Dass Frauen nicht nur schwaches Geschlecht sind, das beweißt auch die Kunst. Egal, ob starke Künstlerinnen oder starke Motive – Frauen Wir haben ein paar Buchtipps für Sie, die das beweisen.
Alexandra Karentzos: Kunstgöttinnen. Mythische Weiblichkeit zwischen Historismus und Secessionen, Jonas Verlag 2005
Kunstgöttinnen repräsentieren Kunst und sind zugleich Kunst. Athena, Aphrodite und andere mythische Frauenfiguren aus der Antike stehen im Zentrum der Bildproduktion des Historismus und der Secessionen im 19. Jahrhundert. Worin liegt die Faszination mythischer Weiblichkeit für diese künstlerischen Programme? Wird das Ursprüngliche zum Paradigma der Moderne? Welcher Zusammenhang besteht mit der Idee des Gesamtkunstwerks, und welche Rolle spielen in ihm die Geschlechterkonstruktionen? Das Buch geht diesen Fragen nach, indem es Werke von Feuerbach und Makart bis hin zu Stuck und Klimt in den Kontext der damaligen Diskurse von Kunst, Wissenschaft und Sexualität stellt.
Annette Krapp: Die Architektin Maria Schwarz. Ein Leben für den Kirchenbau, Schnell + Steiner 2015
Maria Schwarz arbeitet seit 1949 als Architektin für die katholische Kirche. Seit 1961 ist sie selbständig tätig. Sie schuf ein umfangreiches, ungewöhnliches Werk, das den Wandel der kirchlichen Bauaufgaben von den 1950er-Jahren bis heute exemplarisch widerspiegelt. Maria Schwarz wirkte als Ehefrau und Mitarbeiterin von Rudolf Schwarz an den meisten seiner Kirchenbauten mit. Für einige entwarf sie die Ausstattung, bei anderen war sie wesentlich am Entwurf und an der Durchführung beteiligt. Der Name Maria Schwarz ist auch mit prominenten Bauten wie dem Gürzenich in Köln und der Paulskirche in Frankfurt verbunden. Ihr Kampf um deren Erhalt hat wesentlich zur Diskussion um den Umgang mit den Wiederaufbauleistungen nach dem Zweiten Weltkrieg beigetragen.
Anna Zika: Es ist kleines Frauchen. Naturbeherrschung durch »Weiblichkeit«. Blicke ins 19. Jahrhundert, VDG Weimar 2015
Die französische Revolution von 1789 versprach Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Allen Menschen, die Männer waren. Für Frauen gestaltete sich das Dasein in den Umbruchsphasen des Bürgerlichen Zeitalters so, dass sie fast ganz in die Sphäre des häuslich-familiären Wirkens entschwanden und dort erst wieder nach dem Ersten Weltkrieg herauskamen. Die Begründung für diesen Rückzug aus der Welt gaben Männer ab: Frauen seien aufgrund ihrer physiologischen und psychologischen Eigentümlichkeiten körperlich weniger belastbar, geistig eingeschränkter, von Natur aus fürsorglicher, dienstbarer und unterwürfiger. Die Autorin skizziert die Entwicklung der Geschlechterstereotype im 19. Jahrhundert mit Blicken auf familiäre und gesellige Formationen, Bildungsmöglichkeiten und Arbeitsbedingungen, Mode und Schönheit und die meist scheiternden Versuche politischen Widerstands.
Bettina von Meyenburg-Campell, Rudolf Koella: Augenzeugin der Moderne 1945–1975. Maria Netter – Kunstkritikerin und Fotografin, Schwabe Verlag 2015
Die aus jüdischer Familie stammende Maria Netter (1917–1982) verliess Berlin 1936, um in Basel zu studieren. Nach dem Studium der Kunstgeschichte avancierte sie zu einer der einflussreichsten und mutigsten Kritikerinnen der zeitgenössischen Kunstszene im deutschsprachigen Raum. Ihre Texte illustrierte sie vielfach mit eigenen Fotografien. Zusammen mit den Kritiken, die sie zumeist auf der Basis persönlicher Interviews mit Künstlern und namhaften Akteuren des schweizerischen und internationalen Kunstbetriebs verfasste, sind ihre Fotos ein lebendiges Dokument des internationalen künstlerischen Aufbruchs nach dem Zweiten Weltkrieg. Vom Neuanfang der Abstraktion hin zum amerikanischen Abstrakten Expressionismus, über Pop Art und Minimal Art zur Concept Art, von der Arte Povera zu Happening und Performance: Maria Netters Fotos und Texte erzählen Kunstgeschichte.
Maria A. Flecken: »Und es ist Canova, der sie machte« Die bonapartistischen Frauenbildnisse, Georg Olms Verlag 2008
Im Mittelpunkt der vorliegenden Studie stehen die weiblichen Porträtstatuen, die der italienische Bildhauer Antonio Canova (1757-1822) für die kaiserliche Familie Bonaparte geschaffen hat. Diese werden im Kontext der Kunst- und Mentalitätsgeschichte um 1800 analysiert und in ihren ursprünglichen historischen Zusammenhang zurückversetzt, da sie nur so für den heutigen Betrachter erfahrbar sind. Berücksichtigt werden dabei zentrale Aspekte wie die Autonomie der Kunstwerke, das Erfassen von Wesen und Charakter der dargestellten Persönlichkeiten sowie die »offene« Darstellungsweise Canovas. Letztere suggeriert Mehrdeutigkeit und lässt Interpretationen zu, die sich sogar gegen die von der Familie Bonaparte geforderten Inhalte richten können.