Seit Ende Januar zeigt das Deutsche Historische Museum (DHM) in Berlin im Untergeschoss seines Pei-Anbaus die Ausstellung »Kunst und Propaganda im Streit der Nationen 1930–1945«. In einem Vergleich zwischen Deutschland, Italien, der Sowjetunion und den USA wird anhand von 400 Ausstellungsstücken dem staatlich gelenkten Einsatz von Kunst in den 1930er und 1940er Jahren nachgegangen. Dabei geben die vier Ausstellungsbereiche — in der Reihenfolge Führerbildnisse, Bilder von Mensch und Gesellschaft, Arbeit und Aufbau und Kriegsbilder — Einblick in das breite Spektrum der propagandistischen Kunst dieser Zeit.
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Seit Mitte der 1970er Jahre wurde in verschiedenen Ausstellungen versucht, sich der NS-Kunstproduktion zu nähern. Eine Gegenüberstellung der Staatskunst der europäischen Diktaturen, Deutschland und Italien sowie der Sowjetunion, präsentierte das DHM selbst bereits in der Ausstellung »Kunst und Macht« (1996). Die Einreihung der USA in den Vergleich der Nationen ist hingegen neu und soll zeigen, dass die seit den frühen 1930er Jahren staatlich geförderte Kunst in den USA ebenfalls mit propagandistischen Strategien arbeitete. Dazu gehört die Betrachtung der »New Deal«-Politik Roosevelts, ein weit gespanntes staatliches Förderprogramm zur Arbeitsbeschaffung nach der Großen Depression, das die Kunst mit einschloss und verschiedensten Programmen galt (darunter Fotokampagnen, zahlreiche Aufträge zur Ausgestaltung öffentlicher Gebäude mit Wandmalereien und Ausstellungen). Auch der darauf folgende Blick auf die Kriegspropaganda zeigt, wie ideologiebehaftet die bildenden Künste und modernen Bildmedien eingesetzt wurden. Und dennoch tun sich im Ländervergleich der Ausstellung — nicht nur in dem Einbezug der USA — auch eklatante Unterschiede auf.
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Indem die Länder in der Ausstellung relativ isoliert voneinander dargestellt werden, bleibt es dem Besucher allerdings selbst überlassen, die Gegensätze und Verbindungen zwischen den Strategien im Einsatz von Kunst herzustellen. Erst die Konsultation des materialreichen Ausstellungskatalogs (erschienen im Sandstein Verlag, Dresden) gibt, vor allem mit den Aufsätzen im Vor- und Nachspann, Einblicke und eingehende Analysen darüber, was die Ausstellungsmacher zeigen wollen, dass ein kritischer Vergleich von in einer Epoche entstandener Propagandakunst durchaus möglich ist.
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