Call for Papers

Call for Papers: Die Künste in Zeiten politischer Zäsuren, vom 24. bis 28. September 2014 in Berlin

Was wirken gesellschaftliche und politische Veränderungen auf die Kunst ihrer Zeit? Wie beeinflussen und begleiten die Künste den Wandel ihrerseits? Begleiten sie ihn, gestalten sie ihn mit? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die 22. Tagung des Arbeitskreises deutscher und polnischer KunsthistorikerInnen und Denkmalpflegerinnen. Referenten mit historischen wie aktuelle Beispielen, mit Fragestellungen zu Objekten, Orten, Akteuren und dem Kunstsystem sind eingeladen, ihre Arbeiten zu präsentieren. Außerdem bietet die Tagung die Möglichkeiten, Forschungsprojekte zum gemeinsamen Kulturerbe in einer Forschungsbörse zu präsentieren. Einsendeschluss: 15. Februar 2014.

Die Geschichte Ostmitteleuropas mit den Regionen des gemeinsamen deutsch-polnischen Kulturerbes, die das Interessengebiet des Arbeitskreises deutscher und polnischer KunsthistorikerInnen und DenkmalpflegerInnen bilden, ist in besonderer Weise von politischen Zäsuren und damit einhergehenden gesellschaftlichen Veränderungen gekennzeichnet. Begreift man die Künste als ein mit gesellschaftlichen Dynamiken untrennbar verflochtenes Phänomen, so müssen auch sie zu derlei Umbrüchen in ein Verhältnis gesetzt werden. So wie die gesellschaftlichen und kulturellen Prozesse, welche durch politische Zäsuren in Gang gesetzt werden, sich in ihrer Ausrichtung, ihrer Intensität, ihrer Dynamik und ihren sozialen Trägern differenzieren, so geht der Arbeitskreis davon aus, dass auch das Verhältnis zwischen Kunst und gesellschaftlichem Umbruch kein eindimensionales ist: dass vielmehr die Künste und ihre Akteure verschiedene Rollen einnehmen und dabei sehr unterschiedlichen Bedürfnissen entsprechen konnten: sei es etwa, dass die Künste sich offensiv in den Prozess des gesellschaftlichen Wandels integrierten, gar eine führende Rolle beanspruchten, sei es dass sie als Werte konservierendes Medium begriffen wurden und einer regressiven Identifikation dienten, sei es dass sie von den verschiedenen in den Umbruch involvierten Gruppen als Projektionsfläche und/oder als Instrument zur Visualisierung und Durchsetzung politischer, sozialer oder wirtschaftlicher Interessen und Ziele genutzt wurden.

In der Tagung soll untersucht werden, welche unterschiedlichen Aufgaben die Künste in Zeiten gesellschaftlicher Transformation erfüllten bzw. welche ihnen zugewiesen wurden, inwiefern und in welcher Weise sie Relevanz und Wirksamkeit in den Transformationsprozessen erlangten und – umgekehrt – inwiefern und wie forcierte gesellschaftliche Veränderungen Rückwirkungen auf künstlerische Reflexionsprozesse und Entwicklungen hatten bzw. haben. Ausgehend von einem flexiblen Verständnis des Kunstbegriffes, das vom Mittelalter bis in die Gegenwart und über die klassischen Kunstgattungen hinaus bis in die visuelle Kultur hinein reicht, eröffnen sich vielfältige Perspektiven auf die Fragestellung, die für die Tagung zu folgenden Themenbereichen gebundelt werden sollen:

Objekte: Wie schlagen sich soziale und kulturelle Umbruchprozesse in der physischen Erscheinung, im praktischen Umgang und in Deutungen von Objekten nieder und auf welche Weise manifestiert sich hierin die Bewertung von Qualität und Zielrichtung des Umbruchs?

Orte: Mit welchen Mitteln wurden und werden im Zuge gesellschaftlicher Umbrüche räumliche Bezüge verändert, neu gestaltet, in ihren Dimensionen und auf ihren unterschiedlichen Bedeutungsebenen neu bestimmt? Wie spiegelt sich hierin das durch den Umbruch veränderte gesellschaftliche Gefüge?

Akteure: Mit welchen (individuellen und kollektiven) Handlungsperspektiven und -optionen verändern sich im Ergebnis politischer Zäsuren und gesellschaftlicher Umbrüche die Beziehungen der „dramatis personae“ innerhalb des Kunstfeldes und damit auch die Verschränkung des Kunstfeldes mit anderen Feldern? Welche Konfliktkonstellationen bilden sich dabei aus?

Kunstsystem: Wo lassen sich (konzeptionelle und praktische) Veränderungen im jeweils vorherrschenden Kunstsystem beobachten, etwa in Form von Konjunkturen einzelner Kunstgattungen, Bautypen usw. oder formaler Präferenzen, die ihren mittelbaren oder unmittelbaren Impuls aus den politischen und gesellschaftlichen Umbrüchen erhielten? Wo und wie artikulierten sich Umbruchsituationen in der Theoriebildung?

Der historische Rahmen vom Mittelalter bis in die Gegenwart ist bewusst breit gefasst. Er soll einen synchronen wie auch diachronen Vergleich ermöglichen, der zeigen kann, ob Strukturen hervortreten, die das Agieren der Künste in politischen Zäsuren bzw. gesellschaftlichen Transformationsprozessen grundlegend charakterisieren, oder ob sich das Verhältnis in jeder (territorialen, kulturellen, historisch-epochalen) Konstellation neu formiert. Daher wird von Fall zu Fall der Betrachtungsraum über die engere Region des gemeinsamen deutsch-polnischen Kulturerbes hinaus zu erweitern sein.

Konferenzsprachen sind Deutsch und Englisch. Die Veranstalter werden sich um eine finanzielle Förderung für Übersetzungen von anderssprachigen Beiträgen in die Konferenzsprachen bemühen. Für Beiträge zum Tagungsthema stehen 20 Minuten Redezeit zur Verfügung.

Neben den Beiträgen zum Tagungsthema bietet die Informationsbörse die Möglichkeit, in einem 10-minütigen Beitrag Forschungsprojekte vorzustellen, die sich in einem engeren Sinne mit Themen des gemeinsamen Kulturerbes beschäftigen. Vorschläge sowohl für Beiträge zum Tagungsthema wie auch für die Informationsbörse sind in Form eines Exposés von ca. 2000 Zeichen in deutscher, englischer oder polnischer Sprache einzureichen. Zuzüglich hierzu wird um knappe Angaben zur vorschlagenden Person (gegenwärtige Tätigkeit, Email und Postadresse) gebeten.

Bitte senden Sie Ihre Vorschläge an die drei Organisatorinnen:
katja.bernhardt@culture.hu-berlin.de
aleksandra.lipinska@tu-berlin.de
michaela.marek@culture.hu-berlin.de

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