Der Messeplatz war leer in diesem Jahr. Hier hießen keine Großinstallationen den Besucher willkommen, denn die Art Basel hatte ihre Stadt nun endgültig ganz für sich in Anspruch genommen. Entlang des Art Pacours konnten erstmals ausgewählte Arbeiten in Interaktion mit der Umgebung erlebt werden. Eine Anordnung, die der Kunstmesse immer stärker den Status einer kuratierten Kunstveranstaltung verleiht. Christine Spies hat sich für PKG umgeschaut.
Vom 15. bis zum 19. Juni 2011 lockte die Art Basel mehr als 65.000 Kunstinteressierte an die Stadt am Rheinknie. Die Aufzählung der Größenordnungen ist wie immer eine Routineübung. Über 300 Galerien zeigten mehr als 2.500 Werke bedeutender Künstler des 20. Und 21. Jahrhunderts. Es gab zwar keine Minderung, aber eben auch keine Steigerung. Trotzdem verzeichnete die größte aller Kunstmessen einen Rekord von mehr als 65.000 Besuchern.
Deutlich wurde eines. Die Dekadenz scheint sich vom Kunstmarkt abzuwenden. Überdimensionierte Materialschlachten mit leicht eingänglichen visuellen Reizen sucht der Besucher inzwischen vergebens. Grelle Farben und glitzerndes Beiwerk ordnen sich, soweit vorhanden, dem inhaltlichen Konzept des Werkes unter. Aufmerksamkeitserregende Elemente haben nicht mehr den Selbstzweck, der ihnen in den letzten drei Jahren beigemessen wurde.
Es war mit Sicherheit die Rückkehr zu einer entschleunigten Besonnenheit, die endlich wieder mehr einer Kunstmessen und weniger einer Aktienbörse glich. Auch wenn Hans-Peter Feldmann mit seinen »Stamps with paintings« die Gelegenheit gab, die Ikonen der Kunstgeschichte im Taschenformat zu erwerben. Die ausgewählten Werke zeigten in der Halle der Art Unlimited wortwörtlich Biss. Etienne Chambauds Arbeit »The Encored Seperation« hatte die aufgestellten Messewände angenagt. In einem raumgreifenden Mobile waren herausgerissene Teile der Wandverkleidungen eingehängt. Fred Sanback verwirrte die Besucher mit schwarzem Acrylgarn. In seiner Arbeit »Untitled (Sculptural Study, Seven-part Right-angeld Triangular Construction)«, zeigt schon der Titel, das er alles andere als nichtssagend ist. Wer auf den ersten Blick symmetrisch angeordnete dreieckige Spiegelflächen sah, stellte beim Begehen der Installation schnell fest, dass die geschickt gespannten Schnüre eine Fläche andeutenden, die es nicht gab.
Es hat sich ein Wandel vollzogen. Das ist unübersehbar. Jeglichen Formen von Größenwahn und Verschwendung scheinen unangebracht. Inzwischen »it is a privilege, not to make sense«, dachte sich Wawrzyniec Tokarski in seiner Arbeit »A Privilege« aus dem Jahr 2011. Seine hölzerne Leinwand weckt mit ihrer alpenländischen Darstellung Erinnerungen an das naturverbundene Leben. Hier scheint sich eine allgegenwärtige Sehnsucht eingestellt zu haben, zu dem auch die starke Präsenz von Naturmaterialien wie Holz oder Stein passt. Ein Rundgang in der Halle 2.1 bestätigt diesen Eindruck. Viele Galeristen haben es sich in ihren Kojen auf bescheiden anmutenden Holzstühlen bequem gemacht. Diese zeugen von einer heimeligen Gemütlichkeit, die die verschwenderischen Auswüchse der letzten Jahre als längst vergangene Laune wirken lassen.
Das Handelsblatt hat vor einigen Tagen von zurückhaltenden Kunstkäufern bei Sotheby's berichtet, die als Indiz für ein rückläufiges Kaufinteresse am Kunstmarkt gewertet wurden. Diese Vermutung scheint sich auf der Art Basel nicht zu bestätigen. Die Galeristen sprechen abschließend von einem guten Jahr auf der größten Kunstmesse weltweit.