Meldungen zum Kunstgeschehen

Filmfest im Kunstfest Weimar 2009

„pèlerinages“ Kunstfest Weimar hat sich mit dem Bauhaus Film-Institut zusammengeschlossen. Es präsentiert ein „Filmfest im Kunstfest“ mit zwei Filmreihen. Die erste Filmreihe ist Michael Nyman gewidmet, dem Uraufführungs-Komponisten dieses Kunstfest-Jahres und nennt sich: „Filmmusik: Michael Nyman“, die zweite steht im Zeichen des Kunstfest-Mottos 2009 „Die Ideale“ und thematisiert den Mauerfall vor 20 Jahren. „Film-Wende | Wende-Filme“ ist hier der Titel.

Programm

- Filmmusik: Michael Nyman

Freitag, 28. August
19 Uhr Viehauktionshalle
Filmgespräch
Mit Michael Nyman und Gerhard R. Koch (FAZ)
Der Kontrakt des Zeichners (GB 1982, Filmmusik: Michael Nyman, Regie: Peter Greenaway)

Ein ebenso begabter wie arroganter junger Künstler gerät in eine gefährliche Intrige, als er widerstrebend den Auftrag übernimmt, zwölf Zeichnungen von einem Landsitz in Südengland anzufertigen. Peter Greenaways brillanter Kostümthriller ist ein vexierbildhaftes Schaustück über Pracht und Doppelbödigkeit aristokratisch-barocken Lebensstils.


Samstag, 29. August
20 Uhr Viehauktionshalle
Dziga Vertov/Michael Nyman (Uraufführung)
Dziga Vertov Das elfte Jahr, Film (1928)
Michael Nyman, Musik, Klavier und Leitung
Michael Nyman Band

Vorfilm: Rasmus Gerlach Operator Kaufman, Dokumentarfilm über Dziga Vertov

Der erfolgreiche englische Komponist Michael Nyman ist ein Fan der sowjetischen Film-Avantgarde, besonders von Dziga Vertov. Nach seiner Vertonung des Klassikers »Der Mann mit der Kamera« (1929, 2002) komponiert Nyman im Auftrag des Kunstfestes Weimar die Musik zum Vertov-Stummfilm »Das elfte Jahr« (1928) und stellt sie mit seiner Band in der Viehauktionshalle vor.

19 Uhr Einführungsgespräch mit Michael Nyman und Gerhard R. Koch

12,-/20,-/35,- € zzgl. Gebühren


Sonntag, 30. August
20 Uhr Viehauktionshalle
Das Piano (NZ, AUS, F 1993, Filmmusik: Michael Nyman, Regie: Jane Campion)

Mitte des 19. Jahrhunderts in Neuseeland: Die stumme Ada wird mit ihrer kleinen Tochter am Strand abgesetzt, um eine arrangierte Ehe mit einem fremden Mann einzugehen. Ada ist scheu und verschlossen – der wichtigste Gegenstand in ihrem Leben ist ein Klavier. Ihr Gatte weigert sich jedoch, das Instrument durch den unwegsamen Dschungel transportieren zu lassen. Der eremitenhafte Arbeiter Barnes trägt das Klavier in sein Haus und schließt einen Pakt mit Ada: Sie darf auf dem Klavier spielen, wenn er sich gewisse Freizügigkeiten leisten darf. Langsam entsteht eine innige erotische Verbindung zwischen den beiden.


Montag, 31. August
20 Uhr Lichthaus Kino
Gattaca (USA 1997, Filmmusik: Michael Nyman, Regie: Andrew Niccol)

Gattaca erzählt von einer nahen Zukunft, in der Beruf und Werdegang eines Menschen von seinen Genen bestimmt werden. Den genetisch aufgebesserten »Valids« stehen sämtliche Positionen offen, die »In-Valids« hingegen – natürlich gezeugte Menschen wie der Protagonist Vincent – sind dazu verdammt, niedrigere Arbeiten auszuführen. Mit Hilfe eines behinderten Valids gelingt es Vincent, seine biologischen Daten zu fälschen und seinem Traum von einer Karriere als Astronaut beim Weltraum-Konzern Gattaca näherzu-kommen. Bei der Untersuchung eines Mordfalls gerät er jedoch ins Fadenkreuz der Ermittlungen.


