Die Fototheken der Bibliotheca Hertziana widmen sich gemeinsem mit dem Deutschen Archäologischen Institut der Frühzeit der Fotografie. Dabei steht der Gebrauch der frühen Fototechniken und ihrer Möglichkeiten im Mittelpunkt der Diskussion.
Zu den Wesensmerkmalen der Fotografie gehört die Vielfalt ihrer Erscheinungsformen. Als flexibles Medium ist sie anpassungsfähig an neue historische, kulturelle, ästhetische Gegebenheiten. Fotografien begegnen als dinglich materielle Artefakte, etwa als belichtete Metallplatte oder als Vergrößerung auf Fotopapier ebenso wie als immaterielle Projektion oder Digitalaufnahme. Besonders in der Frühzeit herrschte ein unvergleichlicher Variantenreichtum an Aufnahmetechniken und Reproduktionsverfahren, die sich entsprechend der Verwendung des neuen Mediums und der Verwendungsabsichten der Autoren und Auftraggeber spezifizierten und ausdifferenzierten.
Der Studientag widmet sich der Beziehung von Faktizität von Fotografie im Sinne ihrer dinglichen Verfasstheit und ihren Präsentations- bzw. Gebrauchskontexten in der 2. Hälfte des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Welche Herstellungstechniken, welche Formate, Materialien und Systematisierungen kommen wo, wann und wie zum Einsatz? Welche Rolle spielen dabei die verschiedenen Akteure – Fotografen, Auftraggeber, Rezipienten, welche das Sujet? Unterscheiden sich etwa die topografische Dokumentationsfotografie von der Kunstreproduktion, die Reise- von der Genre- oder Landschaftsfotografie in Bezug auf Objektcharakter und Funktion? Inwiefern determinieren sich der materiell-technische Aspekt und der Gebrauchskontext in ihrer jeweiligen Ausformung gegenseitig? In welchem Verhältnis stehen Fotografien zu anderen Medien? Wie nutzten die Rezipienten die Fotografien konkret, unter welchen Umständen wurden sie erworben, wann und wie wurden sie wie manipuliert, vervielfältigt, signiert, koloriert und wie schließlich sortiert, archiviert, weiterverwendet? Wie wurde mit den Bildern kommuniziert und dadurch Botschaften und Wissen vermittelt?
Mittwoch, 22.03.2017
Bibliotheca Hertziana, Villino Stroganoff, Via Gregoriana 22
14:15 Uhr
Tanja Michalsky (Bibliotheca Hertziana): Begrüßung
14:20 Uhr
Tatjana Bartsch: Einführung
Die Materialität der Fotografie (Moderation: Tanja Michalsky)
14:40 Uhr
Steffen Siegel (Folkwang Universität der Künste, Essen): Was sich sehen lässt. Zur vergangenen Zukunft des Fotografischen
15:20 Uhr Kaffeepause
15:50 Uhr
Liane Wilhelmus (Universität Heidelberg): Vitraux photographiques – zum Gebrauch der Fotografie in der Glasmalerei des 19. Jahrhunderts
16:30 Uhr
Moritz Lampe (Kunsthistorisches Institut Florenz – Max-Planck-Institut): Fotokeramische Porträts und bürgerliche Memorialkultur in Florenz um 1900
17:10 Uhr
Douglas Klahr (University of Texas, Arlington): The Materiality of Early Stereoscopic Photography: Silver, Glass, Tissue Paper and Cardboard
18:30 Uhr Abendvortrag
Peter Geimer (Freie Universität Berlin): Bild und Zeit. Die Vergangenheiten der Fotografie
Donnerstag, 23.03.2017
Deutsches Archäologisches Institut Rom, Via Valadier 37
09:15 Uhr
Ortwin Dally (DAI Rom): Begrüßung
Visualisierung und Objektivierung (Moderation: Paul Pasieka)
09:30 Uhr
Stefanie Klamm (Staatliche Museen zu Berlin): Mediale Entscheidungen: Archäologische Visualisierung auf Ausgrabungen im 19. Jahrhundert
