Meldungen zum Kunstgeschehen

Kunst im Saarland im Dezember 2009 und Januar 2010

Zur Jahreswende 2009/2010 laden die saarländischen Museen und Galerien zu einem bunten Reigen abwechslungsreicher, spannender Kunst ein. Unsere Autorin Verena Paul hat für Sie einige Winter-Highlights zusammengestellt.

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Im Westen viel Neues

Um den Monat Dezember einmal als ruhigen Jahresausklang und den Monat Januar als einen guten, kraftvollen Start in ein neues Jahr nutzen zu können, haben sich die saarländischen Museen und Galerien um ein beachtliches Kultur- und Kunstprogramm bemüht. Dieses lädt zu kleinen Abenteuerreisen in schillernde, emotional aufgeladene Farbwelten gleichermaßen ein wie zu gesellschaftskritischen Federschwüngen im Miniaturformat. So empfängt die Produzentengalerie Köcher in Bexbach ihre Besucher noch bis 13. Dezember 2009 (Finissage 11 Uhr) mit Werken Peter Köchers und des Wiener Künstlers Herbert Hofer, der die Wirklichkeit in und mit seinen Plastiken in Frage stellt. Indem er beispielsweise seine im Raum aufgestellten Aluminiumplatten, die an zerknülltes Papier erinnern, mit photographischen Aufnahmen des Atelierraums einmal seitenrichtig und auf der gegenüberliegenden Seite spiegelverkehrt überzieht, vermischt er Illusion und Realität und verrätselt so das für den Betrachter Vertraute.

Vom 13. Dezember 2009 bis 13. Januar 2010 präsentiert die galerie m beck in Homburg/Schwarzenacker in einer Parallelausstellung die Werke von Christine Middendorf, Birgit Ramsauer und Armin Hott. Christine Middendorfs Schaffen ist bestimmt durch Begegnungen in der Alltagswelt, durch die Bandbreite zwischenmenschlicher Beziehungen, Träume oder Wünsche. Sie selbst sagt: „Kunst ist nie dasselbe, sie ist immer andersartig. Sie ist ein Ausdruck von Affekten, Erfahrungen, Beziehungen, Begegnungen mit Anderen, Träumen, Gedanken, Schmerzen, Wünschen, Lüsten, Zufällen und/oder Zwängen.“ Birgit Ramsauer versteht sich im Wesentlichen als Performancekünstlerin, die ihren Körper, ihre Persönlichkeit in unterschiedliche gesellschaftliche Zusammenhänge stellt und so bewusst Spuren hinterlässt. Sie greift in fremde Kontexte ein und markiert das zufällig Beobachtete, die Spuren, die ihre Mitmenschen unbewusst hinterlassen haben. Augenzwinkernd und doch mit satirisch gespitzter Feder tastet Armin Hott sich an gesellschaftliche Schieflagen heran und dekuvriert das Abgründige des Menschen in Tiergestalt.

Die Städtische Galerie Neunkirchen spürt bis 10. Januar 2010 in der Fotoausstellung „MAUER ABSURD – Fotografien 1962-2007“ den Jahrzehnten nach, in denen Deutschland noch aus zwei Teilen bestand. Dabei wird gezeigt, wie sich das Entsetzen über den Mauerbau zu einer achselzuckenden Gleichgültigkeit wandelte und wie sich die Menschen mit dem Widersinn des Trennenden arrangierten.

Mit seiner jährlichen Weihnachtsaktion „unter hundert“ bietet der Neunkircher Künstlerkreis vom 10. bis 13. und vom 18. bis 20. Dezember 2009 in seiner Galerie von 14 bis 18 Uhr Originale der Mitglieder unter 100 € an. So können Kunstliebhaber günstig in den weihnachtlich geschmückten Räumen Malerei, Collagen, Fotografie, Zeichnungen, Radierungen oder keramische Objekte erwerben. Dabei wird ein Teil des Erlöses der Aktion „Hilf mit“ der Saarbrücker Zeitung und an die „Guarani Hilfe“ gegeben.

Vom 19. Dezember 2009 bis 28. Februar 2010 zeigt das Saarlandmuseum in Saarbrücken in der groß angelegten Jahresausstellung Werke des Künstlers Marc Chagall. Die Präsentation umfasst rund 200 Arbeiten auf Papier, begleitet von einer Gruppe von Gemälden aus bedeutenden europäischen Sammlungen. Das Saarlandmuseum selbst besitzt weit über 500 Arbeiten auf Papier aus allen Schaffensperioden von Marc Chagall, darunter mehrere bedeutende lithographische Serien nach literarischen Vorbildern wie Daphnis und Chloé, die Fabeln von La Fontaine, die Toten Seelen von Gogol oder die Bibel. Aus diesem Bestand sind die wichtigsten Werkgruppen zu sehen, die durch präzise ausgewählte Gemälde akzentuiert werden. Dergestalt ist Zielsetzung des Saarlandmuseums, die tieferen Ideen und Entwicklungslinien des Schaffens von Marc Chagall nachzuzeichnen. Die Arbeiten auf Papier sind nicht ausschließlich, aber sehr häufig mit literarischen oder mythologischen Themen verbunden. So wird ein Schwerpunkt auf die literarische Seite im Werk Chagalls gelegt, wobei die Fragen nach den lyrischen und mythologischen Tendenzen wie auch nach dem spezifischen Surrealismus Chagalls in Stil und Ikonographie näher untersucht werden sollen.

