Verleger vorgestellt

„Eine ausgesprochene Herzensangelegenheit war Giorgio Vasari.“ – Dr. Klaus Wagenbach, Verlag Klaus Wagenbach

Der Verleger Klaus Wagenbach spricht darüber, was ein Buch zu einer „Herzensangelegenheit“ macht, wie der Verlag über strittige Buchprojekte entscheidet und wie sich der (Kunstbuch-)Verleger heute sieht.

Klaus Wagenbach©Antje Fleischhauer
Klaus Wagenbach©Antje Fleischhauer

„Unsere Bücher sollen schön sein, aus Zuneigung zum Leser und als Zeichen gegen die Wegwerfmentalität.“ 

„Wir veröffentlichen nur Bücher, von denen wir meinen, dass sie gelesen werden sollten.“

Das sind zwei berühmte Sätze von Klaus Wagenbach, dem Gründer und Verleger des gleichnamigen Berliner Verlages. „Berühmt-berüchtigte“ Sprüche gibt es von Klaus Wagenbach so zahlreich, dass man damit ein eigenes Buch füllen könnte, was bisher zwar noch nicht getan wurde, aber ausgeschlossen ist es nicht in einem Verlag, der auf eine 44-jährige, mitunter recht turbulente Verlagsgeschichte zurückblicken kann. Anfänglich als Ost-West-Verlag angelegt, musste der Verleger bald einsehen, dass ein solches Projekt an der politischen Realität in DDR und BRD scheitern musste. Dem DDR-Ein- und Durchreiseverbot folgten weitere experimentelle Jahre mit einer Kollektiven Verlagsverfassung und den Buchveröffentlichungen der Neuen Linken. Diese enthielten unter anderem einen Text von Ulrike Meinhof und riefen damit staatliche Gegenwehr und hitzige Diskussionen hervor. 1973 spaltete sich der Verlag in den Rotbuch Verlag und den Klaus Wagenbach Verlag, und Wagenbach veränderte sein Verlagskonzept hin zu mehr literarischen, vor allem auch ausländischen Buchveröffentlichungen.
Autoren wie Ingeborg Bachmann, Günther Grass, Johannes Bobrowski, Ernst Jandl, Peter Rühmkorf, Erich Fried, Carlo Emilo Gadda, Djuna Barnes und Virginia Woolf begleiteten die Entwicklung des Klaus Wagenbach Verlages hin zu einer festen Größe in der deutschen Verlagslandschaft. Der mittelgroße Verlag leistet einen bedeutenden, weil „widerspenstigen“ Beitrag zur Büchervielfalt auf dem einheimischen Buchmarkt. Bislang unbekannte Autoren, anspruchsvolle Anthologien, politisch herausfordernde Essays, literarisch-humorvolle Kurzgeschichten sowie kulturwissenschaftlich bedeutsame „Lückenfüller“ wurden zu Markenzeichen eines Verlages, der zusätzlich auf die hohe Qualität seiner Bücher besonderen Wert legt.
2002 übergab Klaus Wagenbach den Verlag an seine Ehefrau Susanne Schüssler. Klaus Wagenbach ist für den Verlag weiter als Lektor und Berater in „schwierigen Fällen“, wie er sagt, tätig und meint damit „verspätete“ Übersetzer oder „sich vernachlässigt fühlende“ Autoren.


Herr Wagenbach, Sie sagten einmal: „Wenn wir uns in der Lektoratsrunde nicht einigen können und ein Lektor sagt, das Buch sei für ihn eine absolute Herzensangelegenheit, dann gilt das Manuskript als angenommen.“ Was macht ein Buch zur Herzensangelegenheit?

(lacht) Ja, eine ausgesprochene Herzensangelegenheit war natürlich für mich eine neue Übersetzung von Vasari. Ich habe viele Jahre lang das Lektorat damit gequält, dass ich gesagt habe, man müsste mal Vasari verlegen. Bis eines Tages ein Brief von dem kunsthistorischen Institut in Frankfurt kam, wo ich einmal promoviert habe. Der Brief war von Alessandro Nova, der mich fragte, ob ich eine Gesamtausgabe machen würde. Ich bin jubelnd am Dienstag in die Lektoratskonferenz gelaufen und habe gerufen „Herzklausel“! Da haben sie alle gelacht und gesagt, was erzählst du uns da, das sagst du doch schon seit Jahren.