Dienstag, 1. September
20 Uhr Lichthaus Kino
Man On Wire (GB 2008, Filmmusik: Michael Nyman, Regie: James Marsh)

Am 7. August 1974 wagte der französische Artist Philippe Petit ein lebensgefährliches Kunststück: Er spannte ein Drahtseil zwischen den beiden Türmen des World Trade Centers und tanzte eine Stunde lang in schwindelerregender Höhe – ohne Netz oder Sicherungsgurt – bis ihn die Polizei festnahm. Petit hatte den Coup mit Komplizen monatelang vorbereitet und ging mit seinem Kunststück als »the artistic crime of the century« in die Geschichte ein.


Mittwoch, 2. September
20 Uhr Lichthaus Kino
Der Unhold (D, F, GB 1996, Filmmusik: Michael Nyman, Regie: Volker Schlöndorff)

Der Waisenjunge Abel ist seit seiner Kindheit ein Außenseiter. Als er eines Tages die Heiligen um die Ver-nichtung seiner Klosterschule anfleht, brennt die verhaßte Anstalt nieder. Fortan ist er überzeugt von einer magischen Kraft, die sein Schicksal leitet. Auch als Erwachsener bleibt Abel innerlich ein Kind. Er wird Soldat der französischen Armee und dient als Kriegsgefangener der Deutschen in Feldmarschall Görings Jagdschloß. Am Ende des Krieges wird er auf eigenen Wunsch in eine SS-Eliteschule versetzt und betreut dort die Knaben. Abel scheint sein Paradies gefunden zu haben.


- Film-Wende | Wende-Filme

Dienstag, 25. August
17 Uhr Kino mon ami
Kleine Vera (SU 1988, Regie: Wassilij Pitschul)

Die 17jährige Vera lebt mit ihrem alkoholkranken Vater und ihrer arbeitswütigen Mutter in der tristen ukrainischen Industriestadt Schdanow. Vera träumt vom Westen und ist vom sowjetischen Alltag angewidert. Sie besucht rauschende Parties und randaleträchtige Konzerte. Zu Hause, in der viel zu kleinen Wohnung, stehen die Zeichen auf Sturm.

Im Anschluß: Gespräch mit Heike Melcher-Heller


Dienstag, 25. August

20 Uhr Kino mon ami
Winter adé (DDR 1988, Ein Film von Helke Misselwitz und Gudrun Plenert)

Der Film entstand im vorletzten Jahr der DDR – in einer Zeit, die vom Wunsch nach Veränderung geprägt war. Helke Misselwitz sprach über die Menschlichkeit in diesem Land mit Frauen: Punkmädchen, Arbeiterinnen, Intellektuelle, Mütter, Alte, Junge. Heiterkeit durchzieht den Film, Nähe und Wärme. Sympathie erfüllt jede dieser Begegnungen. »Winter adé« ist offen und sehr lebendig, voller Brüche und Widersprüche, traurig, poetisch, aber oft auch sehr komisch.

Im Anschluß: Gespräch mit Helke Misselwitz, Moderation Heike Melcher-Heller


Freitag, 4. September
20 Uhr Kino mon ami
Das Versprechen (D 1995, Regie: Margarethe von Trotta)

Auf ein Zeichen verlassen fünf Ostberliner Jugendliche im Herbst 1961 eine Tanzveranstaltung. In einer leeren Straße heben sie einen Kanaldeckel auf und klettern nacheinander hinunter: Max, Wolfgang, Monika, Sophie (Meret Becker). Konrad stolpert über seine offenen Schuhbänder. Als sich zwei Militärfahrzeuge nähern, legt er den Deckel auf und drückt sich in den Schatten eines Hauses. War es ein Mißgeschick oder hat sich Konrad im letzten Augenblick anders entschieden?


