Die Vorträge dieser Tagung zu Fragen der kunsthistorischen Objektforschung und Realienkunde behandeln unterschiedliche Wege der Aneignung und Überlieferung von Kunstwerken: Fragen nach Form, Authentizität und Zeitstellung, jedoch auch ikonographische und funktionsgeschichtliche Probleme.
Zu diesem Themenkreis gehört das Kopieren als rezeptiver oder kreativer Prozess, ferner das Nachbilden von Prototypen als Werkstattkonvention sowie die Vervielfältigung von Werken mit Hilfe kommerzieller Reproduktionsverfahren. Die Auseinandersetzung mit Vorbildern spiegelt sich auch im Zitieren von Kunstwerken aus ikonographischen oder politischen Beweggründen. Angesichts der zunehmenden "Enthistorisierung" erscheint eine differenzierte Sicht auf Objekte im Wechselspiel ihrer historischen Wirkungsgeschichte hilfreich, um das methodische Instrumentarium der kunsthistorischen Mittelalter- und Frühneuzeit-Forschung zu überprüfen. Dazu präsentieren Vertreter verschiedener Arbeitsbereiche und Tätigkeitsfelder der Kunstgeschichte Fallbeispiele aus verschiedenen Gattungen.
Die Tagung wird veranstaltet vom Zentralinstitut für Kunstgeschichte in Zusammenarbeit mit dem Kunsthistorischen Institut der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Donnerstag, 08. Oktober 2009
13.00 Begrüßung
13.15 Christian Freigang (Frankfurt): Zum Kopiebegriff in der mittelalterlichen Architektur
14.00 Marc Carel Schurr (Zürich): Oft kopiert und nie erreicht? Die Pariser Sainte-Chapelle als Vorbild und Inspiration
15.00 Kaffeepause
15.30 Heidrun Stein-Kecks (Erlangen): Kopie und Kulturtransfer
16.15 Frank Matthias Kammel (Nürnberg): Das repetierte Bild. Vervielfältigte Bauplastik im Mittelalter
17.00 Thomas Weigel (Münster): Neue Überlegungen zur Apostelfolge der Brabender-Werkstatt in St. Stephan, Krefeld
Freitag, 09. Oktober 2009
9.00 Matthias Exner (München): Renovatio contra Inventio. Kopienkritik an Denkmälern früh- und hoch-mittelalterlicher Wandmalerei
9.45 Ulrich Söding (München): Imitation und Imagination. Das Grabdenkmal als Gegenstand der Wandmalerei
10.30 Kaffeepause
11.00 Lukas Madersbacher (Innsbruck): Der lange Schatten des Jan van Eyck
11.45 Stephan Kemperdick (Berlin): Von der Vorlage zum Kunstwerk: Kopien nach Rogier van der Weydens Kreuzabnahme
12.30 Mittagspause
14.00 Hartmut Scholz (Freiburg i.Br.): Serienproduktion in der spätmittelalterlichen Glasmalerei
14.45 Daniel Hess (Nürnberg): Luther am Scheideweg oder der Fehler eines Kopisten? Ein Cranach-Bild auf dem Prüfstand
15.30 Kaffeepause
16.00 Gerhard Weilandt (Karlsruhe): Typus und Porträt in der Malerei um 1500
16.45 Matthias Weniger (München): Zur Frage von Original und Kopie am Beispiel der Porträts von Hans Wertinger
19.00 Abendvortrag:
Peter Kurmann (Freiburg/Schweiz): Original - Kopie - Zitat in der Monumentalskulptur der Hochgotik
Samstag, 10. Oktober 2009
9.00 Harald Wolter-von dem Knesebeck (Bonn): Zur Verwendung von Druckgraphik in der profanen Wandmalerei
9.45 Veronika Pirker-Aurenhammer (Wien): Lacunae - Lückenhaft kopieren als Zeichen von Authentizität. Beobachtungen zu einem unbekannten Aratea-Fragment des 15. Jahrhunderts aus Neapel
10.30 Kaffeepause
11.00 Michael Roth (Berlin): Die zeichnerische Aneignung druckgraphischer Arbeiten des 15. Jahrhunderts
11.45 Peter Schmidt (München): Heilsvermittlung und Reproduktion: Die Mediengeschichte der "Gnadenbildkopie" im ausgehenden Mittelalter
12.30 Pause
13.00 Wolfgang Augustyn (München): Vom Inhalt zum Dekor: Der französische Sibyllenzyklus in Handschriften und Drucken
13.45 Karl-Georg Pfändtner (München): Original? - Kopie? Das Verhältnis und die Permeabilität zwischen Buchmalerei und Druckgraphik im 15. und beginnenden 16. Jahrhundert
14.30 Schlussdiskussion
Anmeldungen sind unter folgender Adresse einzusenden:
original-kopie-zitat@zikg.eu
Der Veranstaltungsort ist das Zentralinstitut für Kunstgeschichte, Vortragssaal (Raum 242), Meiserstraße 10 in München.