Tagungen

Das Gnadenbild der Santissima Annunziata in Florenz, Verehrung – Verbreitung – Verwandlung

Florenz, 23. – 24. April 2009 Studientage am Kunsthistorischen Institut in Florenz – Max-Planck-Institut. Das Kunsthistorische Institut in Florenz widmet sich unter Leitung von Alessandro Nova einem der berühmtesten Gnadenbilder im frühneuzeitlichen Europa.

Das um 1360 entstandene Fresko der Santissima Annunziata an der Eingangswand der gleichnamigen Florentiner Servitenkirche zählt zweifellos zu den berühmtesten und wirkungsmächtigsten Gnadenbildern im frühneuzeitlichen Europa. Im Rahmen der Tagung soll die Wahrnehmung und Beurteilung dieser Verkündigungsdarstellung durch Kleriker und Laien, Reisende, Gelehrte und Künstler untersucht werden. Im Zentrum des Interesses stehen dabei nicht die bereits eingehend erforschten Epiphänomene der Kultpraxis, sondern – mit der Fokussierung auf die Zeit der ersten Großherzöge – das verehrte Bild selbst. Denn im ausgehenden 16. Jahrhundert erreichen der Bildkult und seine Verbreitung eine neue Qualität. Herrschte vorher ein striktes Kopierverbot, so wird das Gnadenbild nun in unterschiedlichsten Medien adaptiert und transformiert: Als exakte Ölkopie von renommierten Künstlern wie Alessandro und Cristofano Allori, aber auch in der Miniatur, Druckgraphik, Medaillenkunst und Skulptur, als Fresko in Privatkapellen ebenso wie im öffentlichen Raum. Es gelangt bis nach Spanien, Deutschland und Polen und wird in theologischen Traktaten sowie in der Kunstliteratur (etwa bei Gabriele Paleotti und Francesco Bocchi) gewürdigt.

Nach einem Überblick über die Frühgeschichte des Annunziata-Kultes wird sich die Mehrzahl der Beiträge den vielfältigen Aspekten der Rezeption des Bildes in den Jahrzehnten um 1600 widmen. Leitend sind dabei die Fragen nach der Ausdifferenzierung von ordensinterner und laikaler Kultpraxis, dem Verhältnis von Privatdevotion und staatlicher Indienstnahme sowie nach der Einbindung ins städtische Ritual und in die Selbstdarstellung der Medici-Familie. Untersucht wird ferner das Wechselverhältnis von Zugangsrestriktion und Wirkungssteigerung, von Verhüllung des Originals und Allgegenwart der Kopien, von druckgraphischen Mirakeldarstellungen und fortdauernder Ex-Voto-Praxis. Von besonderem Interesse ist dabei die zeitgenössische Wahrnehmung des Gnadenbildes und dessen semantische wie ästhetische Aufladung in verschiedenen Textgattungen, jedoch auch die mediale Vielfalt der Bildreproduktion zwischen Exklusivitätsanspruch und allgemeiner Verfügbarkeit. Schließlich soll in diesem Zusammenhang auch diskutiert werden, welche praktischen Folgen das wiedererweckte Interesse am alten Bild und die theoretische Reflexion seiner Entstehung in der Florentiner Historienmalerei um 1600 zu entfalten vermochte und welches Erneuerungspotential man ihm im Kontext der Reform des religiösen Bildes zusprach.

Organisation: Heiko Damm, Sabine Hoffmann, Alessandro Nova

Weitere Informationen:

Konferenzsaal, Via Giuseppe Giusti 38, 50121 Firenze

http://www.khi.fi.it

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