Die Rolle der antiken Münzen bei der Erforschung, Interpretation und (Re-)Konstruktion der antiken Kultur und Geschichte in der frühen Neuzeit zu analysieren, ist Ziel des Symposiums »translatio nummorum - Römische Kaiser in der Renaissance«. Insbesondere geht es darum, die bislang eher getrennten kunsthistorischen und numismatischen Forschungsansätze zu vereinigen, um eine adäquate wissenschaftshistorische Aufarbeitung dieses Themas zu erreichen.
In der Epoche des Renaissance-Humanismus waren Münzen aufgrund ihrer geringen Größe und relativ leichten Zugänglichkeit nicht nur bevorzugtes Sammelobjekt, sondern spielten auch eine wichtige Rolle bei der Wiederentdeckung der antiken Kultur. Der große Informationswert antiker Münzen für historische, archäologische, geographische, mythologische, ideologiegeschichtliche sowie kunsthistorische Forschungen wurde erstmals von den Humanisten erkannt. Von hier nahm die Numismatik als Wissenschaft ihren Ausgangspunkt.
Im Mittelpunkt des Symposiums stehen Aufbau, Zweck, Ausrichtung und Zielgruppe einzelner frühneuzeitlicher Schriften sowie deren Methodik und Klassifizierung. Auch die Autoren der Werke werden in den Blick genommen. Ferner geht es um die Herausbildung der numismatischen Quellenkunde, die Rolle der Münzen bei der Verifizierung der literarischen und inschriftlichen Zeugnisse der Antike und den Wert der antiken Münzen als Kulturträger. Eine wichtige Rolle spielen dabei Fragen der Beeinflussung von Interpretationen und teilweise sogar Fälschungen von Münzen durch den Zeitgeist – Fragen, die mit der Idealisierung der Antike und der Antike als moralischem Maßstab für die Moderne zusammenhängen.
Mittwoch, 16.11.2011
BBAW, Leibniz-Saal
14:30 Uhr
Begrüßung: Bernd Kluge, Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin; Arnold Nesselrath, Vatikanische Museen, Rom / Humboldt-Universität zu Berlin; Alessandro Nova, Kunsthistorisches Institut in Florenz – Max-Planck-Institut
Einführung: Ulrike Peter, BBAW, Berlin
Antiquare und ihre Schriften I
Moderation: Bernd Seidensticker, Freie Universität Berlin, Akademiemitglied
15:30 Uhr
Numismatische Debatten zwischen Spanheim, Vaillant und Morell (Martin Mulsow, Forschungszentrum Gotha / Universität Erfurt)
16:00 Uhr
The Collection of Ancient Coins from Mainland Greece and Asia Minor in the 16th Century – The Evidence of Goltzius (Jonathan Kagan, New York)
16:30 Uhr
Pause
17:00 Uhr
Die »Fasti magistratuum et triumphorum Romanorum« des Hubert Goltzius. Eine Analyse der Münzbilder (Wilhelm Hollstein, Münzkabinett der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden)
17:30 Uhr
Der Nutzen der Numismatik bei Hubert Goltz (Henning Wrede, Humboldt-Universität zu BerlinI
18:00 Uhr
Imbiss
19:30 Uhr
Abendvortrag im Rahmen des Jahresthemas der Akademie »ArteFakte. Wissen ist Kunst – Kunst ist Wissen«:
Sinnes-Wissen. Verblendung und Erleuchtung antiker Kunst in der Renaissance (Ulrich Pfisterer, Ludwig-Maximilians-Universität München)
Einführung: Horst Bredekamp, Humboldt-Universität zu Berlin, Akademiemitglied
Donnerstag, 17.11.2011
BBAW, Leibniz-Saal
Antiquare und ihre Schriften II
Moderation: Arnold Nesselrath, Vatikanische Museen, Rom / Humboldt-Universität zu Berlin
9:00 Uhr
Pirro Ligorio e le monete, tra storia e mito: l'esempio di Nerone (Patrizia Serafin, Università di Tor Vergata, Rom)
9:30 Uhr
Pirro Ligorio's Use (or Abuse) of Numismatic Evidence (Ian Campbell, College of Art, Edinburgh / Bibliotheca Hertziana, Rom)
10:00 Uhr
Pause
Antiquare und ihre Sammlungen
Moderation: Maria R.-Alföldi, Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
10:30 Uhr
The Remarkable Ancient Coins Collection and Numismatic Library of Laevinius Torrentius (1525–1595)(François de Callataÿ, Bibliothèque royale de Belgique, Brüssel)
11:00 Uhr
The Mystery of the Missing Cabinet: Andrea Loredan's Coin Collection and its Fate (John Cunnally, Iowa State University, Ames)
11:30 Uhr
Die Schellenberg-Briefe. Ein wertvolles Zeugnis für den Kenntnisstand eines »normalen« Sammlers zur römischen Antike (Ursula Kampmann, Lörrach)
