop-Art ist eine stehende Größe im Kunstgeschäft – während andere Stile kamen, aufwallten und vergingen, blieb die Pop-Art (und sei es zuweilen auf kleiner Flamme) im Kanon erhalten.

Da fragt man sich, ob man mit einer Pop-Ausstellung irgendwie noch punkten kann. Sean Rainbird, Chef der Stuttgarter Staatsgalerie, der die Schau aus London übernommen hat, hat gezeigt: man kann. Selten standen die Porträts an der Rampe wie in dieser konzentrierten Ausstellung. Nicht die Highlights der Bewegung sind hier zu sehen, dafür präsentiert man einen Stil, der gemeinhin als unpersönlich gilt, nun als gemeinsames Spiel von Konsum und Person – und der, wie Rainbird bekräftigt, als Konsument und Opfer des Konsums. Die rund 50 Arbeiten englischer und amerikanischer Künstler werfen ein neues Licht auf die Geschichte der Pop-Art. Es fehlen hier freilich nicht die Stars ihrer Zeit: Hamilton, Johns, Lichtenstein, Rauschenberg, Warhol, Wesselmann. Und von einigen dieser V.I.P.s der Pop-Szene lernt der Betrachter ganz neue Seiten kennen oder er entdeckt sie neu: Paolozzi Rosenquist wieder einmal als ein ganz großer vielseitiger Künstler, Dine, Hockney, Allen Jones. Weniger vertraute Namen dürfen sich hier auch profilieren: Peter Blake, Patrick Caulfield. Nigel Henderson, Ray Johnson (sehr stark), Richard Smith und andere mehr.

In Stuttgart hat man die Möglichkeit, die Pop-Art auch nicht nur als poppig-banalen Ausdruck einer Lebenshaltung zu sehen, sondern auch als geradezu explizit figurative Antwort auf den abstrakten Expressionismus, der den gesellschaftsorientierten Künstlern als erst recht banal, buchstäblich nichts sagend, wenn nicht wahrhaft snobistisch vorkam. Und doch kehrt die Schau auch ganz unprätentiös dahin zurück, wo wir die Pop-Artisten immer schon hatten: im Umkreis von Andy Warhol, der nicht nur die schon zu Ikonen gewordenen Porträts von Marilyn & Co. schuf, sondern unangefochten die Nummer eins dieses medienoffenen, eben »populären« Stils ist, auch rund 20 Jahre nach seinem Tod. Der Starkult, den alle die Künstler lostraten, ist heute noch ganz gängig, auch jenseits eifriger Siebdruck- und Pinselspuren (der Opfer will gedacht sein: neben Monroe auch James Dean, Elvis Prestley und andere mehr). Also doch viel Wind um nichts Neues? Das mag jeder für sich entscheiden, aber eins ist sicher: In der Staatsgalerie zeigt sich die Pop-Art frisch und außerordentlich spannend.

Wer noch mit weiteren Vorurteilen über die Pop-Art brechen will – etwa dies, sie sei ein primär amerikanisches Unterfangen, sollte parallel zur Stuttgart-Schau und zum Katalog noch ein Buch zum Thema zu Rate ziehen: »Europop« von Tobia Bezzola und Franziska Lentzsch (Kunsthaus Zürich, 2007). Hier treten gemeinsam auf: KP Brehmer, Erró, Richard Hamilton, Gerhard Richter, Mimmo Rotella, Wolf Vostell u.a.

 

Weitere Informationen

 

Öffnungszeiten
Dienstag, Mittwoch, Freitag bis Sonntag 10.00 - 18.00 Uhr
Donnerstag 10.00 - 21.00 Uhr

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