Meldungen aus der Forschung

Ein zwölfter Kaiser im Huldigungssaal? Eine neue ikonografische Deutung der spätgotischen Tafelmalereien im Goslarer Rathaus

Die mittelalterlichen Tafelmalereien im Rathaus der Stadt Goslar bergen so manches Geheimnis. Barbara Ehrt hat sich mit dem Thema auseinandergesetzt und ist zu spannenden Ergebnissen gekommen. Wir bieten ihren Aufsatz als Download an.

Im mittelalterlichen Rathaus der ehemals Freien Reichsstadt Goslar befinden sich einzigartige spätgotische Tafelmalereien, die erst im 19. Jahrhundert zufällig entdeckt wurden. Das geheimnisvolle Bildprogramm des Raumes muss von seinen Planern sorgfältig durchdacht worden sein, denn es ist bis ins kleinste Detail mit bedeutungsvollen Hinweisen versehen worden. An der westlichen Wand, die wie die nördliche von zwei großen Fenstern unterbrochen wird, hat man die Ara-Coeli-Legende dargestellt und nebeneinander von links nach rechts eine (vermeintliche) Justitia, einen (vermeintlichen) knienden Stifter, die apokalyptische Mondsichelmadonna, die Sibylle Tiburtina und einen elften Kaiser abgebildet. Die Identitäten des Knienden und der Justitia sind bisher nicht eindeutig festgelegt, obwohl der Kniende im Kontext der Legende als ein zwölfter Kaiser gedeutet werden könnte, denn er weist eine starke Ähnlichkeit mit dem zur Erbauungszeit des Gebäudes um 1490 amtierenden Habsburger Kaiser Friedrich III. auf. Archivalische Nachrichten tragen wenig zur Aufklärung bei, denn über Sinn und Zweck des Einbaus der Tafelbilder sind erstaunlicherweise keine Hinweise (mehr?) zu finden, obwohl an dem umfangreichen Projekt zahlreiche Künstler und Handwerker beteiligt gewesen sein müssen. Sollte die Justitia ursprünglich eine Synagoga, eine jüdische Symbolfigur, darstellen?

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