Ausstellungsbesprechungen

Spinnwebzeit, die Ebayvernetzung

Was verbindet Martin Boyce, Marcel Duchamp, Yves Klein oder Andreas Slominski mit Spiderman, Sternenkarten oder Wasser der Niagarafälle? Die Ausstellung „Spinnwebzeit - die Ebayvernetzung“. Sie präsentiert Kunstwerke der museumseigenen Sammlung neben alltäglichen Gegenständen, die über Monate bei Ebay erworben wurden.

So erblickt der Besucher im Treppenhaus des Museums nicht nur das Mobile „For 276 Silent Falls“ von Martin Boyce, sondern auch eine überlebensgroße Spiderman-Figur, die im Juni 2005 ersteigert wurde. Die Ausstellung verbindet, was auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun hat. Durch Parallelen in Material, Aussage oder Motiv verweben sich unterschiedlichste Alltagsgegenstände mit den Objekten des Museums und geben ihnen eine neue Bedeutung. Das idyllische Inselmotiv auf Martin Honerts „Zigarrenkistenbild“ steht plötzlich einer Originalaufnahme des Atombombentests auf dem Bikini Atoll 1946 gegenüber und erhält durch die Verknüpfung einen negativen Beigeschmack. Die typisch blaue Leinwand von Yves Kleins „Monochrome Bleu“ verschwindet fast zwischen Sternenkarten und Weltraumaufnahmen unbekannter Fotografen.

 

Die Verknüpfung der Objekte stellt die Kunst in den Mittelpunkt und rückt sie zugleich in den Hintergrund. Durch die Verbindung mit banalen Alltagsgegenständen gewinnt sie selbst an Bedeutung und wertet jene zur gleichen Zeit auf. Eine ersteigerte DEFA 8mm-Verfilmung der Legende vom Baron Münchhausen wirkt auf einmal wie eine Videoinstallation, eine Ansammlung von Vasen stammt nicht etwa vom Internetmarkt, sondern von den Künstlern Anna und Bernhard Blume. Die Gegenüberstellung der in Mexiko City gesammelten Spazierstöcke des Künstlers Francis Alÿs und einiger über Ebay ersteigerter Spazierstöcke hebt die Grenzen zwischen Nichtkunst und Kunst endgültig auf.

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Die Ausstellung spielt mit dem Betrachter, präsentiert ihm banale Gegenstände als Kunstwerk, drängt ihn damit zur Auseinandersetzung mit der Kunst und wirft Fragen auf. Wie können zwei alte Batterien Museumsgegenstand sein? Sind Hand- oder Rasierspiegel Kunst? Ist es möglich, dass alltägliche Dinge Kunst werden? Kann Kunst überhaupt „werden“?

Spinnwebzeit macht es durch ihr Format also nicht nur möglich, Kunstwerken in einem neuen Kontext zu begegnen, sondern stellt auch die Frage nach der Bedeutung des Ausstellens, durch das die Ebayobjekte an Bedeutung gewinnen und ihren Platz im Museum behaupten. Ist also Kunst nur dann Kunst, wenn sie im Museum steht? Was ist Kunst? Spinnwebzeit bietet eine kurzweilige und schöne Gelegenheit, dieser Frage der modernen Kunst nachzugehen.

Weitere Informationen

Öffnungszeiten:

Mo geschlossen
Di,Do,Fr,Sa 10-17 Uhr, Mi 10-12 Uhr

 

Eintritt:

€ 6, ermäßigt € 3,
freier Eintritt am jeweils letzten
Samstag des Monats

 

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