Ausstellungsbesprechungen

Adolf Schroedter – Humor und Poesie im Biedermeier. Städtische Galerie, Karlsruhe, bis 5. April 2010

150 Grafiken und Gemälde des heute weitgehend unbekannten Künstlers Adolph Schroedter, geboren 1805 in Schwedt an der Oder, gestorben 1875 in Karlsruhe, sind zur Zeit in der Städtischen Galerie in Karlruhe zu sehen. Ein Sohn dieser Stadt ist er nicht gewesen – seine erste Ausbildung genoss er in Berlin und siedelte als junger Maler nach Düsseldorf um, wo er einer der wichtigen Vertreter der über die Region hinaus bedeutenden Schule wurde. Erst 1859 machte Schroedter in Karlsruhe Station. Die Städtische Galerie nimmt nun sozusagen diese 150 Jahre zum Anlass für die retrospektive Schau und fährt ein beeindruckendes Programm auf – darunter auch ein Brahms-Konzert (Brahms verkehrte im Hause Schroedter). Schroedter tritt in dieser Ausstellung als zwar schnörkelverliebter, aber doch im Sinne des Wortes fast schon moderner Gebrauchsgrafiker hervor; und erweist sich Vorgänger der Comicautoren. Günter Baumann hat die Ausstellung für PKG besucht.

Anscheinend gab es in den letzten hundert Jahren keine Ausstellung mit Werken Adolph Schroedters in dieser Größenordnung. So können wir uns kaum noch vorstellen, welche Breitenwirkung der Künstler im 19. Jahrhundert hatte, als sich die wildwüchsige Romantik einerseits ausdünnte ins Biedermeierliche, zum anderen die sprichwörtliche romantische Ironie in augenzwinkernde Komik überging. Zur Bezugsperson wird nun eher Carl Spitzweg als etwa Caspar David Friedrich erkoren, die Blaue Blume wird ersetzt durch Weingeistseligkeit und Korkenzieherornamentik – die sich bei Schroedter bis in sein Monogramm verfolgen lässt. Was hier als Oberflächlichkeit kritisiert werden kann, ist zugleich von großem pädagogischem Wert: Schroedter bringt den Breitengeschmack mit weltliterarischen Themen in bemerkenswerten Gemälden zusammen – Don Quixote und Falstaff werden endgültig Allgemeingut, und Goethes Lyrik mischt sich mit einfachen Denksprüchen, beides umrankt mit Schroedterschen Arabesken. In einem solchen Klima entwickelt sich auch die politische Karikatur – im Fall des Adolph Schroedter begegnet sie uns in dem Abgeordneten Piepmeyer, freilich eng verbunden mit den Revolutionsjahren 1848/49. Es passt ins Bild, dass Schroedter gemeinsam mit seiner Frau (einer einst renommierten Blumenmalerin) wenig später, ab 1952, Zeichenunterricht für junge Frauen erteilte.

In der Städtischen Galerie Karlsruhe mag eine solche Ausstellung überraschen, man würde sie eher in der dortigen Kunsthalle verorten, aber sie geht auf eine Schenkung aus dem Jahr 2003 zurück, die mit der Verpflichtung zur öffentlichen Präsentation verbunden ist. Wahrscheinlich vermag diese groß angelegte, ambitionierte Schau nicht, den Maler dauerhaft aus der Versenkung zu heben, aber allein die Bekanntschaft mit einzelnen Arbeiten wie dem von dickleibigen Büchern umstellten »Don Quijote« von 1834 macht die Ausstellung zu einem Gewinn.

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