Ausstellungsbesprechungen

Premio Agenore Fabbri, Aktuelle Positionen italienischer Kunst

Das sieht man hierzulande selten! Aktuelle Positionen italienischer Kunst sind noch bis zum 1. Juni 2008 in der Kieler Stadtgalerie ausgestellt. Fünfzehn in Deutschland noch weitgehend unbekannte Kreative auf dem Weg zum internationalen Renommée zeigen in der Ausstellung »Premio Agenore Fabbri« jeweils mehrere Arbeiten.

Ausgewählt wurden sie von einem Kuratorium unter dem Vorsitz des Gründers der VAF-Stiftung, Volker Feierabend. Mit Acryl- und »digitaler Malerei«, Fotografie, Objekten und Videos konkurrieren die überwiegend in den 1960er und 70er Jahren geborenen Künstlerinnen und Künstler um den Agenore-Fabbri-Preis, einen der höchstdotierten Förderpreise Italiens, den die VAF-Stiftung seit 2003 im Zweijahresrhythmus verleiht.

Die deutsche Stiftung hat sich der Förderung der italienischen Kunst des 20. Jahrhunderts verschrieben und verfügt in diesem Bereich über eine der bedeutendsten Sammlungen weltweit. Werke aus dem Stiftungsbestand befinden sich als Leihgaben in verschiedenen Museen in Deutschland und Italien. Mit der Verleihung des Agenore-Fabbri-Preises und der Organisation der vorbereitenden Ausstellung öffnet sich die Stiftung den neuesten Tendenzen der italienischen Kunst und erreicht damit zwei Ziele: die eigene Sammlung zu aktualisieren und den Bekanntheitsgrad junger italienischer Positionen im deutschsprachigen Ausland zu erhöhen.

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Kein Zweifel, von der Antike bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts sind aus Italien immer wieder kulturelle Impulse gekommen, die von den Künstlern Nordeuropas mit Begeisterung aufgenommen wurden. Die Italienreise war fester Bestandteil einer fundierten Künstlerausbildung, von Dürer bis Jacques Louis David machten sich viele Kreative auf den Weg nach Süden – so mancher mit einem staatlichen Stipendium wie dem französischen »Prix de Rome« ausgestattet. Futurismus und Pittura metafisica gingen von Italien aus und waren Höhepunkte der klassischen Moderne mit internationaler Ausstrahlung.

Diese Zeiten sind vorbei. Von der italienischen Kunst der vergangenen 50 Jahre ist bis auf Arte Povera und Transavanguardia nur wenig im Ausland bekannt, um den großen »Rest« bleibt es seit vielen Jahren still - Touristen und Fachleute suchen in Italien überwiegend Älteres. Ob sie das verdient hat, kann nur entscheiden, wer die jüngere Kunstproduktion zu Gesicht bekommt. Und wenn das Publikum nicht nach Italien reist, um sich vor Ort von ihrer Qualität zu überzeugen, so sorgt Sammler Feierabend eben dafür, dass die Kunst den Weg ins Ausland findet. Gemeinsam mit der Kieler Stadtgalerie hat er einige »seiner Italiener«, die immer gut sind, oft hervorragend und nie zum Mainstream gehören, nun bereits mehrmals innerhalb weniger Jahre im Norden gezeigt und wird es hoffentlich noch häufig tun.

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Besucher der Stadtgalerie wird es erfreuen, zu sehen, dass die jungen Italienerinnen und Italiener - wie ihre Künstler-Kollegen anderswo auch - »globale« Materialien verwenden und sich mit Fragen der Gentechnik und der digitalen Bildübertragung, der elektronischen Bildgenerierung oder des Menschenbildes in der Konsumgesellschaft beschäftigen. Vielleicht kommt ihnen dabei sogar die eine oder andere Tugend aus der glorreichen künstlerischen Vergangenheit ihres Landes zugute.

Für Volker Feierabend gibt es fraglos ein qualitatives Moment, das die Künstler seiner Sammlung zusammenhält, seien es Vertreter der »Arte Programmata« der 1960er Jahre oder der »Pittura colta« der 1990er: Dem in der Mode- und Designstadt Mailand ansässigen deutschen Unternehmer, dessen Sammelleidenschaft dort vor rund 30 Jahren aus dem Wunsch nach Schönem für die eigenen Wände heraus entstanden war, geht es in der Kunst zuallererst um Fragen der technischen Perfektion. Und wer wollte die Antonio Marras Vexierbildern, Davide Coltros Kostbarkeiten der Computerkunst, Andrea Faccos verschränkten Bildreihen und Francesco Laurettas virtuoser Malerei, die zur Zeit in Kiel ausgestellt sind, absprechen?

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Wer von den zwei Künstlerinnen und 13 Künstlern aus der Vorauswahl den Preis erhält, wird am Ende der Ausstellungstournee in Graz bekannt gegeben werden. Den anderen 14 bleibt die Gewissheit, Eingang in eine bedeutende Sammlung gefunden zu haben, und die Hoffnung, eigene Arbeiten eines Tages als Leihgabe in einem renommierten Kunstmuseum in Rovereto, Bonn, Aachen oder Stuttgart wieder zu sehen, denn alle vorausgewählten Werke der 15 Preisverdächtigen wurden von der VAF-Stiftung bereits angekauft.

Öffnungszeiten

Dienstag, Mittwoch, Freitag 10-17 Uhr,
Donnerstag 10-19 Uhr,
Samstag Sonntag 11-17 Uhr,
Montag geschlossen

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