Mit der Präsentation „*referenzen“ öffnet die Stadtgalerie Saarbrücken vom 12. Dezember 2009 bis 7. Februar 2010 die Pforten. Dabei sind Werke von Brigitte Benkert, Francis Berrar, Claudia Brieske, Werner Constroffer, Heinz Diesel, Gabriele Eickhoff, Johannes Fox, Annette Grund, Mane Hellenthal, Juliane Hümpfner, Hans Husel, Ursel Kessler, Wolfgang Klauke, Ingeborg Knigge, Lukas Kramer, Volker Lehnert, Annegret Leiner, Jolande Lischke-Pfister, Uwe Loebens, Sigrún Ólafsdóttir, Werner Rauber, Volker Scheiblich, Norbert Simon, Peter Spiegel, Christine Steitz-Kramer, Barbara Steitz-Lausen und Thomas Wojciechowicz zu sehen. Im Verlauf der Ausstellung finden am 16. Dezember 2009, am 6., 13. und 27. Januar 2010 sowie am 3. Februar 2010 jeweils um 18 Uhr Künstlergespräche statt.

Die Galerie Besch in Saarbrücken empfängt den Besucher noch bis 12. Dezember 2009 mit ihrer Ausstellung "Lauren Reypens – Tassen im Schrank". Der Mann hat nicht mehr alle Tassen im Schrank! Diese Redewendung ist im Fall des belgischen Malers Laurent Reypens wörtlich zu nehmen, denn die Tassen, Schüsseln und Schalen stehen in seinem Atelier. Mit der anmutigen Darstellung eines alltäglichen Gegenstandes erkundet der Künstler das Spiel von Licht und Schatten, die das äußere Gewand der Tassen umschmeicheln, sowie deren kompositorisches Zusammenspiel im Bildgefüge.

Im Haus der Unternehmensverbände (galerie m beck) sowie in der Hochschule für Musik Saar (kunstWA|BE) werden vom 15. Dezember 2009 bis 15. Januar 2010 in den Ausstellungen „Überlagern II“ und „Überlagern III“ die gestisch-kraftvolle Malerei Christine Middendorf präsentiert, die gemeinsam mit der Ausstellung „Überlagern I“ in der galerie m beck in Homburg/Schwarzenacker eine Trias bilden. Auf diese Weise kann dem Schaffen der Künstlerin, um nicht zu sagen ihrem auf die Leinwand gebannten Seelenleben, intensiv nachgespürt werden.

Das Museum Haus Ludwig für Kunstausstellungen in Saarlouis präsentiert dem Besucher bis zum 3. Januar 2010 aus Anlass des 100. Geburtstages des Malers Edvard Frank die wunderbare Ausstellung „Auch ich war in Arkadien“. Seit den 40er Jahren schuf der Künstler, der 1946 Gründungsmitglied der Pfälzischen Sezession war, ein umfangreiches und eindrucksvolles Werk: Die meisten seiner Bilder, die zu Beginn figurativ-gegenständlich waren, wurden in der Spätphase abstrakter; sie entstanden auf zahlreichen Reisen nach Italien, Frankreich, Tunesien, Griechenland und in die Türkei. Franks Bilder spiegeln in vielfältiger Art und Weise seine Affinität zur Antike wieder: Zum einen haben klassische Ideale auf sein Menschenbild eingewirkt und zum andern ließ er sich von der mediterranen Landschaft und der südlichen Sonne inspirieren, was in markanten Farb- und Formkompositionen zum Ausdruck gebracht wird. In den Ausstellungsräumen treffen wir auf Ölgemälde, Aquarelle und Zeichnungen aus verschiedenen Schaffensphasen.

Das Deutsche Zeitungsmuseum in Wadgassen zeigt mit der Ausstellung „Der Tod in der Karikatur“, die noch bis 31. Dezember 2009 besucht werden kann, dass wir täglich bei der Zeitungslektüre vom Tod umfangen sind: Plakative Überschriften im Großformat, schockierende Fotos auf der Titelseite und im hinteren Teil der Zeitung die Todesanzeigen. Daher ist es selbstverständlich, dass sich auch die Zeichner häufig mit diesem Thema auseinandersetzen müssen. Dem Ausstellungsbesucher begegnen rund 120 Karikaturen zum Thema Tod aus der Sammlung Koos van Weringh. Die Zeichnungen stammen aus internationalen Zeitungen sowie Zeitschriften und decken den Zeitraum von 1900 bis heute ab.

Nun bleibt mir nur noch, allen Besuchern der saarländischen Kunststätten Phantasie, kindliche Entdeckerfreude und Bereicherung im Dialog mit der präsentierten Kunst, eine besinnliche Adventszeit und frohe Weihnachten sowie einen gesunden Start ins Neue Jahr zu wünschen!

Das Schlusswort für das „Kunst im Saarland“ sei dieses Mal Max Beckmann gegeben, der sagte: „Im Grunde ist über Kunst genug geredet, und letzten Endes ist alles unzulänglich, wenn man mit Worten seine Taten interpretieren soll. Trotzdem werden wir weiter reden und weiter malen, musizieren, uns langweilen und uns aufregen, Kriege führen und Frieden schließen, solange die Kraft der Phantasie der Imagination ausreicht. Imagination - vielleicht die göttlichste Eigenschaft des Menschen.“

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