Nicht nur Insider wissen längst, dass Karlsruhe in Sachen Kunst keinesfalls badische Provinz ist. Eine Kunstakademie mit international renommierten Professoren, das ZKM als einzigartiges und ambitioniertes Museum für Kunst und Medientechnologie, die Staatliche Kunsthalle, der Badische Kunstverein sowie die Hochschule für Gestaltung, deren Gründer Heinrich Klotz schon mal beim Anbau des Guggenheim Museums als Gutachter nach New York geholt wurde, sprechen für sich. Elke Wüst-Kralowetz hat die Galerie Meyer Riegger in diesen Kontext verortet.
Die Galerie Meyer Riegger reiht sich in diese Riege problemlos ein. Dies nicht nur, weil sie mit den angesprochenen Institutionen zum Teil eng verbunden ist oder in ein Wechselspiel tritt, sondern auch, weil sie die internationale Ausrichtung mit den Genannten teilt.
Geplant war das so nicht. Ursprünglich, das heißt bei der Eröffnung der Galerie im Oktober 1997, war zunächst an einen selbstdefinierten Ausstellungsraum gedacht. Entsprechend wurden in der ersten Ausstellung der beiden Gründer Jochen Meyer, der als Literaturwissenschaftler bereits während seines Studiums Ausstellungserfahrung bei der Literarischen Gesellschaft Karlsruhe gesammelt hatte, und Thomas Riegger, der während seines Kunststudiums an der bereits erwähnten Akademie Ausstellungen in seiner Wohnung organisiert hatte, nicht verkäufliche Werke aus der Sammlung Marzona – u.a. Arbeiten von On Kawara, Hans Haacke, Jan Dibbets, Robert Morris und Robert Smithson – gezeigt.
Schon damals trat man in Beziehung zum ZKM, verstand man doch die Marzona-Ausstellung als Ergänzung zur gleichzeitig laufenden Eröffnungsausstellung »Kunst der Gegenwart« des Museums für Neue Kunst im ZKM, in welcher gerade die bei Meyer Riegger gezeigten Positionen ausgespart waren.
Das Nicht-Kommerzielle sollte sich jedoch schnell ändern. Hatten beispielsweise Verkäufe von Papierarbeiten an die Deutsche Bank die Gründung der Galerie ermöglicht, so konnte man über die Teilnahme an der Liste, der weltweit wichtigsten Messe für junge Kunst und Galerien, die parallel zur Art Basel stattfindet, sowie die frühe Aufnahme von Künstlern wie Franz Ackermann, Corinne Wasmuht, Daniel Roth, Silke Schatz oder Korpys/Löffler in die Galerie und deren Erfolg schnell auf sich aufmerksam machen und zu einer internationalen (Top-)Galerie aufsteigen.
Die grundsätzlich an der Konzeptkunst, Minimal Art, Land Art und Arte Povera orientierte programmatische Ausrichtung, insbesondere Fragestellungen über die Wahrnehmung von Raum und Zeit in der Kunst, wurden über die Jahre beibehalten, allerdings ergänzt um Positionen, die sich mit der Figur auseinandersetzen, was sich u.a. durch die Aufnahme von Miriam Cahn in die Galerie artikulierte.
Aufgrund der Entwicklung der Galerie war eine Dependance in Berlin unumgänglich. Nicht nur um am internationalen Diskurs beteiligt zu sein und um sich einer größeren Öffentlichkeit zu stellen, hat man die Galerie mit dem über 100 qm großen Ausstellungsraum an der Friedrichstraße, nahe dem ehemaligen Grenzübergang Checkpoint Charly, im Oktober 2008 bezogen und mit Arbeiten von Jonathan Monk und Eva Kotatkova eröffnet. Auch wollen die international präsenten Künstler der Galerie in Berlin ausstellen und gezeigt werden. Dass dort die Atmosphäre durchaus kritischer ist als in Karlsruhe, ist eine Erfahrung, mit der die Galeristen umzugehen haben.
Meyer Riegger werden Karlsruhe trotzdem treu bleiben. Bildet ihre Galerie hier doch eine Art Kunstzentrum, in dem – trotz aller kaufmännischer Erfordernisse des Geschäfts – auch die sozialen Beziehungen, gerade mit den Professoren der Kunstakademie und deren Studenten, intensiv gepflegt werden.