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Die Hälfte der 44 Bände der Edition Vasari  ist bereits erschienen...

Über die Hälfte. Wir dürfen schon in Prozent zählen. (lacht) 30 Prozent fehlen noch, aber 70 haben wir schon. Das ist ein Beispiel für diese seltsame Herzklausel. Wie sie zustande kam, ist ganz einfach: Jeder Deutsche weiß spätestens seit 1933, dass die Mehrheit unrecht haben kann und dass Mehrheit gerade in Dingen der Kunst, ich erinnere nur an Hitlers Malerei, kein Kriterium ist. Ich nenne es darum ein Konsenslektorat, das heißt, wir sind vier Lektoren und wir müssen uns einigen. Dann diskutieren wir eben so lange bis wir uns einig sind. Und das ist auch meistens der Fall. Es ist keineswegs so, dass wir uns die ganze Zeit streiten. Es gibt zwar die eine oder andere Ausprägung, der eine plädiert mehr fürs Spanische, der andere mehr fürs Italienische, aber als Notbremse haben wir immer diese Herzklausel.

Was fasziniert Sie so an Giorgio Vasari?

Vasari ist der erste große Kunsthistoriker. Er hat mich während des Studiums begleitet. Ich hatte einen wunderbaren, knallhart positivistischen Professor, Italianist, Harald Keller, (immer noch ein schönes Buch: „Die Kunstlandschaften Italiens“) und der hat uns Vasari beigebracht. Die zweite Ebene ist folgende: Man reist mit Vasari durch Italien und dann will man z.B. Sodoma sehen. Sodoma hatte in Monte Oliveto Maggiore diesen wunderbaren Zyklus mit ein wenig Signorelli-Hilfe gemalt. Das beschreibt Vasari, aber er beschreibt es widerwillig. (lacht) Der Sodoma passte ihm nicht. Der war erstens schwul, zweitens war er auch verheiratet, drittens hatte er Kinder, viertens hat er mit lauter Tieren zusammengelebt, das war dem Vasari irgendwie zu viel.
Und es ist schwierig in Italien, wenn man reisen will: wo ist das Kunstwerk, in welchem Zustand ist es, ist es überhaupt noch da? Man muss eine Reise machen und den Kommentar leistet dieses Buch, d.h. wir haben es auch so aufgebaut, dass die einzelnen von Vasari genannten Kunstwerke aufgeführt werden, in welchem Zustand sie sind, in welchem Museum sie hängen. Die wichtigsten Bilder dieses Künstlers in Italien, in Europa, in der Welt kommen hinzu. Das war mein Wunsch. Macht bitte ein praktisches Buch, habe ich gesagt.

Wie eine Art Kunstreiseführer?

Ja, genau. Meine Idee ist, dass ein Student sich Vasari nimmt und den Kunstwerken nachreist. Das machen nicht so viele. Sonst würden die Auflagen größer sein. (lacht wieder)

Noch einmal zu den anderen Kunstbüchern. Unlängst haben Sie Horst Bredekamps „St. Peter in Rom“ verlegt. Wie haben Sie ihn kennen gelernt?

Horst Bredekamp ist ja der Entdecker eines seltsamen Phänomens, der Wunderkammer, die die Welt versammelt in ihren seltsamen Ausformungen. Und der Horst Bredekamp ist ein großer Bildkenner, Anhänger des ‚iconic turn’ und das fand ich sehr interessant. So haben wir schon vor vielen Jahren sein erstes Buch zusammen gemacht, über die Wunderkammer und ihre Folgen, d.h. wenn man es allgemein ausdrücken will, über das Betrachten von Bildern.

Wie haben Sie ihn genau kennen gelernt?

Er hatte einen Aufsatz geschrieben und war im Wissenschaftskolleg und dann habe ich ihn gefragt.

In Ihrem Verlag wurden so bekannte Autoren wie Erich Fried, Peter Rühmkorf, Johannes Bobrowski, Ingeborg Bachmann und Günther Grass verlegt. Die Liste könnte man endlos fortsetzen, wie finden Sie Ihre Autoren?

