Buchrezensionen, Rezensionen

Catalogue Foster + Partners, Prestel Verlag, London/München/Berlin/New York 2008.

Neues aus dem Hause Foster + Partners: eines der renommiertesten Architekturbüros der Gegenwart feierte im vergangenen Jahr sein vierzigjähriges Jubiläum. Aus diesem Anlass haben der Architekt und seine Kreativfabrik ihrer umfangreichen Publikationstätigkeit einige weitere Prachtbände hinzugefügt, darunter auch eine neue Ausgabe ihres „Catalogues“.

Es handelt sich genau genommen um eine überarbeitete und erweiterte Neuauflage des Catalogues von 2005, nur dass dieser Umstand im Editorial seltsamerweise nahezu schamhaft verschwiegen wird (so wie bereits die Ausgabe von 2001 in der 05-er Ausgabe kaum Erwähnung fand). Dabei wäre dieser Akt der geistigen Kindsweglegung keineswegs notwendig gewesen, denn sowohl die ältere als auch die aktuelle Ausgabe sind hervorragende Architekturpublikationen von bestechender Qualität.

Auf nunmehr 376 Seiten, dicht gepresst, präsentiert sich die Anthologie des Foster’schen Schaffens, anschaulich durch Fotos, Skizzen und Texte dokumentiert. Man ist immer wieder aufs Neue beeindruckt von der ungeheuren Vielseitigkeit des großen Architekten und seiner interdisziplinär besetzen Planungsteams. Foster + Partners haben auf zahlreichen Gebieten, auf ästhetischer, sowie auf städtebaulicher, gebäudetechnischer und ökologischer Ebene, neue Standards gesetzt. Darüber hinaus ist es ihnen aber auch gelungen, das breite Publikum für ihre Architektur zu gewinnen und viele der architektonischen Highlights haben sich mittlerweile zu populären Wahrzeichen entwickelt.

Dazu haben sich erst in jüngster Zeit wieder einige neue hinzugesellt. Plan- und termingerecht vor dem Beginn der Olympischen Spiele konnte Terminal 3 des „Beijing International Airport“ in Betrieb gehen, der mit einer Länge von 3,25 Kilometern das derzeit größte Gebäude der Welt darstellt. Das neue Wembley-Stadion in London oder die Philologische Bibliothek der Freien Universität Berlin sind nur einige wenige Beispiele für die umfangreiche Bautätigkeit der letzten beiden Jahre.

Spektakuläres versprechen auch andere Bauvorhaben aus der Foster’schen Gedankenschmiede: Seit 1989 arbeitet Foster an seinem ambitionierten Projekt „Millennium Tower“. In der Bucht von Tokio, zwei Kilometer vor der Küstenlinie soll ein schwindelerregender, 840 Metern hoher Wolkenkratzer emporwachsen, dessen konische Struktur den Erdbeben und Stürmen der Region Stand hält. Eine vertikale Stadt für 60.000 Einwohner soll hier entstehen.

Gleichzeitig ist seit 2005 bereits das Nachfolgeprojekt „Russia Tower“ in Planung. Der Turm von immerhin 600 Metern Höhe soll am Stadtrand Moskaus liegen und 25.000 Bewohner aufnehmen. Die Konzeption von drei radialen, sich nach oben verjüngenden Strängen verspricht eine atemberaubende Silhouette. Ebenfalls an der Moskauer Peripherie soll die völlig neuartige Satellitenstadt „Crystal Island“ entstehen, die ihren zukünftigen Siedlern unter dem weitläufigen Dach einer kühnen gläsernen Pyramide Schutz vor den Launen der Witterung bieten will.

Für die Zukunft sieht Foster große Umwälzungen auf die Architektur zukommen, ein rasanter Wandel bedingt durch technologische Transformationen. Daher setzt sein Unternehmen verstärkt auf die Arbeit in Netzwerken von Wissenschaftlern aus den verschiedensten Bereichen. Neben alten, neuen und zukünftigen Projekten gewährt der neue Band wieder spannende Einblicke in die Arbeitswelt von Foster + Partners und der Präsentation der Teams rund um den weltberühmten Architekten wird noch mehr Raum gewidmet als früher.

Im Vergleich der beiden Ausgaben zeigt sich, dass die Texte der älteren Projektbeschreibungen gelegentlich leicht modifiziert wurden, wogegen selbstverständlich nichts einzuwenden ist. Ein wenig irritiert es allerdings, dass in einigen Fällen die Angaben der Jahreszahlen widersprüchlich ausgefallen sind:

Die „Chesa Futura“, vorher mit Bauzeit 2000-2002, datiert nun mit 2000-2004, ohne dass genauere Gründe für die Zeitverschiebung genannt werden. Die Londoner „City Hall“, vorher als Singulär mit der Bauzeit 1998-2002 behandelt, erscheint plötzlich mit der Zeitangabe 1998-2008, da man sie mit dem Projekt „More London Masterplan“ fusionierte. Erst der Blick ins abschließende Werkregister bewahrt hier vor einem historischen Irrtum. Eine ähnliche Problematik ergibt sich im Fall der Revitalisierung des Duisburger Hafenbeckens, wo zwei ursprünglich separate Projekte nicht nur räumlich, sondern auch zeitlich verschmolzen.

Zukünftigen Architekturhistorikern auf Sir Normans Spuren dürften somit einige Fallstricke ausgelegt sein. Alles in allem jedoch kein ernsthafter Hinderungsgrund, um sich über den neuen „Catalogue“ zu freuen.

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