10:10 Uhr
Carla Ardis (IMT School for Advanced Studies, Lucca): Fotografia a Pompei nel XIX secolo: Tra i calchi di Fiorelli e le fotografie della ditta Brogi
10:50 Uhr Kaffeepause
11:20 Uhr
Massimo Cultraro (Consiglio Nazionale delle Ricerche Catania): Il metodo grafico e fotografico nella ricerca archeologica sperimentale: Angelo Mosso e la rappresentazione del Passato
12:00 Uhr
Hannes Wietschel (Friedrich-Schiller-Universität Jena): Skeptische Faszination. Zwischen Referenz und Material im photokritischen Bildensemble eines Forschungsreisenden
12:40 Uhr Mittagspause
Objektbezüge (Moderation: Ralf Bockmann)
14:00 Uhr
Witold Kanicki (University of Arts, Poznan): NEGATIVE CONFIRMATION. Inverted realities in early photography
14:40 Uhr
Sara Hillnhütter (Humboldt-Universität zu Berlin): Die Historizität der Architektur vermittelt durch die Messbild-Alben in der Sammlung Fotografie der Kunstbibliothek Berlin
15:20 Uhr
Domenico Ventura (Freier Fotograf, Rom): Santa Sofia esposta. La fotografia come critica visiva del monumento
16:00 Uhr Kaffeepause
16:30 Uhr
Paul Mellenthin (Universität Basel): Besser als das Original? Der Fall von Adolphe Brauns „Kohlephotographien“
17:10 Uhr
Katharina Täschner (Johannes-Gutenberg-Universität Mainz): Steichen fotografiert Rodin. Über materialästhetische Entgrenzungen und künstlerische Selbstkonzeptionen im Zusammenspiel von Fotografie und Skulptur
18:30 Abendvortrag
Jens Ruchatz (Philipps-Universität Marburg): Arbeit am Fragment als roter Faden der Fotografiegeschichte und die Materialität der gedruckten Fotografie
Freitag, 24.03.2017
Bibliotheca Hertziana, Villino Stroganoff, Via Gregoriana 22
Verwendungskontexte (Moderation: Julia Gelshorn, Université de Fribourg)
09:30 Uhr
Alice Detjen (Universität Oldenburg): Über Julia Margaret Camerons Hausgebrauch der Photographie
10:10 Uhr
Wiebke Leister (London College of Communication): Duchenne´s Frontispiece and the Photographic Double-Portrait
10:50 Uhr Kaffeepause
11:20 Uhr
Sara Romani (Universität Köln): Carl Durheim (1810–1890), Recueils des portraits photographiques d’Heimatloses ou d’eutres vagabonds
12:00 Uhr
Manila Castoro (University of Kent): Objective Documents, Subjective Documents, and the Modern City: Charles Marville’s Photographs of Paris. A Mediation
12:40 Uhr Mittagspause
Netzwerk und Vermittlung (Moderation: Tatjana Bartsch)
14:00 Uhr
Carolin Görgen (Université Paris-Diderot): Toward “a history of uses” – the dissemination network of the California Camera Club around the turn of the century
14:40 Uhr
Patrizio Gianferro (British School at Rome): The Exchange Society 1896–1901. La fotografia come veicolo per la circolazione dei codici miniati in Europa
15:20 Uhr
Ortwin Dally (DAI Rom): Die Kommunikation über und mit Bildern im Rahmen von Vorträgen und der universitären Lehre des 19. und frühen 20. Jhs.
16:00 Uhr Kaffeepause
16:30 Uhr
Anita Margiotta (Museo di Roma Palazzo Braschi): Diapositive stereoscopiche di vetro riguardanti gli allestimenti e le mostre dell’Esposizione Internazionale di Roma del 1911
17:10 Uhr
Fazit und Abschlussdiskussion (Moderation: Johannes Röll)
Organisation: Tatjana Bartsch (BH), Ralf Bockmann (DAI), Paul Pasieka (DAI), Johannes Röll (BH)
In Zusammenarbeit mit dem Cluster 5 „Geschichte der Archäologie“ des Deutschen Archäologischen Instituts.