Das ist unterschiedlich. Fragen Sie nach einem, dann erzähle ich es Ihnen.

Peter Rühmkorf.

Peter Rühmkorf habe ich kennen gelernt auf einer Tagung der Gruppe 47, also sehr früh, 1959 oder 1960. Wir sind uns auf zwei Ebenen begegnet. Einmal ist er ein großer Kenner auch anderer Autoren, besonders des Expressionismus. Eines seiner frühesten Bücher, die er für uns gemacht hat, ist auch heute noch sehr lesenswert, es ist sein Buch „131 expressionistische Gedichte“, eine Sammlung der schönsten expressionistischen Gedichte mit kleinen Kommentaren. Dann kam er mal zu mir und sagte, der Rowohlt, das war sein Originalverleger, will meine Theaterstücke nicht drucken. Danach haben wir mehrfach etwas zusammen gemacht, auch mit Kindern. Eigentlich hat er bei Rowohlt eine Sammlung von Schmutzversen, Redensarten, Kinderliedern herausgegeben. Das war ein großer Erfolg, da haben wir die Schallplatten dazu herausgebracht. Rowohlt wollte nicht und da sind wir eingesprungen.

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Nun sind ja Verleger oft eher Personen, die der Öffentlichkeit nur wenig oder gar nicht bekannt sind. Bei Ihnen ist das anders. Sie kennt man. Wie erklären Sie sich das? Suchen Sie die Öffentlichkeit?

Nein. Irgendwann haben die Leute rausgekriegt, das ist ein Verlag, der ist unabhängig; der ist nicht nur unabhängig, sondern der macht von der Unabhängigkeit auch Gebrauch. Das heißt, wir haben ganz klare Prinzipien im Verlag, wir machen Bücher nur aus Überzeugung und nicht aus Berechnung. Das habe ich von Anfang an gesagt und das ist auch so geblieben.
Die Überzeugung, werden Sie jetzt sagen, und das mit Recht, die wandelt sich auch. Man kann nicht immer dieselben Überzeugungen haben. Das ist ein spannender Prozess: der Überzeugungstäter im Wandel der Zeiten, eine schwierige Angelegenheit. Das verfolgt die Öffentlichkeit, die Leser und die fragen sich dann, warum macht er jetzt Vasari? Ältere wissen, dass wir schon immer kunsthistorische Bücher gemacht haben, andere sagen sich, mal gucken was der Idiot da jetzt wieder macht und finden das letztlich aber auch interessant… (lacht).

Sie haben einmal die Absichten des Verlages mit „Anarchie, Geschichtsbewusstsein und Hedonismus“ beschrieben.

Ja. Das war 1979. Den Hedonismus muss man heute kleiner schreiben. Sie müssen sich die Achtziger Jahre vorstellen, die Deutschen sind ja seltsame Leute, da hielt man den Sport für eine hedonistische Tätigkeit oder so was. Hans Werner Henze, ein befreundeter Komponist, hat mir mal gesagt: Weißt du, das Schönste wäre, alle Italiener für zwanzig Jahre nach Deutschland zu bringen und den Deutschen beizubringen, wie man lebt. Und die Deutschen werden zwanzig Jahre nach Italien geschickt, um endlich die Kunstwerke zu reparieren. (lacht) Wunderbarer Satz, stimmt auch! Wir machen es uns schwer, zu leben.
Für einen Verlag wie Wagenbach ist es ein ungeheures Vergnügen, Italien und Deutschland zusammenzubringen, die beiden gegensätzlichsten Völker, die man sich vorstellen kann!
Mit der Anarchie ist es ganz einfach. Wir sind so ein irrsinnig gesetzestreues Volk, da muss mal was passieren. Passiert ja Gott sei dank auch. Und Geschichtsbewusstsein, daran hapert es immer noch. Das ist auch verständlich. Wir haben nun mal eine schwierige Geschichte, sagen wir mal zwischen 33 und 45. Das tragen wir mit uns herum.

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Sie leben 2 bis 3 Monate im Jahr in Italien und scheinen selbst nach 44 Jahren die Lust am Bücherverlegen noch nicht verloren zu haben. Wie viel Hedonismus steckt in Klaus Wagenbach?

