Ausstellungsbesprechungen

Zeichnung als Prozess – Aktuelle Positionen der Grafik

Die Grafische Sammlung des Museum Folkwang zeigt vom 26. Juni bis 31. August 2008 die Ausstellung »Zeichnung als Prozess – Aktuelle Positionen der Grafik«. Präsentiert werden zehn aktuelle zeichnerische Positionen von Künstlern und Künstlerinnen aus Deutschland und den Vereinigten Staaten, denen es vor allem um den Prozess der Entstehung des Werkes geht.

Die Bandbreite reicht von Zeichnungen, die das Ergebnis einer beinahe choreographischen Körperbewegung sind (Linda Karshan), über solche, die reale oder fiktive außerkünstlerische Prozesse in Kunst verwandeln (Karoline Bröckel, Jill Baroff, Jorinde Voigt), hin zu Zeichnungsserien, bei denen sich das Prozesshafte in der Ableitung einer Zeichnung aus ihrer Vorgängerin manifestiert (Katharina Hinsberg, Roni Horn) oder die aus einer streng reglementierten, hochpräzisen Arbeitsweise resultieren (Sebastian Rug, Daniel Ben-Hur, Malte Spohr, Frank Gerritz).

Die Betonung des Prozesshaften indes ist nicht neu. Denn schon in der auch in der Ausstellung wiederholt herbeigerufenen Konzeptkunst der 1960er Jahre ging es weniger um das Resultat an sich als um die Bewusstmachung des Werkes. Dessen Ausführung ist von nur untergeordneter Bedeutung. Es kann, muss aber nicht entstehen und wenn es entsteht, dann muss dies nicht durch den Künstler selbst geschehen. Wichtiger ist das zugrunde liegende Konzept und die Idee dazu, die somit als gleichwertig betrachtet werden können. An die Stelle des Kunstwerks treten in diesem Sinne Skizzen, Texte etc. Verfolgt wird der Gedanke, wie es zum Ergebnis kommt.

Doch im Unterschied zur Konzeptkunst der 1960er Jahre erschließt sich das Prozesshafte, also gerade dieser zum Teil recht umständliche Vorgang des zeichnerischen Schaffens, dem Betrachter in der Ausstellung nicht. Er sieht »nur« das Ergebnis. Das, worauf es eigentlich ankommen soll, muss er sich mithilfe eines Informationsblattes oder des Kataloges erschließen. Gelegentlich lässt auch einmal ein Bildtitel vage Vermutungen zu. Ein Beispiel sei genannt: Die Künstlerin Linda Karshan unterwirft sich in ihrem Atelier einem streng rhythmischen Zeichenritual, welches von lautem Zählen und Taktschlagen und Drehen des Blattes begleitet wird. Die ausgestellte Serie »Forms of Time« spiegelt jedoch nichts von diesem komplizierten Prozess wider. Im Gegenteil: Stellt man sich den Zeichenprozess der Karshan abstrakt vor, ohne die Bilder gesehen zu haben, dann ist man vom tatsächlichen Ergebnis des Zeichenprozesses überrascht. Hierin liegt sicher ein besonderer Reiz bei der Betrachtung, den aber nur auskosten kann, wer sich vorher oder währenddessen belesen hat.

 

Weitere Informationen

 

Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag 10-18 Uhr

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