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Jean Dubuffet – Ein Leben im Laufschritt

»Keine Kunst ohne Trunkenheit« formulierte Jean Dubuffet treffend zu seiner Kunst, in der sich die Materialien als auch die Stile einem ständigen Wechsel unterzogen. Als Sohn eines Weinhändlers hatte er schon nach dem Abitur begonnen Malerei zu studieren, sich dann jedoch in den Beruf des Vaters eingefunden. Erst 1942, mit 41 Jahren, wandte er sich konsequent der Kunst zu und wurde einer der wichtigsten Anreger der Kunst des 20. Jahrhunderts. Die damals verpönte Bildsprache der Straßenkunst – Graffities und Schmierereien auf Pissoirs oder Häuserwänden – findet in Dubuffets Werken zu einer neuen Ästhetik, die die allgemeine Wahrnehmung verändert hat. Vom 1. Februar bis 24. Mai zeigt die Langen Foundation 50 Werke aus dem gesamten Schaffen des Künstlers.

Die Inhalte seiner Bilder – der Mensch oder eine Landschaft – sind stetig in Bewegung wie auch die verwendeten Materialien wie Kalk, Sand,Teer und Kohlenstaub. Jedoch so rau und grob die Materialien auch erscheinen mögen und so brutal und hässlich teils hinein geritzt wurde – es ist höchste Ästhetik und der Ausgangspunkt des heute so zeitgemäßen Verschränken von »high and low culture.«
Das Kunst- und Ausstellungshaus der Langen Foundation widmet diesem Künstler, der als Vorläufer und Verfechter der Darstellung von Wirklichkeit des Alltags gilt, nun eine Einzelschau. Rund 50 Werke geben einen repräsentativen Einblick in das gesamte Schaffen des Künstlers.
Mit seiner ironisch-heiteren Bildsprache poetisiert Dubuffet das Stoffliche, die kleinen unbeachteten Dinge des Alltags, das schlichte Leben von Mensch,Tier und Natur. So stellt er in seinen Bildern auf ganz andere Weise wie später die Pop Art Künstler, die ihn übrigens bewunderten, das Triviale dar. In seiner Kunst verhöhnt er das Gewöhnliche nicht, sondern gestaltet die versteckte Poesie der alltäglichen Dinge zu facettenreichen und vieldeutigen Bildkompositionen.
Der charakteristische Wechsel von Jean Dubuffets Malerei zwischen Wirklichkeit und Traum, äußerem und inneren Erleben, die Zweideutigkeit seiner Motive entspricht der Position seiner höchst individuellen Kunst zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit.
 

Weitere Informationen

Der Katalog zur Ausstellung – mit Texten von Andreas Franzke, Chrysanthi Kotrouzinis, Christiane Lange, Siegfried Gohr u.a. – erscheint im Hirmer Verlag München.

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