Da muss ich Ihnen gestehen, ich habe Glück gehabt. Ich bin zwar in Berlin aufgewachsen, aber in einer katholischen Siedlung. Ich habe zwar, wie sich das gehört, einen Vater gehabt, aber Gott sei Dank einen Vater, der überhaupt nichts mit den Nazis zu tun hatte. Das heißt, es sind mir bittere Biografieeinschnitte erspart geblieben. Sonst bin ich ein heiterer Mensch, Vater war ein heiterer Mensch, Mutter war ein bisschen strenger, hatte streng die Hosen an. Seitdem weiß ich, die eigentlichen Kommandierenden sind Frauen. Da hab ich mich dran gewöhnt.

In Ihrem Verlag überwiegen auch die Frauen…

(lacht) Ja, das stimmt. Aber ich gehe immer noch gern in den Verlag und bin dort zuständig für Unglücksfälle. Ein älterer Autor fühlt sich nicht genug beachtet, ein Übersetzer hat nicht rechtzeitig abgeliefert und muss angestachelt werden…solche Sachen mach ich. Und einzelne Bücher.

Welches aktuell?

„100 Gedichte aus der DDR“. Das ist so ein Traum von mir gewesen. Viele Jahre lang bin ich in die Lektoratssitzung gegangen und hab nach der Herzklausel gegiert. Das war eine Idee von mir. Wir sind ja Erben, Erben der DDR-Literatur. Und die Lyrik ist meiner Meinung nach das schönste Erbe, das wir übernommen haben: Johannes Bobrowski, Volker Braun, Christa Reinig, Sarah Kirsch – große Autoren. Das wollte ich mal sammeln. Da habe ich gesagt, okay, das probierst du mal, zwischen Brecht und Fried, mit jeweils auch hundert Gedichten.

Wie sieht es denn derzeit mit anarchistischen Büchern im Wagenbach-Verlag aus? Ist es angesichts des schwindenden politischen Interesses in der Bevölkerung heute noch möglich, anarchistische Bücher erfolgreich zu verlegen?

Susanne Schüssler, die Leiterin des Verlages, hat zu meiner Verblüffung voriges Jahr eine politische Reihe angefangen. Die Auflagen sind erschütternd, da gebe ich Ihnen vollkommen Recht. Aber die Sache ist außerordentlich spannend. Das sind hoch spannende Bücher von sowohl deutschen als auch italienischen Autoren, vielleicht fünf oder sechs im Jahr, kleine, schmale, eingreifende Essays.

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Können Sie sich das erklären, das politische Desinteresse?

Ja, das kann man erklären.

Kurz?

Kurz geht das nicht. (lacht) Im Jahr 1989, der politischen Wende, ist der Kommando-Kommunismus untergegangen, mit Recht. Der Kapitalismus hat daraus das Resümee gezogen, dass er gesiegt habe. Das ist ein schwerer Irrtum, wie wir gerade erleben. Der ungezügelte Kapitalismus ist ja Politik zerstörend, die Regierungen sind derzeit damit beschäftigt, sich als Reparateure zu betätigen. Das ist eigentlich gar nicht ihre Aufgabe.
Man müsste sich also mit der Frage beschäftigen: Wie weit darf die Demokratie gehen? Aber das ist ein weites Feld. Der Staat müsste umgebaut werden und die Frage ist wie? Und wie vermeiden wir die Fehler, die in den so genannten sozialistischen Staaten gemacht wurden, diese Menschenfeindlichkeit…

Ihr Verlag wurde 1964 gegründet. Sie haben sich damals bewusst für Berlin entschieden. Der Suhrkamp-Verlag scheint derzeit auch die Vorteile dieser Stadt (wieder) zu entdecken, muss man sagen. Frau Ulla Unseld-Berkéwicz, die Geschäftsführerin, spricht von Berlin als einer „Schnittstelle zwischen Ost und West“, „vielen ansässigen Autoren“, einem „optimalen kulturellen Umfeld“ und einer „Politisierung bis ins Kulturleben“ hinein. Ist das nicht eine Bestätigung für Sie? Ist Berlin der richtige Ort für einen Verlag?

