Unter der Leitung von Dr. Kirsten Voigt und in Zusammenarbeit mit PKG haben die Studierenden des Instituts für Kunstgeschichte am Karlsruher Institut für Technologie die reichhaltige Galerienlandschaft der badischen Stadt ergründet und präsentieren nun ihre Ergebnisse.
Um eines müssen sich Kunstinteressierte in Karlsruhe gewiss keine Sorgen machen: um ihre Freizeitgestaltung. Denn bei der Planung eines kulturellen Erlebnisses ist es wohl schwerer, sich für eine der vielen Galerien zu entscheiden, als überhaupt eine interessante Ausstellung aufzuspüren. Und anscheinend gibt es in der Tat viele dieser Kunstinteressierten in der knapp 300.000 Einwohner großen Stadt, denn nicht nur renommierte Häuser wie die Galerie Meyer Riegger können sich finanziell über Wasser halten, auch neue Projekte wie die Ferenbalm-Gurbrü-Station stoßen in Karlsruhe auf ein interessiertes Klientel.
Eines ist allen vorgestellten Galerien gemeinsam: die Nähe zur Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe. Die Galeristen bemühen sich, junge Absolventen zu unterstützen, sei es durch eigens für Studierende reservierte Ausstellungen, wie die Gruppenausstellung der Galerie Supper, oder durch die gezielte Förderung von Nachwuchstalenten, wie es die Galerie Knecht und Burster seit über 20 Jahren tut. Somit sind die meisten Ausstellungen in der zeitgenössischen Kunst verankert. Allerdings verfolgt jede Galerie ihr eigenes Erfolgskonzept.
In der Fernbalm-Gurbrü-Station sind vor allem Programmausstellungen zu sehen. Im thematischen Zentrum der Kunstwerke, die meist der Pop-Art oder ‚Trash Kunst‘ angehören, stehen Sozial- und Gesellschaftskritik sowie philosophische Betrachtungen des menschlichen Daseins – nicht umsonst bezeichnen die Kuratoren Baden und Baden ihre Galerie als »Neo-Dada-Surrealismus-Pop-Projekt«. Ein ähnliches Konzept verfolgt die Galerie Schuermer. Sie stellen zeitgenössische Werke aus, die Zerrissenheit und Unvollkommenheit spürbar machen. Den Mitteln, diese Stimmung zu erzeugen, sind dabei keine Grenzen gesetzt: ob Malerei, Plastik, Fotografie oder Medienkunst, all das ist in der Galerie Schuermer zu sehen.
Eine im wörtlichen Sinne kleine Perle ist die Galerie Clemens Thimme: auf nur 60 m² sind hier kleinformatige Gemälde, Grafiken und Kleinplastiken ausgestellt. Neben zeitgenössischen Künstlern sind auch Klassiker der Nachkriegskunst zu sehen, die Galerie stellt demnach nicht nur epochal, sondern auch thematisch eine große Bandbreite. Einen internationalen Radius bietet die Galerie Meyer Riegger, die seit 2008 auch in Berlin vertreten ist. Konzeptkunst, Minimal Art, Land Art und Arte Povera von international renommierten Künstlern sind hier zu sehen. Die Galerie richtet ihr Augenmerk hierbei besonders auf Kunstwerke, die Wahrnehmung von Raum und Zeit in der Kunst thematisieren. International ausgerichtet ist auch die Galerie von Dirk Supper, für den das wichtigste Kriterium bei der Auswahl der Ausstellungsstücke ist: Es muss ihn »berühren«. Das Ergebnis sind abwechslungsreiche Ausstellungen der Gegenwartskunst. Und auch die Vereinigten Staaten sind in Karlsruhe vertreten: die Galeristin Helgard Müller-Jensen hat sich besonders auf die Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts aus den USA spezialisiert.
Für die Studierenden stellte die Möglichkeit, Galerienporträts zu schreiben, einen großen Gewinn dar, wie eine nachfolgende Evaluation zeigte. Es bot sich nicht nur die Möglichkeit, mit den Galeristen in Kontakt zu treten, sondern auch einen Blick hinter die Kulissen des Galerienbetriebs zu werfen. Teilweise erfuhren sie von ganz unerwarteten Lebensläufen. So haben weder Alfred Knecht noch Rita Burster Kunst studiert, er ist vielmehr Lehrer und sie Betriebswirtin, und trotzdem führen die beiden die sehr erfolgreiche Galerie Knecht und Burster.