Meldungen zum Kunstgeschehen

Porträt der Galerie Schuermer

»Wir sind hier gelandet wie ein Ufo«. So beschreibt Michael Junga, Geschäftsführer der Galerie Schuermer, seinen Eindruck in Bezug auf die Resonanz der im November 2009 eröffneten Galerie in der Karlsruher Südstadt, die in unmittelbarer Nähe zum Badischen Staatstheater und dem Filmtheater Schauburg ansässig ist. Claudia Hurle hat sich diese noch recht junge Galerie genauer angeschaut.

Die neue Galerie wurde von vielen Seiten kritisch beäugt, da man unsicher war, ob es sich „nur“ um ein kurzfristiges Kunstprojekt handelte oder doch um eine ernsthafte Galerietätigkeit, die auf längere Zeit angelegt sein soll. Dass es sich um letzteres handelt, hat sich inzwischen erfolgreich herumgesprochen.

Die Galerie Schuermer ist nicht die erste Galerie von Inhaber Udo Schuermer und Geschäftsführer Michael Junga. Ihre gemeinsame Galerietätigkeit begann bereits im Jahr 2007 mit der Eröffnung der Galerie „Kunstraum 12“ in der Altstadt von Ettlingen. Udo Schuermer, der seit mehr als 25 Jahren als Regisseur tätig ist, übernahm 2007 die Intendanz der Ettlinger Schlossfestspiele. Im selben Jahr nahm seine bereits seit längerer Zeit im Verborgenen schlummernde Idee von der eigenen Galerie Gestalt an in Form von „Kunstraum 12“. Schuermer war seit vielen Jahren ein äußerst interessierter Kunstsammler, jedoch fehlte ihm zur Leitung einer Galerie der notwendige Erfahrungsschatz. Mit Michael Junga konnte er sich schließlich einen Partner an seine Seite holen, der eine langjährige Galerietätigkeit vorzuweisen hat. Er war als Geschäftsführer der renommierten Galerie Ruetz in München tätig, bevor ihn die bayerische Landeshauptstadt langweilte und er sich neuen Herausforderungen im badischen Ländle stellen wollte.

Die Basis für die gemeinsame Galerietätigkeit legten Schuermer wie auch Junga jeweils unabhängig voneinander. Beide hatten sich seit Jahren mit Künstlern und deren Werkkomplexen intensiv auseinander gesetzt und somit sowohl Beziehungen auf persönlicher als auch auf professioneller Ebene aufbauen können. Es entstand ein überregional tätiges Künstlernetzwerk, das weiter wächst.

Der Galeriebetrieb in Ettlingen erwies sich letztlich als schwierig, da die meisten Besucher von außerhalb kamen und man sich somit nicht in der Kulturlandschaft der Stadt verankern konnte. Daher entschlossen sich Schuermer und Junga zur Fortsetzung ihrer Arbeit in Karlsruhe. Die Konzeption der Galerie wurde nicht nur durch den Stadtwechsel an sich sondern auch und vor allem durch die damit verbundenen Begleiterscheinungen von Junga einer Frischekur unterzogen. Dazu gehörte auch die Namensänderung der Galerie, wozu Schuermer, wenn auch nach eigener Aussage widerwillig, seinen bekannten und renommierten Namen hergab.

»Ziel der Galerie ist es«, so Schuermer und Junga, »die Kunstlandschaft im Raum Karlsruhe und über die Region hinaus zu bereichern und mit Ausstellungen und Projekten eine Möglichkeit für einen lebendigen offenen Dialog mit kunstinteressiertem Publikum zu schaffen«.

Udo Schuermer und Michael Junga wollen zeitgenössische Kunst vermitteln, die den beiden besonders am Herzen liegt. Die Kunst, die die beiden zeigen wollen, ist Kunst, die Brüche aufweist. Kunst, die Fragen aufwirft anstatt Antworten zu geben. Kunst, der eine gewisse Zerrissenheit innewohnt, in der Unvollkommenheit spürbar wird. Das Konzept der Galerie schafft diesen Eigenschaften die notwendigen Voraussetzungen zur freien Entfaltung: Es handelt sich nicht um eine Programmgalerie, sondern es werden ganz unterschiedliche und vielseitige Positionen aktueller zeitgenössischer Kunst präsentiert, die in Malerei, Plastik, Fotografie oder Medienkunst ihren Ausdruck finden. Für Qualität stehen Namen wie Paul Deters, Kotek oder Tillmann Damrau.

Neben ihrem Kerngeschäft produziert die Galerie auch dokumentarische Videos über aktuelle Kunstprojekte sowie filmische und fotografische Künstlerporträts. Zudem werden Beratung und Betreuung bei Ausstellungen, Sammlungen, Objektausstattungen für den privaten und öffentlichen Kunstraum sowie Restaurierungen von Gemälden bzw. Papierarbeiten und Rahmungen angeboten.

Udo Schuermer und Michael Junga erachten die Tatsache, dass ihre Galerie noch jung ist und sich mitten im Wachstum befindet, nicht als Nachteil, sondern als ihren großen Vorteil gegenüber alteingesessenen Galerien. Die beiden sehen die Möglichkeit gegeben, flexibler und spontaner agieren und reagieren zu können, gerade was den Wunsch betrifft, eine Plattform für Nachwuchskunst zu sein. Sie wollen sich damit die ihnen so wichtige Unabhängigkeit bewahren, die ihrer Meinung nach unverzichtbar ist, um lebendig, vor allem aber auch authentisch zu bleiben.

Ihr Konzept scheint aufzugehen. Das Ufo hat keinen kurzen Zwischenstopp eingelegt sondern ist in der Karlsruher Galerienlandschaft angekommen.

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