Meldungen zum Kunstgeschehen

Kunst im Saarland im Oktober und November 2009

Im Oktober und November 2009 sorgen die saarländischen Galerien und Museen für ein abwechslungsreiches, spannendes Kunst- und Kulturprogramm. Unsere Autorin Verena Paul hat für Sie einige Herbst-Highlights zusammengestellt.

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Im Westen viel Neues

Dass auch im Herbst 2009 dem Publikum ein künstlerisch-leuchtender Blumenstrauß geboten wird, dafür haben die saarländischen Museen und Galerien Sorge getragen. Und so zeigt in Bexbach die Produzentengalerie Köcher noch bis 17. Oktober 2009 in einer spannenden Parallelausstellung die Arbeiten Peter Köchers und des Wiener Künstlers Herbert Hofer, der die Wirklichkeit in und mit seinen Werken in Frage stellt. Indem Hofer beispielsweise seine im Raum aufgestellten Aluminiumplatten, die an zerknülltes Papier erinnern, mit photographischen Aufnahmen des Atelierraums einmal seitenrichtig und auf der gegenüberliegenden Seite spiegelverkehrt überzieht, vermischt er Illusion und Realität und verrätselt so das für den Betrachter Vertraute.

Die Galerie im Kulturzentrum Saalbau in Homburg widmet sich in der diesjährigen Jahresausstellung, die vom 5. bis 31. Oktober 2009 zu sehen ist, dem Thema „Schnittstellen“. Mit wachem, bisweilen auch kritischem Auge und in den unterschiedlichsten Techniken haben sich Homburger Künstler mit Pinsel, Zeichenstift, Kamera oder in freier, experimentierfreudiger Manier an diese „Schnittstellen“ herangewagt.

In Homburg/Schwarzenacker empfängt die galerie m beck den Besucher vom 18. Oktober bis 11. November 2009 in einer sehenswerten, von Spannungen zusammengehaltenen Paralellausstellung. Zu sehen sind die subtilen Aktzeichnungen von Robert Pfann, der mit Blei- und Buntstift den Körper behutsam und eindringlich zugleich ergründet. Daneben bilden die kraftvollen Arbeiten der deutsch-israelischen Künstlerin Daniela Bershan gleichermaßen einen Kontrast wie Elmar Göppls "Fragen aus Tusche und Blei".

Bis 25. Oktober 2009 werden in der Alten Schule in Mainzweiler die Arbeiten Jürgen R. Schneiders zu sehen sein. Die Ausstellung "E-Bilder / Digilogien" gewährt uns Einblick in Fotoarbeiten, die sich gängigen Klischeevorstellungen von digitalen Bildbearbeitung entziehen.

Bis 1. November 2009 zeigt die Städtische Galerie Neunkirchen unter dem Titel "vorübergehend" die gegenständlich-figurative Malerei der 1966 in Hamburg geborenen Künstlerin Anja Hantelmann, die an der Hochschule der Bildenden Künste Saar ihr Studium abgeschlossen hat. Im Fokus stehen drei Bildzyklen, die persönliche Erfahrungen des Flüchtigen nachzeichnen.

In der Ausstellung „20 Jahre Mauerfall – 20 Deutsche Maler“ sind in der Johanneskirche in Saarbrücken vom 3. Oktober bis 9. November 2009 die Werke 20 bedeutender deutscher Künstler zu bestaunen. Die Balance zwischen Ost- und Westdeutschland, die durch je zehn westdeutsche und je zehn ostdeutsche Kunstschaffende verdeutlicht ist, wird in einem wunderbaren Raumambiente angestrebt, wo uns beispielsweise die Arbeiten von Rainer Fetting, Salomé, Jörg Immendorff, Wolfgang Matheuer, Harald Metzkes, Bernhard Heisig, Gerhard Altenbourg, Bernhard Zimmer oder Sieghard Gille begegnen. Selten ist ein derart beeindruckender Brückenschlag zwischen einst unüberwindbaren Gegensätzen mit nur einem behutsamen, aber eindringlichen Pinselschlag der Kunst gelungen.