Das muss Susanne sagen. Und sie hat es gesagt: Es wäre nicht so gescheit, wenn wir in Berlin französische Verhältnisse bekämen. In Frankreich gibt es einen einzigen Verlag im Süden, alle anderen Verlage sind in Paris. Das ist ein Zentralismus, der, glaube ich, für Bücher nicht gut ist. Auf der anderen Seite, ein Verlag mehr in Berlin, prima, da bin ich ganz heiter und sage, sollen die Kollegen ruhig kommen. Aber es sollen bitte nicht alle kommen.

Warum sind Sie damals nach Berlin gegangen?

Die Situation damals war ganz anders. Ich bin nach Berlin gegangen, ohne dass der Bürgermeister überhaupt etwas davon gemerkt hat und habe auch keine Hilfe bekommen, gar nichts. Und ich kam in eine Stadt, aus der gerade alle Verlage weggingen. Dann entstanden solche Spagatverlage, Berlin – Heidelberg. Da wurde ich empfangen von der Springer-Presse, wunderbar, neuer Verleger, als ein halbes Jahr später dann, als das Verlagsprogramm herauskam, war es natürlich aus. (lacht)
Ein weiteres halbes Jahr später war es auch mit der DDR aus, da habe ich Biermann gedruckt, ein großer Fehler. Innerhalb eines Jahres war das ganze Projekt tot, der deutsch-deutsche Verlag.

Sind Sie gern in Berlin?

Ja. Man kann alles Mögliche machen. Man kann an einem Abend in drei verschiedene Lesungen gehen, sofern man denn will.

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Mich interessiert noch eine andere Frage, die der Ausbildungssituation. Sie bieten Praktika an, leider unbezahlt, keine Volontariate.

Ab und zu eins. Weil es schwer ist, bei uns sollte ein Volontär italienisch, französisch, spanisch können, oder wenigstens zwei dieser Sprachen. Das ist nicht ganz einfach, aber es kommt schon vor, wird auch bezahlt. Ein Praktikum können wir nicht bezahlen, wir bieten sie auch nur an, weil wir mit Anfragen überschüttet werden.

Offenbar gibt es einerseits ein großes Interesse an der Verlagsbranche, andererseits sind die Volontariatsstellen auch in anderen Verlagen recht übersichtlich, schnell vergeben und Praktika oft unbezahlt. Besteht da nicht die Gefahr, dass wir in zehn bis zwanzig Jahren diese vielen schönen kleinen Verlage, die es auch hier auf der Buchmesse gibt und die die Verlagslandschaft so bunt machen, dann nicht mehr haben?

Der Verlag ist vierzig! Den gibt es seit vierzig Jahren und in vielen Verlagen in Deutschland sitzen Leute, die einmal für Wagenbach gearbeitet haben und dort ausgebildet wurden. Ich verrate Ihnen mal nicht wie viele, aber eine Handvoll der ehemaligen Lehrlinge sind im Gewerbe überall günstig verteilt. Bei Diogenes z.B., wo der Geschäftsführer einer der ersten Lehrlinge des Wagenbach-Verlages war und dann auch noch meine Tochter geklaut hat!

Sprechen Sie noch mit ihm?

(lacht) Ja.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Klaus Wagenbach Verlages?

Dass er unabhängig bleibt. Dass er ab und zu ein verkäufliches Buch macht. Dass die Bücher schön gemacht werden. Plastik oder Buch, das ist gerade die Richtung. Hat man ein Buch in der Hand, kann man daran schnüffeln, etwas anstreichen oder ein Eselsohr ranmachen. Meine Lieblingsvorstellung ist, dass die E-Book-Panegyriker, dass die mal in zehn Jahren wissen wollen, was sie früher falsch gemacht haben. Da muss man nämlich ans Buchregal gehen und schauen, was man mal angestrichen hat. Die Begegnung mit sich selbst in einem älteren Buch ist ein interessanter Fall, das ist ja im E-Book nicht möglich. Geschichte kann man von der Plastik nicht haben. Mal ganz zu schweigen von den Autorenrechten. Die Autoren werden beklaut in einer Weise… Die Musikindustrie spielt es uns ja das Lied vor „Wie klaue ich am besten?“.

Herr Wagenbach, ich danke Ihnen für das Gespräch.
(Das Gespräch wurde am 13. März 2009 auf der Leipziger Buchmesse geführt.)

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