Call for Papers

Call for Papers: Wir sind dann mal weg... Die Künstlerreise als Medium des Kulturtransfers, vom 12. bis 14. April 2019 in Irsee

Deie 7. Frühjahrsakademie des Kunsthistorischen Forums Irsee wird sich der Faszination des Reisens widmen, genauer gesagt: der Künstlerreise. Diese will die Tagung jenseits des ersten Gedankens der Bildungsreise diskutieren und stattdessen auch die Wanderschaft von Künstlern und Architekten in den Fokus nehmen. Einsendeschluss für Abstracts: 16. September 2018.

Das Thema mutet allzu vertraut an. Doch es birgt noch immer ein erstaunliches Forschungspotenzial, besonders, wenn das Augenmerk auf den zeitlich begrenzten Orts- bzw. Landeswechsel gerichtet wird. Denn gerade die Rückkehr in die Heimat macht die Reise zum grundlegenden Konstituens des Kulturtransfers. Albrecht Dürers Italienfahrten etwa gehören als – kritisch zu hinterfragendes – »Erweckungserlebnis« zum Kernbestand der kulturgeschichtlichen Großnarrationen Europas.

Der Begriff »Reise« soll im Tagungskontext weit gefasst werden und neben der klassischen Ausprägung als Bildungsreise unter anderem die Wanderschaft des im Mittelalter und der Frühen Neuzeit zunftgebundenen Künstlers einschließen. Auch die Mobilität aufgrund beruflicher Notwendigkeiten beansprucht Aufmerksamkeit. Typische Berufsgruppen wie Architekten, Glasmaler oder Freskanten erhielten vielfach Aufträge, die sie in die Fremde führten. Die Anziehungskraft lukrativer Absatzmärkte veranlasste Künstler ebenfalls zu reisen. So veräußerte Dürer seine Arbeiten gewinnbringend in Venedig, Tizian ging aus demselben Grund nach Augsburg.

Untersucht werden künstlerische und kulturhistorische Austauschprozesse, künstlerische Selbst- und Fremdwahrnehmung, Formen der Identitätsbildung und biografische Aspekte. Geschlechtsdifferente Reisemodi, konfessionelle aber auch politische Parameter als Reisegründe gehören ebenso zum Fokus der Tagung wie die verschiedenartigen, temporären Treffpunkte von Künstlern in ganz Europa. Dabei soll unter anderem die Rolle von Wohnvierteln, Künstlerkneipen oder Künstlercafés reflektiert werden. Welche Vorbereitungen wurden in der Heimat getroffen, welche Reiseführer konsultiert, welche Routen gewählt? Welche individuellen Auswirkungen hatten Reisen auf Stil und Themen? Wie wurden Künstlerreisen in der Vitenliteratur eines Vasari, van Mander oder Sandrart dargestellt? Welche Reisestereotype bildeten sich heraus? Wirkte sich eine Reise gar kontraproduktiv auf Leben und Werk aus? Untersuchenswert ist, welche Rolle aufnehmende Institutionen wie Klöster oder Auslandsakademien spielten, aber ebenso die Frage, wie sich fürstliche Reisestipendien oder Aufträge, insbesondere jene zum höfischen Kunsterwerb, auswirkten. Reizvolle Sonderfälle bilden zum Beispiel Auftragsreisen zu Spionagezwecken, bei denen der Künstler Verteidigungsanlagen zeichnerisch festhalten oder technische Herstellungsprozesse aufklären sollte.

Zum Themenspektrum der Tagung gehören außerdem Fragen danach, wie zurückgekehrte Künstler ihre Reise dokumentiert bzw. visualisiert haben, was sich – wie etwa im Fall John Soanes – sogar auf die Ausstattung der Wohn- und Arbeitsräume bis hin zum Kleidungsstil auswirken konnte.

Die Konferenzsprachen sind Deutsch und Englisch; die Reise-, Übernachtungs- und Verpflegungskosten werden übernommen.
Abstracts für bislang unpublizierte Beiträge (max. 2.000 Anschläge) werden in deutscher oder englischer Sprache mit kurzem Lebenslauf und gegebenenfalls einer Auswahl einschlägiger Publikationen bis zum 16. September 2018 per Email gerichtet an: irsee7@uni-trier.de.

Das Kunsthistorische Forum Irsee ist eine Kooperation zwischen der Schwabenakademie Irsee (Dr. Markwart Herzog, Dr. Sylvia Heudecker) und den Universitäten Bonn (Prof. Dr. Birgit Ulrike Münch) und Trier (Prof. Dr. Dr. Andreas Tacke). Sie wird im Jahr 2019 zusätzlich durch die Albrecht-Dürer-Haus-Stiftung e.V. in Nürnberg (Dr. Thomas Schauerte) getragen. Albrecht Dürers Italienreisen, noch immer ein vieldiskutiertes Thema der innerhalb der nordalpinen kunsthistorischen Forschung, wird eine eigene Sektion gewidmet sein. Das 2012 gegründete Kunsthistorische Forum Irsee konzipiert seit 2013 jährlich eine Frühjahrsakademie. Die Reihe widmet sich dem Forschungsfeld ›Künstler und Gesellschaft‹. Das Kunsthistorische Forum Irsee bietet einen inner- wie interdisziplinären Forschungsrahmen. Es zielt darauf, genuin kunsthistorische Forschungsansätze mit sämtlichen Disziplinen, Methoden und Fragestellungen der (historischen) Kulturwissenschaften zu verbinden. Zu einem spezifischen Thema wird jährlich in einem Call for Papers um Beitragsvorschläge gebeten. Der wissenschaftliche Nachwuchs, das heißt Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Promotionsphase und der Post-doc-Phase, soll dabei in hohem Maß einbezogen werden. Das Forum verfolgt zugleich das Ziel, Themen wissenschaftlich aufzubereiten, die aktuell in der Gesellschaft diskutiert werden, um innovative wissenschaftliche Ansätze in die Öffentlichkeit zu bringen.

Weitere Informationen unter kunsthistorisches-forum-irsee.de.

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