Das Saarbrücker Rathaus, das in unmittelbarer Nachbarschaft zur Johanneskirche liegt, zeigt bis zum 31. Oktober 2009 mit „Julius Shulman“ einen Pionier der Architekturfotografie, der mit seinen Arbeiten das Bild der amerikanischen Moderne wie kaum ein anderer prägte. Seine Schwarz-Weiß-Aufnahme „Case Study House No. 22“ aus dem Jahr 1960 ist das bisher meist publizierte Architekturfoto der Welt.

Vom 10. Oktober bis 22. November 2009 können wir uns in der Stadtgalerie Saarbrücken anlässlich der hundertjährigen Wiederkehr der Gründung der Großstadt Saarbrücken mit der Präsentation „Kenn-Zeichen SB“ auf eine Spurensuche begeben. Rund 40 Künstlerinnen und Künstler, einheimische wie auswärtige, haben sich mit verschiedensten Aspekten dieser Stadt auseinandergesetzt und so plant der Luxemburger Jerry Frantz beispielsweise, fiktive Saarbrücker zu erzeugen, indem er digital Elemente aus verschiedenen Porträtfotos kombiniert. Klaus Harth beschwört dagegen in Fotos und Zeichnungen Vertrautheit und Fremdheit banaler Orte. Christina Kubisch und Studenten der HBKsaar collagieren in „My Favourite Sounds Saarbrücken“ die von Einwohnern als charakteristisch empfundenen Geräusche. Und der Trierer Künstler Franziskus Wendels malt die Skyline Saarbrückens mit Leuchtfarbe, die erst im Dunkeln sichtbar wird, auf Abfallmaterial. In den verschiedensten Medien, von der Malerei und Grafik über Installation und Fotografie bis zur Klangkunst reflektieren die Teilnehmer der Ausstellung ihr Verhältnis zu dieser Stadt.

Das Museum Haus Ludwig für Kunstausstellungen in Saarlouis präsentiert uns bis zum 3. Januar 2010 aus Anlass des 100. Geburtstages des Malers Edvard Frank die wunderbare Ausstellung „Auch ich war in Arkadien“. Seit den 40er Jahren schuf der Künstler, der 1946 Gründungsmitglied der Pfälzischen Sezession war, ein umfangreiches und eindrucksvolles Werk: Die meisten seiner Bilder, die zu Beginn figurativ-gegenständlich waren, wurden in der Spätphase abstrakter; sie entstanden auf zahlreichen Reisen nach Italien, Frankreich, Tunesien, Griechenland und in die Türkei. Franks Bilder spiegeln in vielfältiger Art und Weise seine Affinität zur Antike wieder: Zum einen haben klassische Ideale auf sein Menschenbild eingewirkt und zum andern ließ er sich von der mediterranen Landschaft und der südlichen Sonne inspirieren, was in markanten Farb- und Formkompositionen zum Ausdruck gebracht wird. In den Ausstellungsräumen treffen wir auf Ölgemälde, Aquarelle und Zeichnungen aus verschiedenen Schaffensphasen.

Das Deutsche Zeitungsmuseum in Wadgassen zeigt mit der Ausstellung „Der Tod in der Karikatur“, die vom 3. November bis 31. Dezember 2009 besucht werden kann, dass wir täglich bei der Zeitungslektüre vom Tod umfangen sind: Plakative Überschriften im Großformat, schockierende Fotos auf der Titelseite und im hinteren Teil der Zeitung die Todesanzeigen. Daher ist es selbstverständlich, dass sich auch die Zeichner häufig mit diesem Thema auseinandersetzen müssen. Dem Ausstellungsbesucher begegnen rund 120 Karikaturen zum Thema Tod aus der Sammlung Koos van Weringh. Die Zeichnungen stammen aus internationalen Zeitungen sowie Zeitschriften und decken den Zeitraum von 1900 bis heute ab.

Der Schweizer Maler Arnold Böcklin hat einmal – als er sich die rhetorische Frage stellte "Wozu über Bilder schreiben?" – sehr pointiert festgestellt: "Die sprechen für sich selbst." Dem soll nur noch hinzugefügt werden, dass ich nun allen Besuchern der saarländischen Kunst- und Kulturlandschaft einen perspektivschärfenden Austausch mit dem zu Unrecht als verschwiegen abgeurteilten Gegenüber wünsche!

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