Ausstellungsbesprechungen

Mattheuer, Tübke , Triegel. Eine Frankfurter Privatsammlung.

Sie könnten unterschiedlicher nicht sein: Wolfgang Mattheuer (1927-2004) mit seinem scheinbar festen, symbolischen Repertoire an Figuren und Formen (Flamme, flüchtende Person usw.), Werner Tübke (1929-2004) als Vertreter sozialkritischer und historistischer Kunst und Michael Triegel (geb. 1968), der sich mit technischer Akkuratesse dem Gegenstand verschrieben und zugleich dem Realismus eines Mattheuer und eines Tübke eine Abfuhr erteilt hat.

Zusammen bilden sie den Kern der Sammlung eines Frankfurter Privatsammlers, der rund 60 Arbeiten für die Ausstellung am Schaumainkai ausgewählt hat, und darüber hinaus steht jeder Einzelne für einen bestimmten Zeitabschnitt in der Geschichte der ehemaligen DDR bzw. des deutschen Ostens. Als verbindendes Element fungiert die Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig, die schon so manche nach dem Ort benannte Schule hervorgebracht hat – Mattheuer durchlief sie genauso wie Tübke, der seinerzeit als Lehrer sogar prägenden Einfluss hatte; und Triegel gehört der gegenwärtig Furore machenden »neuen« Leipziger Schule an. Gemeinsam ist den Malern auch die klare Diktion in der Pinselführung, die in jeder Hinsicht bestechend ist.

Abgesehen davon, dass die ostdeutsche Kunst in Frankfurt Premiere feiert – zumindest in dieser Fülle –, ist mit dem jungen Werk Michael Triegels sogar eine Entdeckung zu machen, da er bisher im Schatten der Stars in den vorderen Rängen, von Rauch bis Eitel, stand. Der anonym auftretende Kunstsammler entdeckte 1994 sein Herz für diese Kunst, insbesondere für Mattheuer: Seine Mattheuer-Sammlung mit Gemälden, Plastiken und Graphiken ist eine der größten überhaupt. Und da sieht man denn auch, was Mattheuer alles auf Lager hat: Die weniger bekannte Landschaftsmalerei ist genauso vertreten wie die fast wie Markenzeichen übers Bild rennenden Gestalten. Dass von ihm figurative Szenen von spektakulärer Einfachheit zu sehen sind, ist schon den Besuch wert. Demgegenüber rutscht Triegel zuweilen mit Genugtuung ins Kitschige ab, wohin Tübke auf anderen Wegen auch schon mal gefunden hat. Beide spielen offen mit Zitaten aus der Kunstgeschichte, wodurch wiederum Mattheuer die authentischste Stimme erhält mit seinen eigenständigen Bildwelten – auch da, wo diese an die deutsche Romantik anschießen.

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