12:00 Uhr
Mittagspause
Münzen und Wissenstransfer
Moderation: Peter-Hugo Martin, Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin
14:00 Uhr
Erschließung römischer Münzen als historische Quelle (Ulrike Peter, BBAW, Berlin)
14:30 Uhr
Die Kontorniaten in der renaissancezeitlichen Numismatik (Peter Franz Mittag, Universität zu Köln)
15:00 Uhr
Pause
Münzen als Vorlagen
Moderation: Reinhard Wolters, Universität Wien
15:30 Uhr
Ancient Coins on Buildings in Lombardy in the Late Quattrocento (Andrew Burnett, British Museum, London)
16:00 Uhr
Roman Imperial Coins as an Inspiration for Medieval and Renaissance Numismatic Imagery (Alan M. Stahl, Princeton University)
16:30 Uhr
Die Rezeption antiker Münzen im Medium der Zeichnung von Pisanello bis Leonardo da Vinci (Dagmar Korbacher, Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin)
17:00 Uhr
Pause
17:30 Uhr
Projekt-Präsentationen
Census of Antique Works of Art and Architecture Known in the Renaissance (Stefan Luboschik, BBAW, Berlin / Universität Potsdam)
Das digitale Corpus der antiquarischen Literatur zu antiken Münzen in der frühen Neuzeit (Ulrike Eydinger, Kunsthistorisches Institut in Florenz – Max-Planck-Institut)
Der Interaktive Katalog des Berliner Münzkabinetts (Timo Stingl, Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin)
18:30 Uhr
Imbiss
ab 19:45 Uhr
führen die Ausstellungskuratoren Sabine Hoffmann, Ruben Rebmann und Stefan Weppelmann die Referenten und Sektionsleiter durch die Sonderausstellung »Gesichter der Renaissance« im Bode-Museum.
Freitag, 18.11.2011
Bode-Museum, Gobelin-Saal
Münzen und Bilder
Moderation: Anna Schreurs-Morét, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
9:30 Uhr
imagines verae? Die Münzporträts in der antiquarischen Forschung der Renaissance (Gian Franco Chiai, BBAW, Berlin)
10:00 Uhr
Die Münze als Träger ikonographischen Wissens. Ein Hilfsmittel bei der Identifizierung antiker Götterbilder in der Renaissance? (Ulrike Eydinger, Kunsthistorisches Institut in Florenz – Max-Planck-Institut)
10:30 Uhr
Pause
10:45 Uhr
Esempi di modelli iconografici nelle raffigurazioni monetali presenti in manoscritti e libri a stampa nella Repubblica di Venezia durante il XVI secolo (Marco Callegari, Museo Bottacin, Padua)
11:15 Uhr
Vergleichendes Sehen. Die Numismatik als Wurzel der Stilkritik (Neela Struck, BBAW, Berlin)
11:45 Uhr
Pause
Nachahmungen und Fälschungen
Moderation: Jan Simane
Kunsthistorisches Institut in Florenz – Max-Planck-Institut
12:00 Uhr
How and Why Did Forgery Acquire an Identity? (Michael H. Crawford, University College London)
12:30 Uhr
Tra »aemulatio« e frode: storie di monete, storie di falsi (Federica Missere Fontana, Accademia Italiana di Studi Numismatici, Modena)
13:00 Uhr
Mittagspause
Adaptionen und Transformationen
Moderation: Ute Wartenberg Kagan, American Numismatic Society, New York
14:30 Uhr
Transformationen antiker Kaisermünzen in der Renaissance (Johannes Helmrath, Humboldt-Universität zu Berlin)
15:00 Uhr
Wege der Auseinandersetzung mit der Antike. Beispiele aus dem Bestand der Sammlung von Renaissance-Medaillen des Berliner Münzkabinetts (Karsten Dahmen, Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin)
15:30 Uhr
Pause
15:45 Uhr
Vom Tyrannenmörder zum Souverän. Umdeutungen des Brutuskultes im 16. Jahrhundert (Vera Schulz, Kunsthistorisches Institut in Florenz – Max-Planck-Institut)
16:15 Uhr
Von Caesar bis Domitian. Nachahmung als kulturelles Schicksal (Bernhard Weisser, Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin)
16:45 Uhr
Pause
17:00 Uhr
Abschlussdiskussion
19:00 Uhr
Empfang
Der Eintritt ist frei.
Eine Anmeldung unter translatio@bbaw.de ist erforderlich.
Veranstaltungsorte
16. und 17. November
Akademiegebäude am Gendarmenmarkt
Leibniz-Saal
Jägerstrasse 22/23
10117 Berlin
18. November
Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin
Bode-Museum
Gobelin-Saal
Am Kupfergraben 1
10178 Berlin
Kontakt
Dr. Ulrike Peter
Tel. 030 / 20370501
E-mail: translatio@bbaw.de