Ausstellungsbesprechungen

MAUER ABSURD – Fotografien 1962-2007, bis 10. Januar 2010 in der Städtischen Galerie Neunkirchen

Die Fotoausstellung spürt den Jahrzehnten nach, in denen Deutschland noch aus zwei Teilen bestand. Dabei wird gezeigt, wie sich das Entsetzen über den Mauerbau zu einer achselzuckenden Gleichgültigkeit wandelte und wie sich die Menschen mit dem Widersinn des Trennenden arrangierten.

Vor zwanzig Jahren brachte die friedliche Revolution in der DDR die Berliner Mauer zum Fall und beendete die Teilung Deutschlands. Der verhasste Beton, der die Stadt durchschnitt, hatte über Nacht seinen Schrecken verloren. Wie aber gestaltete sich das Leben mit und hinter der Mauer bis zum 9. November 1989? Wie existierte eine Stadt, die im August 1961 regelrecht amputiert worden war? Wie absurd war es, einen Tagesausflug einzuplanen, um von einer Straßenseite auf die andere zu kommen?

Für die vom ungarischen Kulturinstitut Collegium Hungaricum in Berlin zusammengestellte Ausstellung wurden mehr als fünfzig Arbeiten von international renommierten Fotografinnen und Fotografen ausgewählt, die das Leben mit dem grotesken Bauwerk zeigen. Mit dabei sind Werke von Peter R. Asche, Peter Brüchmann, Udo Hesse, Hartmut Kieselbach, Barbara Klemm, Herlinde Koelbl, Arild Kristo, Andreas Lang, Karl-Ludwig Lange, Bernard Larsson, Hans Pieler, Michael Ruetz und Hans Peter Stiebing. Dergestalt ist eine fotografische Zeitreise entstanden, die auf sensible Weise in Erinnerung ruft, wie es gelang, mit der Mauer zu leben, sie etwa als Leinwand, Litfasssäule oder als Schutz für den Kleingarten zu verwenden. 28 Jahre stand das Monstrum aus Beton, 28 Jahre versuchte die geteilte Stadt, mit dieser Absurdität umzugehen.

Wie immer überzeugt die Städtische Galerie Neunkirchen durch spannende Themenwahl und eine gelungene Präsentation der fotografischen Arbeiten, die einen ganz eigenen Blick auf die Berliner Mauer werfen. Fazit: Scharfsichtig, zeiträumesprengend, ironisch und nachdenklichstimmend stellen diese formal ästhetischen Werke eine wirkliche Bereicherung dar!

Weitere Informationen

Im Rahmen der Ausstellung ist die Journalistin Jutta Voigt, die 2009 die Bücher „Westbesuch - Vom Leben in der Sehnsucht“ und „Im Osten geht die Sonne auf“ vorgelegt hat, am Donnerstag, dem 10. Dezember, um 20.00 Uhr zu Gast in der Städtischen Galerie.

Öffentliche Führungen (kostenlos)

Sonntag, 22. November 2009, 15.00 Uhr

Sonntag, 13. Dezember 2009, 15.00 Uhr

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