Kunstbücher für junge Leser

Erdenberger, Ralph: Bilder im Ohr. Bilder erzählen ihre Geschichten, Prestel Verlag, München 2006.

Fritzchen, das sprechende WDR-Mikrofon, moderiert eine spannende Entdeckungsreise zu 16 ausgewählten Gemälden und Skulpturen von der Antike bis zur Moderne.

Es erzählt ihre Geschichten und lässt die Kunstwerke durch die Hauptfiguren sprechen – alles in Form eines großformatigen Bilderbuchs und einer Audio-CD mit 20 Kurzhörspielen, die im Rahmen des WDR5-Kinderradioprogramms »Lilipuz« entstanden sind und von dem freien Radio-Journalisten und Schauspieler Ralph Erdenberger verfasst wurden.
 
Die Figuren der Bildwerke kommen auf der CD zu Wort: In Otto Dix’ »Tiere in Fantasielandschaft« (1923) etwa verhilft Hilmar Hyäne dem Dackel Otto und der Katze Dixi zu einer Therapiestunde gegen Angst. Auf dem Gemälde »Zwei kleine Mädchen« von Jakob Gerritsz Cuyp (1627) langweilen sich die beiden Schwestern ganz schrecklich, während sie für den Maler tagelang Modell stehen müssen. Und die Schwämme Schwibbel und Schwabbel aus dem ultramarinblauen Bild »Schwammrelief« von Yves Klein (1960) träumen von der blauen Tiefe des Ozeans. Auch ein cooler Superman wird vorgestellt: in Gestalt einer römischen Skulptur des Herkules, der von seinen zehn Heldentaten erzählt. Geradezu philosophisch spricht eine Zaubertür zu den Kindern: Eine ägyptische Moschee-Tür fungiert als Zugang zur Religion und Kultur des Islam. »Wer hier eintritt, der kommt, um wichtige Fragen zu stellen: Warum sind wir auf der Welt? Warum leben wir Menschen? Was kommt nach dem Tod? Das sind Fragen, die sich die Menschen überall in der Welt stellen. Und Religionen versuchen, Antworten zu geben...«.

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Die übrigen Bildwerke stammen von Gabriel de Grupello (Minerva), Peter Paul Rubens (Venus und Adonis), Pieter Lastman (Jonas und der Wal), Rachel Ruysch (Blumenstrauß in der Vase), Bernardo Bellotto (Via de Ripetta in Rom), Simon Meister (Die Familie Tilmann), Ferdinand Theodor Hildebrandt (Die Ermordung der Söhne Eduards IV.), Andreas Achenbach (Fischmarkt in Ostende), Franz Marc (Die Füchse), Emil Nolde (Gelehrter mit Mädchen) und Daniel Spoerri (Fallenbild im Quadrat). Während eine »Zeitreise durch die Kunst«, die noch einmal alle vorgestellten Werke kindgerecht etwas genauer erklärt, das Buch abrundet, endet die CD etwas unvermittelt. Eine Art Abspann, Fazit oder Ansporn, der die Kinder animiert, auch weiterhin in Kunstwerke »hineinzuhorchen«, wäre wünschenswert gewesen.
 
Die witzigen und fantasievollen Dialoge lassen Kinder die berühmten Kunstwerke verschiedener Epochen hautnah miterleben und besser und sinnlich begreifen. Ob das Buch allerdings tatsächlich schon ab 5 Jahre zu empfehlen ist – so der Verlag –, darüber lässt sich streiten. Vor allem Hildebrandts »Ermordung der Söhne Eduards IV.« (1835) stellt in dieser Hinsicht keine glückliche Wahl dar und wird auf die Kleineren unverständlich, wenn nicht gar verstörend wirken. Kinder mit Schulerfahrung, ab etwa 8 Jahren, haben sicherlich mehr von dieser originell inszenierten Krimi-Story des »Kunstkommissars Kunz« und von diesem insgesamt wundervollen Kunstbilderbuch.

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