Samstag, 5. September

20 Uhr Kino mon ami
Strajk – Die Heldin von Danzig (D/PL 2007, Regie: Volker Schlöndorff)

Agnieszka (Katharina Thalbach) hat es mit Fleiß und Disziplin von der Hilfsarbeiterin zur Kranführerin auf der Danziger Werft gebracht. Doch die Arbeitsbedingungen sind katastrophal. Als Agnieszka Zeugin eines tödlichen Unfalls wird, der auf mangelnden Arbeitsschutz zurückzuführen ist, gerät ihr Vertrauen in die Werksleitung ins Wanken. Ihr Ehemann Kazimierz (Dominique Horwitz), ihre große Liebe, verstirbt vorzeitig. Unabhängig und unbeugsam wird sie zum Herz der Solidarność-Bewegung in Danzig.

Im Anschluß: Gespräch mit Dominique Horwitz und Thomas Voss (Historiker, Journalist, ver.di Landesbezirksleiter von Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen)


Sonntag, 6. September
20 Uhr Kino mon ami
Helden wie wir (D 1999, Regie: Sebastian Peterson)

Der unscheinbare Klaus Ultzsch arbeitet bereits als 18jähriger für die Stasi, seine Liebe gilt seit Kindertagen Yvonne, der Tochter eines Dissidenten. Klaus wird zum Lebensretter: Sein Blut hilft, das Leben Erich Honeckers zu verlängern. Die medizinische Geheimaktion hat allerdings eine fatale Folge: Klaus wird mit einem Gemächt ausgestattet, das alle Vorstellungen sprengt – in jener legendären Nacht des 9. November 1989 bahnt Klaus damit den Weg in die Freiheit für Millionen.

Im Anschluß: Gespräch mit Sebastian Peterson


Montag, 7. September
20 Uhr Kino mon ami
Berlin is in Germany (D 2000/2001, Regie: Hannes Stöhr)

Nach elf Jahren Haft wegen Totschlags wird der ehemalige DDRBürger Martin Schulz im Jahr 2000 aus dem Gefängnis entlassen. Im mittlerweile wiedervereinigten Deutschland, das er nur aus dem Fernsehen kennt, findet er sich anfangs kaum zurecht und auch seine Familie ist ihm fremd geworden. Er versucht, Taxifahrer zu werden und jobbt nebenbei in einem Sexshop. Kurze Zeit später wird Martin wieder verhaftet.

Im Anschluß: Gespräch mit Hannes Stöhr


Dienstag, 8. September
20 Uhr Kino mon ami
Solidarność, Solidarność... (PL 2005, Regie: Filip Bajon, Jacek Bromski, Ryszard Bugajski, Jerzy Domaradzki, Feliks Falk, Robert Glinski, Andrzej Jakimowski, Jan Jakub Kolski, Juliusz Machulski, Malgorzata Szumowska Piotr Trzaskalski, Andrzej Wajda, Krzysztof Zanussi)

Unter der Führung von Lech Walęsa brachte die erste unabhängige Gewerkschaft, die Solidarność, 1980 das kommunistische Regime ins Wanken. Das Filmprojekt besteht aus 13 Filmen, die 13 polnische Regisseure anläßlich des 25-jährigen Jubiläums der Solidarność gedreht haben. Es vereint verschiedene Genres und Stile.

Im Anschluß: Gespräch mit Bernd Karwen, Polnisches Institut Leipzig


Donnerstag, 10. September
20 Uhr Kino mon ami
Konzert im Freien (D 2001, Regie: Jürgen Böttcher)

Berlin, DDR, 1974: Die Partei- und Staatsführung vergibt den Auftrag für die Gestaltung einer Marx-Engels-Denkmalanlage im Zentrum der Stadt an ein Künstlerkollektiv. Hierüber sollte es auch einen Film geben: 15.000 Meter wurden von 1981 bis 1986 gedreht – und verschwanden im Archiv. Im Jahr 2000 erfolgte ein neuer Zugriff auf den Film, der um Aufnahmen aus der heutigen Topografie, Geschichte, Musik und Kunst in der neuen Mitte Berlins ergänzt wurde.


Samstag, 12. September
20 Uhr Kino mon ami
Elektrokohle (Von Wegen) (D 2009, Regie: Uli M. Schueppel)

Am Mittag des 21. Dezember 1989 machen sich die Musiker der westdeutschen Kult-Band »Einstürzende Neubauten« von Westberlin aus auf den Weg zu ihrem ersten Konzert in Ostberlin, Noch-Hauptstadt der DDR. Noch ist es ein langer, ungewöhnlicher Weg von Kreuzberg nach Lichtenberg – in den Wilhelm-Pieck-Saal des VEB Elektrokohle. Der mit der Band befreundete Filmemacher Uli M. Schueppel begleitete die »Einstürzenden Neubauten« durch diesen besonderen Tag. Was passierte an diesem 21. Dezember 1989 in Ostberlin, und wie ging es weiter?

