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Turner Prize geht an »Assemble«

Selten waren die Nominierungen und zuletzt die Preisträger derart umstritten, doch die Jury ließ sich nicht beirren: Der britische Turner Prize geht an das Architektenkollektiv »Assemble«.

Der britische Turner Prize für zeitgenössische Kunst gilt immerhin als renommiertester britischer Kunstpreis. Seit 1984 wird er an Britische Künstler, die jünger als fünfzig Jahre sind, verliehen. In der Vergangenheit ging er unter anderem an Tony Cragg, Damien Hirst, Anish Kapoor, Steve McQueen und 2014 an Duncan Campbell. Nominiert werden die Künstler dabei jeweils für ein bestimmtes Werk; der Preis ist mit 40.000£ nominiert,

2015 erregten bereits die Nominierungen Aufsehen: Neben Bonnie Camplin mit »The Military Industrial Complex«, Janice Kerbel mit ihrer Performance »DOUG« und der in London lebenden Deutschen Nicole Wermers mit ihrer Ausstellung »Infrastruktur« gelangten »Assemble« mit ihrem Projekt »Granby Four Streets« auf die Shortlist. Während die einen jubelten, die aktuelle Shortlist wäre innovativ, hieß es von anderen, das sei gar keine Kunst. So konnte sich die Sängerin und bildende Künstlern Kim Gordon bei der Bekanntgabe des Preises auch nicht verkneifen zu kommentieren: »Nicht jeder wird mit der Verleihung einverstanden sein«.

»Assemble« ist ein Kollektiv, bestehend aus jungen Architekten und Designern, das derzeit im Liverpooler Viertel Ganby Four Streets verfallene Arbeiterhäuser saniert. Das tut es in Zusammenarbeit mit den Bewohnern des Viertels und mit dem Anspruch so viel wie möglich aus lokalen Ressourcen zu schaffen: vor Ort gefertigte Türklinken, Fliesen oder Treppengeländer, aus Bauschutt gegossene Tischplatten.

Mit der Entscheidung für »Assemble« dehnt das Vergabekomitee den Begriff der Kunst sehr weit – und entscheidet sich im Grunde genommen für eine Intervention. Denn nichts anderes ist es, was die 18 jungen Leute machen: Sie reagieren auf die Situation vor Ort und setzen sie kreativ, aber auch mit einem Sinn für das real Machbare um. Dabei ist das Projekt noch lange nicht am Ende, die Renovierungsarbeiten im Viertel gehen weiter. In der Glasgower Ausstellung zur Preisverleihung hat das Kollektiv eines seiner Modellhäuser nachgebaut und zeigt das Konzept für seine Häuser. Zu sehen sind dort auch die Werke der anderen Nominierten.

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