Buchrezensionen, Kunstbücher für junge Leser

Bärbel Schönbohm / Wiebke Steinmetz: Abenteuer Malerei. Ein Kunst-Entdecker-Buch für alle ab zehn, Hrsg. Barbara Alms, Städtische Galerie Delmenhorst, Bremen 2009

Man mag es als löbliches Projekt betrachten, wenn eine städtische Galerie Kindern die Malerei in Buchform näher bringen möchte. Da drückt der geneigte Leser auch ein Auge zu, wenn sich die Werke eines lokalen, recht unbekannten Künstlers (in diesem Fall Fritz Stuckenberg) als roter Faden durch die Publikation ziehen. Dass aber ansonsten kein solcher in „Abenteuer Malerei“ von Bärbel Schönbohm und Wiebke Steinmetz zu erkennen ist, muss als Manko gewertet werden.

Natürlich wäre es vermessen zu erwarten, dass 30 reich bebilderte Textseiten einen umfassenden Abriss zum Themenkomplex „Kunst“ bieten könnten. Doch die in jeweils drei bis fünf Sätzen beantworteten, in das Buch hineinführenden Fragen „Was ist ein Maler?“, „Was ist Malerei? und „Was ist Kunst?“ lassen in Hinsicht auf eine seriöse Auseinandersetzung Zweifel aufkommen. So werden in dem einleitenden „Blick in die Kunstgeschichte“ 15.000 Jahre Kulturschaffen auf einer Doppelseite exemplarisch mit sechs Bildern aus Steinzeit, Mittelalter, Barock und Klassischer Moderne abgehandelt. Klar, dass selbst Grundzüge der Kunstentwicklung dabei auf der Strecke bleiben. Angerissen werden Begriffe wie Auftragskunst oder Perspektive, ohne dass deutlich würde, warum diese im Kontext bedeutsam sind.
Die nachfolgenden Kapitel behandeln die Genres Porträt, Stillleben und Landschaft, um im abschließenden Kapitel dem „Abenteuer der abstrakten Malerei“ nachzugehen. Warum plötzlich die Fokussierung auf einen Stil und eine Epoche, wenn es in den vorherigen Abschnitten mehr um das Was als um das Wie ging? Hingegen fehlen die wichtigen Gattungen religiöse und Historien-Malerei völlig (wurden sie vielleicht als zu langweilig für Teenager erachtet?).
Die erwähnten Genres werden wiederum stark exemplarisch präsentiert. Das erste Bild kann jeweils noch als eine Art Startschuss der Gattung gewertet werden, weitere Abbildungen beleuchten bedeutsame Entwicklungen, ohne jedoch die jeweiligen Epochen miteinander zu verknüpfen. Auch wenn eine Chronologie gewahrt bleibt, fehlt die Darstellung von Kunstrichtungen und -stilen – abgesehen von der Abstraktion – fast völlig. Zwar erwähnen die Autorinnen Begriffe wie Renaissance, Romantik und Impressionismus, ohne jedoch auch nur ansatzweise zu erläutern, was es damit auf sich hat. Am Ende jedes Kapitels werden die entsprechenden Bilder Fritz Stuckenbergs, der sich – nach erfolglosen Versuchen, sich in Paris und Berlin als Maler zu etablieren – 40-jährig zu seinen Eltern nach Delmenhorst zurückzog, mit dem Schaffen berühmter Kollegen verglichen.
Zugute halten mag man dem Buch, dass es in der graphischen Umsetzung Elemente verwendet, die die Seiten lebendig gestalten. So lenken beispielsweise „Post-its“ an den Abbildungen die Aufmerksamkeit der jungen Leserschaft auf wichtige Themen und altersadäquate Fragestellungen. Mag auch die eigentliche Intention der Autorinnen sein, ohne Theorielastigkeit bei Kindern Spaß an Malerei und Kunst zu wecken, wie der letzte Satz nahe legt, so liest sich das Delmenhorster „Abenteuer Malerei“ nichtsdestotrotz abenteuerlich.

 

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