Im Anschluß: Gespräch mit Uli M. Schueppel


Mittwoch, 30. September
20.15 Uhr Audimax Bauhaus-Universität
Jenseits der Mauer (D 2009, Regie: Friedemann Fromm)
Public Viewing mit Regie-Gespräch zur parallelen Fernsehpremiere in der ARD.

Nach ihrer gescheiterten Flucht werden Heike (Katja Flint) und Ulrich Molitor (Edgar Selge) vor eine bittere Alternative gestellt: Sie können mit ihrem siebenjährigen Sohn in die Bundesrepublik ausreisen, müssen dafür jedoch ihre zweijährige Tochter in der DDR zurücklassen und zur Adoption freigeben. Verweigern die Eltern die Zwangsadoption, bleiben beide auf Jahre im Gefängnis und verlieren damit auch ihren Sohn. Die fiktive Geschichte basiert auf wahren Gegebenheiten und ist das Ergebnis umfangreicher Recherchen. Gedreht wurde u.a. in Weimar.

Im Anschluß: Gespräch mit Friedemann Fromm, Moderation Wolfgang Kissel


Montag, 19. Oktober
20 Uhr Audimax Bauhaus-Universität
Die Aufbruch-Filme (DDR 1989, Studierendenfilme der Hochschule für Film und Fernsehen (HFF) »Konrad Wolf« Potsdam-Babelsberg beim Internationalen Leipziger Dokumentarfilmfestival)

Seit 1961 war es der HFF möglich, Filme von Studierenden auf dem Internationalen Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm (DOK) zu zeigen. Ob Film-Übung, Hauptprüfungs- oder Diplomfilm, die HFF-Sonderveranstaltungen gewährten oft eigenwillige Einblicke in ein Land namens Deutsche Demokratische Republik. Mit dem Eintreten des damaligen Rektors für Glasnost und Perestroika wurden die Vorführungen des Hochschulprogramms bereits ab 1986 zu einem gefragten Festival-Ereignis. Wir führen das 1989 in Leipzig gezeigte HFF-Programm erstmals wieder auf, mit Filmen, die von Auf- und Umbruch Zeugnis geben.

Im Anschluß: Diskussion mit dem damaligen Rektor der Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam-Babelsberg (HFF), Lothar Bisky, dem heutigen Präsidenten der Potsdamer HFF, Dieter Wiedemann, und dem Direktor des Bauhaus Film-Instituts, Wolfgang Kissel.


Mittwoch, 28. Oktober
20 Uhr Audimax Bauhaus-Universität
Das Haus der Regierung (D 2003, Dokumentarfilm von Christiane Büchner)

Moskau 1928: Gegenüber dem Kreml wird das größte und aufwendigste Wohnhaus der UdSSR errichtet, ausgestattet wie ein luxuriöser Überseedampfer. 505 Wohnungen, modernste Einrichtungen, Theater, Kino und Geschäfte, in denen es alles gibt, was sonst in Moskau vermißt wird. Nur verdiente Genossinnen und Genossen ziehen ein: Volkskommissare, Politiker, Militärs, Wissenschaftler, Künstler. Durch die Moskwa getrennt und doch vor dem Zugriff des Kremls nicht sicher, schuf Stalin hier ein Luxusghetto, das unter der absoluten Kontrolle seines Apparates lag. Aus den Geschichten der Bewohner dieses Zentrums der Macht, aber auch Ohnmacht, entsteht ein lebendiges Bild der Sowjetunion – und ihrer Auflösung.

Im Anschluß: Gespräch mit Christiane Büchner, Moderation Wolfgang Kissel

Weitere Informationen

Preise: 5,- ermäßigt 3,- € (inkl. Gebühren) Karten an der jeweiligen Kinokasse
29. August 20 Uhr „Das elfte Jahr“ 12,-/20,-/35,- € zzgl. Gebühren

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